„Isch des geil wieder auf dem Platz zum schdau“. Wer aus dem Pulk der Nachwuchsfußballer des FC Memmingen diesen Ruf übers Stadiongelände schallen ließ, konnte Thomas Neudecker nicht ausmachen. „Aber dass die Freude riesengroß ist nach mehr als vier Monaten wieder trainieren zu dürfen, war allen deutlich anzusehen“, blickte der sportliche Leiter des FCM-Nachwuchses nur in lachende Gesichter als die Masken der U12-Kicker fielen. Sie durften am Mittwoch als Erste wieder ran. Die anderen FCM-Teams bis runter zu den kleinsten Bambinis folgten im Lauf der Woche. 20 Kinder unter 14 Jahren dürfen in Bayern aufgrund der Corona-Lockerungen wieder gleichzeitig auf die Sportplätze (in Baden-Württemberg übrigens bis einschließlich 14 Jahre). Wenn auch nur unter strengen Auflagen.
Neudecker hat für den Verein, angelehnt an den Re-Start im vergangenen Jahr, wieder ein entsprechendes Trainings-/Sicherheit-Hygiene-Konzept erstellt. Was wieder einmal nicht ganz so einfach war, denn von oben wurde zwar die Trainingsfreigabe für die Kinder ab 8. März erteilt. Konkrete Vorgaben, was und wie genau möglich ist, gab es zunächst nicht und tröpfelte erst nach und nach herein. Es wird kontaktlos gruppenweise trainiert, auf 1,5 bis 2 Meter Mindestabstand penibel geachtet und begrüßt wird auf Distanz. Auch die Kleinsten müssen Masken vom Stadioneingang bis zum Platz tragen, komplett umgezogen erscheinen und verschwitzt wieder den Heimweg antreten. Geduscht werden muss zuhause, die sanitären Einrichtungen sind bis auf die Toiletten geschlossen. Kabinen und Sportheime dürfen nicht genutzt werden. Alles was im Training gebraucht wird, von den Bällen über Hütchen, und Stangen und Torwart-Handschuhen muss hinterher desinfiziert werden. Und natürlich viel Papier, Bestimmungen schriftlich aushändigen, von den Eltern unterschreiben lassen, Teilnehmerlisten zur möglichen Kontaktnachverfolgung führen …
Aber der Ball ist wieder im Spiel. Und das ist das Wichtigste nach monatelangem Stillstand. Wobei Stillstand es im Fall der FCM-Jugendabteilung ganz und gar nicht trifft. Es wurde viel gemacht, nicht nur um die Jugendfußballer bei Laune zu halten, sprich die Bindung zur eigenen Mannschaft und zum Verein zu erhalten, wie auch eine gewisse Grundfitness. Die ganzen Lockdown-Wochen gab es fortlaufend Online-Einheiten nicht nur durch die engagierten Jugendtrainer.
Von der Regionalliga-Truppe wurden Cheftrainer Esad Kahric für die Jüngeren, Spieler Thilo Wilke für die Älteren und Torwart-Trainer Mario Spendel dafür gewonnen. Den Kräftigungs- und Stabilisationspart übernahm die lizenzierte Fitness- und Kinder-Reha-Trainerin Kathrin Fleschhut (AllgäuSporty/MAMAfit Allgäu). Die Kids waren mit großer Beteiligung und Begeisterung bei den Angeboten für die verschiedenen Altersklassen dabei. Abgerundet wurde alles mit verschiedenen Geschicklichkeits-Wettbewerben, die per Video dokumentiert wurden. Die Jugendtrainer wiederum nahmen an eigenen Online-Workshops zur Ernährungsberatung mit Fitness-Partner H3O oder zu Sportverletzungen im Juniorenbereich mit FCM-Physiotherapeut Ugur Eren teil.
Neudecker hat zumindest für den FCM noch nicht ausgemacht, dass Kinder und Jugendliche an die Playstation verloren wurde, wie viele befürchten. Das vielfältige Engagement auch in der Zwangspause hat sich herumgesprochen und scheint sich auch für die nähere Zukunft auszuzahlen. Es kommen bereits viele Anfragen von Jugendspielern und ihren Eltern für die nächste Saison herein.
Aber zunächst einmal dürfen die Kids bis 14 also wieder auf den Platz, solange die maßgebende Sieben-Tage-Infektionsinzidenz in Memmingen unter 100 je 100.000 Einwohner liegt. Beim FCM betrifft dies allerdings nicht einmal die Hälfte der rund 300 Jugendfußballer. Alle anderen ab 14 Jahren aufwärts und auch die Erwachsenen dürfen noch nicht und können frühestens ins Mannschaftstraining bei einer stabilen Inzidenz unter 50 einsteigen. Und die ist in den kommenden Wochen wohl eher nicht zu erwarten. Und ab wann wieder reguläre Fußballspiele möglich sind, darüber wurde in der Politik noch gar nicht ernsthaft gesprochen.