Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben ist im Herbst klar auf Erholungskurs. Das geht aus der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage 2020 hervor, an der fast 1.000 bayerisch-schwäbische IHK-Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen teilgenommen haben. Trotz wieder zunehmender Corona-Beschränkungen ist der IHK-Konjunkturindex nach dem Rekord-Absturz im Frühjahr um ganze 25 Punkte auf einen Wert von 109 geklettert. „Das zeigt, dass sich der Großteil der Unternehmen erfolgreich gegen die Krise stemmt und zurück in der Spur ist–auch dank staatlicher Hilfen“, sagt Dr. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben. Der IHK-Konjunkturindex gibt an, wie die bayerisch-schwäbischen Unternehmen die aktuelle Geschäftslage beurteilen, und spiegelt deren Erwartungen wider. Mit einem Wert von 109 liegt der Index im dritten Quartal 2020 zwar weiter unter dem Vorjahreswert (118)und deutlich unter dem Mittel der vergangenen zehn Jahre(127). Er verzeichnet aber den stärksten Anstieg in den vergangenen 20 Jahren.„Das zeigt, dass sich die Wirtschaft schneller erholt als 2009 nach der Finanzmarktkrise“, sagt Kopton.
Die befürchtete Insolvenzwelle ist bislang ausgeblieben
Laut der Umfrage bewerten inzwischen 38 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut. 23 Prozent der Unternehmen geben an, bereits zur Geschäftstätigkeit vor Ausbruch der Corona-Krise zurückgekehrt zu sein. Eine weitere positive Entwicklung: Die befürchtete Insolvenzwelle ist dank zahlreicher Unterstützungsmaßnahmen der Politik bisher ausgeblieben. Aktuell beurteilen 52 Prozent der Unternehmen ihren Liquiditätsstatus als gut, im Mai waren es noch zehn Prozentpunkte weniger. „Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Lockdown viele tausend Unternehmen in Bayerisch-Schwaben in akute Insolvenzgefahr gebracht hat und wir weiter um jedes einzelne kämpfen müssen“, betont Kopton. Zehn Prozent der Unternehmen bezeichnen ihren Liquiditätsstatus nach wie vor als schlecht oder gar existenzbedrohend. Im Mai war es noch jedes fünfte Unternehmen, das sich in Insolvenzgefahr sah.
Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage variieren sehr stark
Je nach Produkt, Absatz und Lieferantenbeziehungen sind die Unternehmen unterschiedlich gut aus der Krise gekommen. Besonders die Bauwirtschaft spürt die Auswirkungen bislang noch nicht. Der Blick in die Zukunft ist für viele Unternehmen mit Unsicherheiten verbunden –insbesondere in Branchen wie dem Reise- und Gastgewerbe, das die Krise besonders getroffen hat. Die Industrie, die bereits vor der Krise auf eine Rezession zusteuerte, litt zusätzlich unter den Corona-Beschränkungen. Die Bereitschaft, zu investieren oder Personal einzustellen, ist quer durch alle Bereiche verhalten. Auch die vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweige spüren die Zurückhaltung der Industrie.
Die Politik ist jetzt gefordert
IHK-Präsident Kopton warnt daher: „Der begonnene Weg der wirtschaftlichen Erholung steht auf wackeligen Beinen. Es ist jetzt wichtig, dass die Politik den bisherigen Erholungskurs unserer Unternehmen weiter unterstützt und wie angekündigt auf neue Belastungen verzichtet. Dazu bedarf es nicht nur der Akuthilfe in der Krise, sondern langfristiger Entscheidungen, die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiter verbessern.“ Nach der schwächelnden Inlandsnachfrage nannten die Unternehmen die politischen Rahmenbedingungen als Hauptrisikofaktor für ihre wirtschaftliche Entwicklung. „Die Politik muss die Weichen für die Zukunft zu stellen. Statt zusätzlicher Bürokratie durch neue Gesetze benötigt die Wirtschaft in dieser Phase klare Signale des Aufbruchs und des Gestaltungswillens“, sagt Kopton.