„Die Krise der bayerisch-schwäbische Wirtschaft verschärft sich weiter. Noch immer wissen viele Unternehmen nicht, wie sie dem Teufelskreis aus weiterlaufenden Kosten und fehlenden Einnahmen entkommen können. Die Stimmung in der Wirtschaft kippt“, fasst Dr. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, die Rückmeldungen vieler Unternehmen zusammen. Angesichts der erneuten Verschärfung und Verlängerung des Lockdowns steht fest: „2021 wird ein weiteres Krisenjahr. Die bisherigen Maßnahmen konnten die Welle nicht brechen und viele Unternehmen warten noch immer auf lang versprochene Wirtschaftshilfen.“
Noch im letzten Sommer bestand die Hoffnung, dass die Wirtschaft bereits in diesem Jahr den fünfprozentigen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes 2020 aufholen kann. Der IHK-Konjunkturklimaindex bestätigte diese Chance. Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben: „Nach nun fast dreimonatigem Lockdown ist es unrealistisch, dass wir das Vorkrisenniveau zum Jahresende erreichen können. Die weitere Verschärfung und Verlängerung des Lockdowns machen eine schnelle Erholung unmöglich.“
Viele Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Krise sind nach Meinung der IHK Schwaben Opfer der unzureichenden Digitalisierung und überzogenen Regelungsdichte geworden. „Die Corona-Warn-App ist an der Datenschutzgrundverordnung gescheitert und die schnelle Bearbeitung und Auszahlung staatlicher Wirtschaftshilfen an einer funktionsfähigen Software“, nennt Kopton zwei Beispiele. Die Folge ist, dass die Politik ein Jahr nach den ersten Corona-Fälle in Deutschland weitgehend auf die gleichen Maßnahmen setzt wie im letzten Frühjahr. „Die Lernkurve im Management der Corona-Krise muss deutlich steiler werden. Wir brauchen einen Systemwechsel, weg von der Symptom- hin zur Ursachenbekämpfung“, fordert Kopton.
Die hohe Akzeptanz des bereits verlängerten Kurzarbeitergeldes zeigt, wie zielgenaue Wirtschaftshilfen konzipiert sein müssen. Dagegen kritisiert die IHK Schwaben, dass es mit der November- und Dezemberhilfe zu einer Ungleichbehandlung verschiedener Branchen und der Abkehr vom Kostendeckungsprinzip gekommen ist. „Beide Wirtschaftshilfen passen nicht zu den Überbrückungshilfen I und II. Sie haben für viel Unmut gesorgt. Die Überbrückungshilfe III korrigiert diesen Fehler“, stellt Lucassen fest.
Kopton abschließend: „Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind in vielen Unternehmen nicht mehr zu reparieren. 2021 wird ein Jahr deutlich steigender Unternehmensinsolvenzen werden. Wenn es nicht gelingt aus dem Teufelskreis immer neuer und längerer Lockdowns auszubrechen, dann wird es auch leistungsstarke Familienunternehmen treffen. Gleiches gilt für die jungen Menschen in den Abschlussklassen der allgemeinbildenden und beruflichen Schulen, also für die Fachkräfte von morgen. Auch sie dürfen nicht zu Verlierern der Krise werden. Das Corona-Management der Politik muss verständlicher, digitaler und fokussierter werden. Sonst verlieren wir den Motor unseres Wohlstandes: die Unternehmen.“