Der Landkreis will einen kompetenten Umgang mit Smartphone, Videospielen und Co. fördern
133 Minuten verbringen Jugendliche laut einer Studie täglich vor dem Fernseher, 109 Minuten mit digitalen Spielen und 204 Minuten im Internet. Diese alarmierenden Zahlen präsentierte Kreisjugendpflegerin Julia Veitenhansl im Unterallgäuer Jugendhilfeausschuss. Viele Eltern und Fachkräfte seien mit der aktuellen Mediennutzung von Kindern überfordert. Um die Medienkompetenz zu stärken – ob bei Eltern, Lehrkräften oder den Kindern selbst – gibt es künftig mehr Unterstützung vom Landkreis.
Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen und dem schnellen technischen Fortschritt sind digitale Medien laut Veitenhansl in der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen allgegenwärtig. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung beschleunigt. Aus diesem Grund habe das Jugendamt das Thema in den Blick genommen und in der Jugendhilfeplanung den Bedarf und den Bestand an Präventionsangeboten ermittelt. Das Ergebnis: „Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, sagte die Kreisjugendpflegerin. Es gebe dringend Handlungsbedarf, vor allem bei den Angeboten für Eltern. Der Landkreis habe zudem auch den gesetzlichen Auftrag, die Medienkompetenz im Rahmen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes zu fördern.
Geplant ist, eine im Jugendamt bereits vorhandene Stelle zur „Medienkompetenzstelle“ zu machen. „Diese soll vor allem im Bereich der Elternbildung tätig werden“, erklärte Veitenhansl. Dazu passend soll die Stelle auch das Präventionsprojekt „Elterntalk“ betreuen, das das Jugendamt bereits seit einigen Jahren erfolgreich anbietet. Dabei handelt es sich um moderierte Gesprächsrunden, bei denen Eltern über Themen wie Medien oder Konsum diskutieren. Darüber hinaus soll es laut der Kreisjugendpflegerin auch mehr aktive Medienarbeit mit Kindern und Jugendlichen geben sowie ein zusätzliches Beratungs- und Unterstützungsangebot für Fachkräfte. Hierzu beschloss der Jugendhilfeausschuss, dass die medienpädagogische Arbeit des Kreisjugendrings von sechs auf zehn Stunden pro Woche aufgestockt wird. Zudem soll die bei der Arbeiterwohlfahrt angestellte Präventionsfachkraft langfristig mehr Stunden erhalten.
Neu ist darüber hinaus ein sogenannter Präventionswegweiser auf der Homepage der Gesundheitsregion Memmingen-Unterallgäu. Unter www.gesundheit.memmingen.de sind alle Angebote in der Region aufgeführt – nicht nur zur Prävention im Bereich Medien, sondern auch zu Themen wie Sucht, Mobbing, Gewalt, Kriminalität oder Überschuldung.
„Die Nachfrage nach solchen Angeboten steigt kontinuierlich“, betonte die Kreisjugendpflegerin. Deshalb hat das Jugendamt den Teilplan Jugendarbeit der Jugendhilfeplanung fortgeschrieben und die genannten Lösungsansätze erarbeitet. Viele andere Maßnahmen aus der bisherigen Planung konnte bereits umgesetzt werden, informierte Jugendamtsleiterin Christine Keller – von neuen Zuschussrichtlinien für die hauptamtliche Jugendarbeit bis hin zu Aktionen für die Kinderparlamente oder die Jugendbeauftragten im Landkreis.
Ziel ist es, das Unterallgäu noch jugendfreundlicher zu gestalten. „Wir haben hier im Landkreis allerdings bereits eine sehr gute Struktur“, sagte Veitenhansl und lobte die rund 1300 Vereine, Verbände und anderen Zusammenschlüssen von Ehrenamtlichen für ihre Jugendarbeit. Diese wolle der Landkreis mit seinem breiten Angebot an Schulungen und Fortbildung weiterhin gezielt unterstützen.
Weitere Themen in Kürze
- Mehr Geld für Pflegekinder: Die Pflegefamilien erhalten zusätzlich zum Pflegegeld für die jungen Menschen in Vollzeitpflege auch eine Pauschale für spezielle zusätzliche Leistungen. Diese wurde von 30 auf 60 Euro pro Monat erhöht – unter anderem aufgrund der allgemeinen Preissteigerung. Das Unterallgäuer Jugendamt betreut rund 90 Kinder, die bei Pflegeeltern leben.
- Kosten für Jugendhilfe steigen: Die Kosten für die Jugendhilfe steigen weiter. Wie Jugendamtsleiterin Christine Keller in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses informierte, rechnet sie im kommenden Jahr mit Mehrausgaben in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Insgesamt sind für die Jugendhilfe unterm Strich Ausgaben in Höhe von 14,64 Millionen Euro vorgesehen. Zu den größten Posten gehören die Kosten für die Sozialpädagogische Familienhilfe, die Heimerziehung und die Eingliederungshilfe. Der Jugendhilfeausschuss empfahl dem Kreistag, die Haushaltsansätze wie von der Verwaltung vorgeschlagen zu bilden. Der Bedarf an Hilfen nimmt laut Jugendamt seit Jahren zu und sorgt für steigende Ausgaben.