Die pessimistischen Erwartungen für das vierte Quartal haben sich nicht erfüllt. Die aktuelle Geschäftslage wird etwas besser als noch im Vorquartal eingeschätzt und die Zukunftserwartungen sind nicht mehr ganz so düster. Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner: „So schlimm wie befürchtet ist es nicht gekommen. Doch die Krise ist noch nicht ausgestanden. Vor allem das Bauhauptgewerbe spürt, dass neue Aufträge ausbleiben oder zurückgestellt werden. Im Ausbauhandwerk läuft es dagegen besser. Bei den Bäckern und Metzgern herrscht trotz Sorgenfalten wieder etwas mehr Zuversicht. Die Konjunkturdaten zeigen an der Preisfront etwas Entspannung, auch wenn vor allem energieintensive Unternehmen finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen. Umso schneller muss die schon länger angekündigte bayerische Energiehärtefallhilfe konkretisiert und umgesetzt werden.“
Handwerk spürt Krisenfolgen
Auch wenn sich die Lieferengpässe nicht weiter verschärft haben und sich der Preisanstieg zuletzt verlangsamt hat, bleibt das Handwerk im Krisenmodus. Deutlich wird das bei den Auftragseingängen. Lediglich 15 % der Firmen können sich über ein Plus an Neuaufträgen freuen, während 34 % ein Minus verzeichnen. Noch kann ein Teil der Betriebe die schwindende Zahl an Neuaufträgen verkraften, weil die Auftragsbücher bislang noch gut gefüllt waren. Doch seit Anfang 2022 geht die Auftragsreichweite kontinuierlich zurück. Im vierten Quartal liegt sie bei 9,4 Wochen, das ist eine halbe Woche weniger als noch im Vorquartal. Der Preisdruck im Einkauf ist hingegen leicht gesunken. 69 % der Betriebe berichten über gestiegene Einkaufspreise, im Vorquartal waren es noch 84 %.
Zufriedenheit leicht gestiegen
84 % aller befragten Handwerksunternehmen bewerten ihre Geschäftslage im 4. Quartal mit gut oder befriedigend, 16 % mit schlecht. Gegenüber dem Vorquartal ist der Anteil der zufriedenen Betriebe damit um 2 Prozentpunkte gestiegen. Die ärgsten Befürchtungen sind damit nicht eingetreten.
Im Branchenvergleich schneidet das Ausbaugewerbe weiterhin am besten ab. 90 % der Befragten sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden. Viele Elektriker oder Heizungsbauer profitieren als „Klimahandwerker“ vom Boom der erneuerbaren Energien und von energetischen Sanierungen angesichts der hohen Energiepreise. Weniger gut läuft es für das Bauhauptgewerbe. Zuletzt stark gestiegene Materialpreise und höhere Zinsen verteuern das Bauen. Vor einem Jahr äußerten sich noch 88 % der Baubetriebe zufrieden, aktuell sind es noch 81 %. Zwar kann die Bau- wie auch die Ausbaubranche noch von einem hohen Auftragsbestand zehren, der bei rund 12 Wochen liegt. Doch die Zahl der Neuaufträge geht zurück. So berichten lediglich 8 % der Baufirmen von einem Plus an Neuaufträgen, dagegen 53 % von einem Minus. Im Ausbaugewerbe sieht es zwar etwas besser aus, doch auch dort berichten 31 % von einer rückläufigen Zahl an Neuaufträgen. Hauptgeschäftsführer Wagner: „Die Bau- und Ausbauhandwerke verlieren an Zugkraft für die Handwerkskonjunktur. Umso wichtiger ist es, dass die Belastung durch Steuern und Sozialabgaben nicht weiter steigt.“
Bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf wie z.B. Metallbauern wird die wirtschaftliche Lage von 87 % als gut oder befriedigend eingeschätzt. Knapp dahinter liegt das Kfz-Handwerk mit einem Anteil von 85 % Zufriedenen. Beide Branchen leiden unter Lieferengpässen und teils stark gestiegenen Preisen für Materialien. Die Situation hat sich zuletzt zwar etwas entspannt, belastet die Unternehmen dennoch finanziell sehr stark. Die verbrauchernahen Dienstleister wie Friseure oder Optiker sowie die Lebensmittelgewerke leiden unter der zwar zuletzt leicht verbesserten, aber immer noch gebremsten Konsumlaune ihrer Kunden. Die hohe Inflation schmälert das verfügbare Budget deutlich. Bei den Dienstleistern sind immerhin drei von vier Betrieben mittlerweile wieder zufrieden. Bei den Bäckern und Metzgern ist der Anteil der zufriedenen Unternehmen auf 73 % angestiegen. Im Vorquartal waren es nur 58 %.
Gedämpfte Erwartungen für die kommenden Monate
Lediglich 6 % der befragten Betriebe meinen, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten Wochen verbessern wird. 66 % erwarten keine Veränderung ihrer Lage. 28 % gehen von einer Verschlechterung aus. Das sind 5 Prozentpunkte weniger als noch vor drei Monaten. Knapp jedes dritte Unternehmen befürchtet, dass die Zahl der Neuaufträge zurückgehen wird.