42.976 Menschen sind im vergangenen Jahr mit dem Unterallgäuer Flexibus gefahren. Damit hat sich die Zahl der Fahrgäste gegenüber dem Vorjahr (2021: 21.353 Nutzer) verdoppelt. „Das kann sich durchaus sehen lassen“, sagte Helmut Höld, Beauftragter für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) am Landratsamt, jetzt im Mobilitätsausschuss des Unterallgäuer Kreistags. Der Flexibus verkehrt mittlerweile in 38 Gemeinden. In diesem Jahr sollen weitere Kommunen folgen und der Ausbau des Netzes soll abgeschlossen werden.
Zunächst ging der ÖPNV-Beauftragte auf die Statistik für das Jahr 2022 ein. Hier zeige sich, dass der Flexibus in den Knoten mit den Städten Bad Wörishofen und Mindelheim besonders gut genutzt wird, während es in ländlichen Gebieten schwieriger ist, Fahrgäste zu generieren.
Weniger Nutzer als angenommen gibt es aktuell in den Knoten Babenhausen-Boos und Kirchheim-Pfaffenhausen. Im Knoten Babenhausen-Boos fuhren im vergangenen Jahr 3.712 Personen mit dem Flexibus. Das entspricht etwa 40 Prozent der ursprünglichen Prognose. Im Knoten Kirchheim-Pfaffenhausen wurden 2022 3058 Fahrgäste befördert – das ist gut die Hälfte der anfänglichen Schätzung. Deshalb hat der Betreiber der Knoten, die Flexibus KG, um eine Tarifanpassung gebeten. Diese sei nötig, um die Knoten weiterhin betreiben zu können.
Um das Defizit abzufedern, beschloss der Ausschuss für Mobilität, Nahverkehr und Verkehrsvernetzung, dass ein neues Finanzierungsmodell angewendet wird – so wie in den Knoten Türkheim-Ettringen und Ottobeuren-Markt Rettenbach. Durch einen sogenannten Anpassungsdivisor erhält das Busunternehmen nun einen höheren finanziellen Ausgleich, wenn die Fahrgastzahlen unter der Prognose liegen. Im Gegenzug ist der Ausgleich geringer, wenn die Zahlen darüber hinausgehen. Das bedeutet, dass die öffentliche Hand dem Busunternehmen bei den Fixkosten stärker unter die Arme greift, denn dieses muss auch bei niedrigen Fahrgastzahlen Fahrer und Fahrzeuge vorhalten. Bei höheren Zahlen ist der Ausgleich dagegen geringer, damit es nicht zu einer Überfinanzierung kommt. „Wir erhöhen nicht einfach nur den Zuschuss, wir verändern das System“, betonte der Landrat.
Helmut Höld erklärte zudem: Das wirtschaftliche Risiko bleibe auch bei der neuen Berechnungsmethode beim Unternehmen und dieses habe weiterhin einen Anreiz, möglichst viele Fahrgäste zu befördern. Für die Bürgerinnen und Bürger bleibt der Flexibus so günstig wie bisher. Denn das Defizit, das dem Busunternehmen je Fahrt entsteht, tragen der Landkreis und die Gemeinden im jeweiligen Knoten – abzüglich einer Förderung des Freistaats.
Darüber hinaus schuf der Ausschuss in der Sitzung die Voraussetzung für die beiden neuen Flexibus-Knoten Bad-Grönenbach-Illerwinkel und Markt Wald-Tussenhausen. Diese sollen in diesem Jahr in Betrieb gehen und die letzten Lücken im Flexibus-Netz schließen. Deshalb sprach Landrat Eder von einem „besonderen Moment“, als der Ausschuss grünes Licht für zwei neue allgemeine Vorschriften zu Betrieb und Finanzierung gab. Damit haben Unternehmen, die den Flexibus betreiben wollen, nun die Möglichkeit eigenwirtschaftliche Genehmigungsanträge zu stellen, erklärte Sachgebietsleiterin Christine Heim.
Benningen, Lachen, Wolfertschwenden, Kronburg und Legau haben sich bereits dazu entschieden, dem neuen Flexibus-Knoten Bad-Grönenbach-Illerwinkel beizutreten. In Bad Grönenbach, Lautrach und Woringen stehen die Beschlüsse noch aus. Auch Tussenhausen möchte den Flexibus, Markt Wald hat sich noch nicht festgelegt.
Mit den beiden neuen Knoten ist der Ausbau des Flexibus-Netzes abgeschlossen. Nicht angeboten wird der Flexibus in Buxheim, Trunkelsberg und Memmingerberg, da diese Gemeinden durch die vom Landkreis mitfinanzierten Regionalbus- oder Stadtbuslinien bereits sehr gut erschlossen sind. Auch in Rammingen verkehrt der Flexibus nicht, da sich der Gemeinderat dagegen entschieden hat.
Der Flexibus
Der Flexibus ist eine Ergänzung zum Öffentlichen Personennahverkehr und bindet auch kleine Orte und Weiler an Bus- und Bahnlinien an. Er verkehrt in einem begrenzten Gebiet, dem sogenannten Knoten, und fährt dort unabhängig von einem Fahrplan. Durch ein dichtes Netz an Haltestellen befördert der Flexibus die Fahrgäste nahezu von Tür zu Tür. Die Fußwege zur nächsten Haltestelle betragen in der Regel nicht mehr als 100 bis 150 Meter. Die Fahrt wird individuell gebucht – telefonisch oder mit der Flexibus-App. Wer mit Schwerbehindertenausweis und entsprechender Wertmarke unterwegs ist, fährt kostenlos. Alle anderen zahlen etwas mehr als für den regulären Linienbus.