„Bilder gehen um die Welt. Und vor allem in einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne immer weiter sinkt, werden Bilder immer wichtiger. Den Fotografinnen und Fotografen kommt dabei eine enorme Verantwortung zu“, stellte Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben, bei der Eröffnung der Ausstellung „Pressefoto Bayern 2023“ fest. Die HWK Schwaben habe sich sehr gerne bereiterklärt in Kooperation mit LEW die Ausstellung des Bayerischen Journalisten-Verbands im Foyer ihres Service-Zentrums am Standort zu präsentieren. Es ist die letzte Station der Wanderausstellung.
Unter den Gästen bei der Ausstellungseröffnung war auch der Sieger der Kategorie Kultur, Benedikt Siegert aus Marktoberdorf, der als Fotojournalist für die Allgäuer Zeitung arbeitet, die als eine der wenigen Zeitungen in Bayern noch Bildredakteure ausbildet. Sein Bild zeigt den verfallenen Barbereich des ehemaligen Glamourhotels der österreichischen Balletttänzerin und Sängerin Margot Werner, den Berwanger Hof in Tirol. Das Foto war Teil eines Berichts über den verarmt verstorbenen Star auf der Dritten Seite der Augsburger Allgemeinen. „Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Vor allem auch, weil sie einen journalistischen Touch hat. Das Bild erzählt die Geschichte von Margot Werner in einer besonderen Weise und zeigt stellvertretend ihr Schicksal und ihren künstlerischen wie privaten Niedergang“, sagt Siegert. Um an das Foto zu kommen, musste der junge Fotojournalist einige Hürden überwinden.
„Mystischer, morbider Charakter“
Er sei durch Zufall auf das Objekt gestoßen, das seinerzeit verbarrikadiert war und zwischenzeitlich abgerissen wurde. Mittlerweile soll dort ein neues Hotel entstehen, Baukosten 60 Millionen Euro. Er musste damals erst den Besitzer ausfindig machen und hartnäckig bleiben, um einen Rundgang durch das verfallene Hotel zu bekommen. „Als ich Ende November 2022 in das Gebäude durfte, gab es einen Wow-Effekt. Die Zeit schien stillgestanden zu sein. Auf dem Tresen standen noch Sektgläser und auf einem Tisch noch ein Sektkübel. Dazu kam das triste Wetter im November. Es hatte einen mystischen und morbiden Charakter. Und das mitten in einer boomenden Touristenregion.“
„Fotografinnen und Fotografen ins Rampenlicht stellen“
Stefanie Heckel, Vorständin des BJV-Bezirksverband Augsburg – Schwaben, ist die Ausstellung sehr wichtig: „Unsere Kolleginnen und Kollegen agieren ja meist hinter der Kamera, sind aber für eine hochwertige Berichterstattung enorm wichtig. Wir wollen sie – unter anderem auch als Geschichtenfinder – mit dieser Ausstellung ins Rampenlicht stellen.“ Die Arbeitsbedingungen für Pressefotografen seien in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Es gebe immer weniger Zeitungen und im digitalen Bereich sei bei Weitem nicht das Einkommen zu erzielen, das es für eine gute journalistische Arbeit brauche, so Heckel. Zudem herrsche das Gefühl, dass Bilder zu jeder Zeit und an jedem Ort verfügbar seien. „Das Handwerk wird übersehen. Dass Menschen von dieser Arbeit leben können müssen, ihre Miete bezahlen müssen, gerät immer mehr in den Hintergrund. Und gerade Pressefotografinnen und -fotografen sind ja oft, zum Beispiel bei Demonstrationen, auch Angriffen ausgesetzt. Das sollte entsprechend honoriert werden.“ Foto: Sascha Schneider
Die Ausstellung „Pressefoto Bayern 2023“ ist noch bis zum 11. November bei der HWK Schwaben zu sehen, zu den Öffnungszeiten des Servicezentrums in Augsburg:
Montag bis Donnerstag: 8 bis 17 Uhr
Freitag: 8 bis 13:30 Uhr
Das Siegerfoto in der Kategorie Kultur von Benedikt Siegert. Der Barbereich des verfallenen Luxushotels der verarmt verstorbenen Balletttänzerin und Sängerin Margot Werner. Foto: Benedikt Siegert