Die emotionale Achterbahn-Fahrt des FC Memmingen im Regionalliga-Abstiegskampf setzte sich auch beim 3:2 (2:0) Auswärtssieg beim FC Eintracht Bamberg fort. Mit einer Niederlage wäre der sportliche Abstieg besiegelt gewesen. Nun sind die Allgäuer zwei Spieltage vor Schluss aber wieder bis auf zwei Punkte am Gegner und damit am 16. Tabellenplatz, dem ersten Relegationsrang, dran. Soweit die nüchternen Fakten. Was sich aber in der Nachspielzeit vor fast tausend Zuschauern im Bamberger Fuchsparkstadion abspielte, war an Dramatik fast nicht mehr zu überbieten.
Drei Treffer hatten die Memminger schon vorgelegt. Trotzdem wurden die letzten Minuten zur nervenaufreibenden Zitterpartie. Als der gerade eingewechselte Manuel Konrad in der 80. Minute das 0:3 machte, war die Partie eigentlich entschieden. Die mitgereisten FCM-Fans skandierten „Auswärtssieg, Auswärtssieg“. In der ersten Halbzeit hatten Maximilian Berwein aus spitzem Winkel (24.) und Luis Sailer Fidalgo mit einem satten Flachschuss aus 27 Metern getroffen (35.).
Die Hektik der Anreise mit der verspäteten Ankunft machte sich nicht bemerkbar. Der Mannschaftsbus steckte lange in einer Autobahn-Totalsperre nach einem schweren Verkehrsunfall fest. Deshalb ging es 35 Minuten später los. Nach einer Viertelstunde war für den jungen Verteidiger Timo Schmidt – mit einer vermutlich schweren Knieverletzung – Schluss. Tiziano Mulas, der angeschlagen in die Begegnung gegangen war, blieb zur Pause in der Kabine. All dies wurde 90 Minuten lang weggesteckt.
Der alte Sepp-Herberger-Spruch, dass ein Fußballspiel 90 Minuten dauert, wurde danach grundlegend auf den Kopf gestellt. Die nie aufsteckenden, aber im Abschluss glücklosen Bamberger erzielten durch den im Sommer zu Holstein Kiel wechselnden Philipp Hack das 1:3 (90. + 1). FCM-Torhüter Dominik Dewein wähnte, dass der Ball nicht im Kasten gewesen und von der Querlatte zurückgesprungen sei und gab das Spielgerät deshalb nicht gleich heraus. Wegen des Gerangels mit einem Gegenspieler sah er Gelb-Rot, kurz zuvor war er wegen Spielverzögerung bereits von Schiedsrichter Steffen Ehwald (Geldersheim) verwarnt worden. A-Junioren-Torhüter Lukas Da Silva Pötzinger kam kalt von der Bank in den Kasten und musste gleich bei der ersten Aktion das 2:3 durch Schönwiesner (90. + 3) schlucken. Zwei weitere Torschüsse parierte der 19-jährige. Nach fünf Nachspielminuten pfiff der Unparteiische – aus Sicht der Hausherren zu früh – ab. Aus Memminger Sicht noch rechtzeitig genug, bevor das Spiel mit der vermeintlich souveränen Führung vollends zu kippen drohte.
„Wir haben schon bessere Spiele gemacht, die wir nicht gewonnen haben“, war für FCM-Trainer Matthias Günes das Ergebnis an diesem denkwürdigen Fußballnachmittag erst einmal das Wichtigste. Sichtlich angefressen war sein Gegenüber Jan Gernlein: „An einer Niederlage ist immer der Trainer schuld, also nehme ich sie auf meine Kappe. Ich hätte anderes Personal wählen müssen.“
Das Saisonfinale könnte genauso nervenaufreibend weitergehen. Auch das letzte Heimspiel kommenden Freitag (19 Uhr) gegen den SV Wacker Burghausen müssen die Memminger wieder gewinnen um sportlich im Rennen zu bleiben. Hier muss es ohne den gesperrten Dewein und vermutlich auch die Verletzten Schmidt und Mulas gehen.
FC Eintracht Bamberg 2010: Dellermann -Schmitt, Popp, Kettler (73. Schönwiesner), Linz, Reischmann, Ljevsic, Hack, Leistner (46. Baumgartl), Auer (62. Reck), Lang (62. Görtler).
FC Memmingen: Dewein – Sailer Fidalgo, Bauer, Dolinski, Schmidt (15. Maier) – Rietzler, Hingerl (78. Konrad) – Lutz, Mulas (46. Remiger), Berwein (90. + 1 Da Silva Pötzinger) – Müller (69. Bareis).
Tore: 0:1 Maximilian Berwein (24.), 0:2 Luis Sailer Fidalgo (35.), 0:3 Manuel Konrad (79.), 1:3 Philipp Hack (90.), 2:3 Björn Schönwiesner (90.+3). – Schiedsrichter: Steffen Ehwald (Geldersheim) – Gelbe Karten: Schmitt, Lang, Popp, Gernlein (Trainer) / Rietzler, Dewein. – Gelb-Rot: Dominik Dewein (90./FC Memmingen/). – Zuschauer: 996.