Experten-Diskussion im ADAC Testzentrum Mobilität / Autonomes Fahren als Chance für den ländlichen Raum
Hochkarätige Experten diskutierten im Rahmen der Fachtagung „Autonomes Fahren im ländlichen Raum“ im ADAC Testzentrum Mobilität in Penzing. Veranstalter war neben dem ADAC „Bayern Innovativ“, das Innovationsnetzwerk des Freistaates Bayern. Im Mittelpunkt standen Fahrzeugkonzepte und Software, Zulassungsfragen sowie Betriebsmodelle und technische Aufsicht.
Prof. Carsten Markgraf vom Technologietransferzentrum (TTZ) Landsberg der Technischen Hochschule Augsburg und Markus Zwick von der INYO Mobility GmbH stellten NeMo.bil vor – ein schwarmfähiges Mobilitätssystem für den ländlichen Raum. Im Rahmen dieses Projekts entwickelt INYO das autonom fahrende, drei Meter lange Ultraleichtfahrzeug NeMo.Cab, das die ersten und letzten Meilen der Personenbeförderung bedienen soll.
Gemeinsam mit dem ADAC e.V. gaben die Technische Hochschule Augsburg und INYO die Unterzeichnung einer Absichtserklärung (Letter of Intent) bekannt: Die drei Partner planen eine Kooperation auf dem Feld „Automatisierte Fahrzeuge für Mobilitätsanwendungen im ländlichen Raum“. Der ADAC kann neben der Infrastruktur im Testzentrum Mobilität unter anderem seine Expertise in der Testentwicklung für Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren sowie sein großes Netzwerk an Partnern aus Forschung, Wirtschaft und Wissenschaft einbringen.
Das TTZ Landsberg der Technischen Hochschule Augsburg kann vor allem seine Expertise in der Forschung und Entwicklung von automatisierten Fahrzeugen beisteuern, INYO seine Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von autonomen Leichtbaushuttles einbringen. Gemeinsam sollen im Testzentrum Mobilität in Penzing zum Beispiel das Konzept eines energie- und ressourceneffizienten Mobilitätssystems für die erste und letzte Meile entwickelt, die technischen Anforderungen hinsichtlich Funktion, Absicherung und Schutz der Verkehrsteilnehmer definiert und Prototypen für automatisierte Shuttle-Fahrzeuge getestet werden.
Dr-Ing. Reinhard Kolke, Leiter Test und Technik beim ADAC, betont die Bedeutung des autonomen Fahrens: „Das autonome Fahren bietet im ländlichen Raum große Chancen. Schon heute fallen zum Beispiel Buslinien wegen Fahrermangel aus. Fahrerloses Fahren kann hier einen Beitrag leisten, um den Zugang zur Mobilität auch im ländlichen Raum für alle sicherzustellen“. „Wir werden im dünn besiedelten ländlichen Raum zukünftig vor der Wahl stehen, ob wir autonom fahren oder gar nicht fahren,“ bestätigte auch Dr. Christoph Hecht, Fachreferent Verkehrspolitik im ADAC e.V.
Weitere Impulse kamen im Rahmen der Fachtagung von Dr. Thomas Huber von DB Regio Bus, der mögliche Anwendungsbeispiele für autonomes Fahren bei der Deutschen Bahn aufzeigte und unterstrich, dass es um die Autonomisierung des gesamten ÖPNV-Ökosystem gehe und nicht nur um den Einsatz von On-Demand-Fahrzeugen. Jonas Herde von der TÜV SÜD Auto Service GmbH erläuterte Zulassungsverfahren für selbstfahrende Shuttles und verwies auf die rechtlichen Grundlagen. Die seien bereits geschaffen, allerdings sei der bürokratische Aufwand für die Zulassung autonomer Fahrzeuge noch immer sehr hoch.
Prof. Christian Arbinger von DiMOS Operations betonte, dass es nicht reiche, einzelne Fahrzeuge mit Sensorik auszustatten. Für wirtschaftliche automatisierte Mobilität sei es unerlässlich, die zu befahrenden Regionen zu vermessen und mit Sensorik auszustatten und die Daten Fahrzeughersteller-übergreifend zu nutzen. Christopher Ruzok von der Technischen Hochschule Ingolstadt wies auf die Herausforderung von Umwelteinflüssen auf das autonome Fahren hin. Auch bei starkem Regen oder grellem Sonnenlicht müsse die Technik funktionieren.
Foto: ADAC/Rita Baur