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Schwabmünchen: Staatsministerin a.D. Carolina Trautner macht Judo

Die optische Verwandlung von der Politikerin zu Judo-Athletin ging ganz schnell. Dann kam das Training. Das dauerte etwas länger und war viel anstrengender: Der ehemaligen bayrischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Carolina Trautners Selbsterfahrung mit dieser besonderen Sportart sollte eine ganz spezielle werden.

Wer auch immer mit Regina und Hannes Daxbacher zu tun hat, ohne Judo geht so ein Kontakt nie ab. Manchmal nur verbal, manchmal aber auch ganz motorisch. Alle beide Erlebnisse hatte Carolina Trautner, die zurzeit eine ganze Reihe von unterschiedlichen Erfahrungen macht.

Trautner macht Praktikum heißt ihre Schnuppertour durch die unterschiedlichsten Berufe, die, wie sie sagt, ihr ganz neue Einblicke und Erfahrungen ermöglicht und die Probleme der Menschen mit anderen Augen sehen lässt. „Wer mal in der Gastronomie Kartoffeln geschält, morgens um drei Uhr in einer Backstube selbst gewerkelt hat oder die wertvolle Arbeit im Gesundheitshaus Reichart gesehen hat, weiß ein bisschen mehr über die Sorgen und Nöte der normalerweise dort arbeitenden Menschen und Kunden“ so die Sozialpolitikerin. Doch jetzt machte die 61-Jährige ihre ersten Erfahrungen im Judo, und das ganz freiwillig und extrem gespannt: „Mal sehen, was mich erwartet und wie es mir ein paar Tage später geht.“

Der Judoanzug mit Weißgurt, wie es sich für Anfänger gehört, stand ihr hervorragend, auch wenn sie noch nicht so ganz wusste, wie sie sich darin fühlt. Deshalb ließen es die Daxbachers, beide hoch dekorierte und auf der sportlichen Weltbühne erfolgreiche Judoka, auch langsam angehen: Begrüßung auf japanisch mit korrekter Haltung und Verbeugung zum Gegenüber, dem Lehrer, dem Trainingspartner, dem Gegner. „Viel davon sagt danke für die Zusammenarbeit und zollt dem Anderen Respekt“, erklärt Hannes Daxbacher.

Dann geht es richtig los, und zwar mit Gymnastik, Aufwärmen und damit dem Schutz vor Verletzungen. „Da waren spannende Bewegungsabläufe dabei, die ich noch nicht kannte“, meint die Sportlerin, die sich vorrangig durch joggen und bergwandern fit hält. „Und ich dehnte Muskeln, die mir etwas eingerostet erschienen.“ Trotzdem: Trautner zeigte sich geschickt, bewegte sich sportlich elegant. Hannes Daxbacher und seine Frau sparten deswegen auch nicht mit Komplimenten.

Dann die Fallschule, wichtig um Verletzungen zu vermeiden. „Vorher geht es darum, den Partner aus dem Gleichgewicht zu bringen, länger stehen zu bleiben als der andere“, erklärt der ehemalige Europameister. Sie lernt sicher zu stehen, geschickt zu fallen, sich dabei zu schützen. „Das ist sicherlich auch gut für den Alltag, politisch wie motorisch gesehen“, meint Trautner und ergänzt: „Wieder aufstehen und weitermachen ist mindestens so wichtig wie geschickt stürzen.“

Danach die Vorbereitung auf den Kampf, natürlich spielerisch und mit viel Spaß verbunden. Nach einer Übungsphase schafft sie es, den 100 Kilo-Mann zu werfen. „Ein tolles Erlebnis“, freut sie sich und betont: „Das gibt Selbstbewusstsein, Wissen um ungeahnte Kräfte. Das ist besonders für Frauen wichtig. Judo hilft dabei, sich vor gegnerischen Angriffen zu schützen und eine Chance sogar gegen Stärkere zu haben. Auch Körpersprache ist ein wichtiges Thema.“ Regina Daxbacher erzählt, dass sie schon viele Kurse für Frauen gegeben hat, die dazu beigetragen hätten, das weibliche Geschlecht im Alltag sicherer und stärker zu machen.

Über eine Stunde „arbeiten“ die Judo-Meister und die Anfänger miteinander, fordern sich. „Sie zeigten sich sehr engagiert und ich gehe davon aus, dass sie spätestens ab jetzt eine gute Botschafterin für unseren Sport sind“, betont Hannes Daxbacher. „Ich bin begeistert von der Lehrstunde“, so die studierte Pharmazeutin, die schon immer gerne Menschen aller Altersstufen zu Sport animierte, auch wenn der Anfang Überwindung koste. Sie lobte nicht nur das lebenslange sportliche Engagement der Daxbachers, sondern auch deren soziale Arbeit und Einsatz für den Frieden.

„Besonders gefallen hat mir heute die Wertschätzung, die man beim Judo dem Partner oder Gegner entgegenbringt, der gegenseitige Respekt und der angemessene Einsatz der Kräfte. Viele Werte dieses Sports sind auf die Politik übertragbar und sollten dort beachtet werden.“ Trautner freut sich, dass sie dieser Vormittag aus dem Alltagstrott herausbrachte. „Man verliert leicht den Blick auf andere. Da kann ein Rollentausch, eine neue Erfahrung, eine Situationsänderung helfen, neue Erkenntnisse zu erwerben und sie umzusetzen. Ich habe bei meiner Judo-Schnupperstunde sehr viel gelernt und sicherlich auch einiges für mein weiteres Leben mitgenommen. Ich hoffe, der Muskelkater wird nicht allzu schlimm und ich habe mir direkt vorgenommen, wieder mehr Gymnastik zu machen, um beweglicher zu werden.“

Bild: Reinhold Radloff