Kempten und Augsburg entwickeln ein gemeinsames Konzept, um das römische Erbe in Schwaben zu präsentieren. Eine durch den Freistaat geförderte Studie soll die jeweiligen Schwerpunkte der beiden wichtigsten bayerischen Römerstädte herausarbeiten. Dafür geben die beiden Kommunen bei international renommierten britischen Spezialisten eine gemeinsame Studie in Auftrag, welche als strategisches Vermittlungsrahmenwerk („Interpretation Framework“) die jeweiligen Schwerpunkte der Standorte und deren Alleinstellungsmerkmale herausarbeitet. Sie bildet eine erste Grundlage für die abgestimmte Präsentation des gemeinsamen römischen Erbes.
Die Studie wird aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die gesamtbayerische Museumslandschaft durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern mit 50 Prozent gefördert. Sie dient als konzeptionelle Grundlage für eine künftige museale Neupräsentation der Römerstädte Kempten und Augsburg.
Für Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber ein wichtiger Schritt: „Die Römer hatten überregionale Bedeutung und so ist es absolut folgerichtig, auch die Aufarbeitung und Vermittlung des römischen Erbes im gesamtschwäbischen Kontext zu denken“, so Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber.
Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle freut sich über die Initiative: „Nun widmen sich die beiden schon in der Antike verbundenen Städte gemeinsam der Förderung ihres einzigartigen kulturellen Erbes. Wir entwickeln ein Konzept zur öffentlichkeitswirksamen Vermittlung unserer Römerstädte – als touristische Ziele ebenso wie als außerschulische Lernorte und Wirtschaftsfaktoren für Schwaben.“
Besondere Rolle Augsburgs und Kemptens als erste Städte im römischen Bayern
Das heutige Bayern gehörte fast 500 Jahre lang zum Römischen Reich. In dieser Zeit entwickelt sich eine eigenständige provinztypische Kultur, deren Nachwirkungen den Freistaat bis heute prägen. So fußt die Infrastruktur Bayerns in wesentlichen Teilen auf den damaligen Errungenschaften: Von den in römischer Zeit erstmals ausgebauten Fernverkehrswegen über die Aufsiedlung des Landes bis hin zu Rechts- und Wirtschaftssystemen sowie Verwaltungs- und später auch Kirchenstrukturen.
Ebenso wie heute fungierten auch im Römischen Reich die Siedlungen als Motoren gesellschaftlicher Entwicklungen– mit komplexem Gemeinwesen und großer Strahlkraft für das Land.
Kempten/Cambodunum diente als erstes zivile Zentrum der Provinz – gegründet als Planstadt mit dem Ziel, die Entwicklung der Provinz voranzutreiben. Augsburg/Augusta Vindelicum hingegen war der erste und wichtigste Militärstandort der Provinz und übernahm spätestens um 100 n. Chr. die Funktion als Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Der Statthalter in Augsburg vertrat den Kaiser in Rom. Dementsprechend besitzen viele Funde aus Augsburg weit überregionale Bedeutung.
Bildunterschrift: APC Kempten – Tempelbezirk
Bild: Karl Jena