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Mindelheim: Forscher decken Entstehung von Burganlage im 12. Jahrhundert auf

Die Mindelburg in Schwaben war schon immer das Wahrzeichen der Stadt Mindelheim. Doch die Burganlage war nur von regionaler Bedeutung – dachte man. Nun zeigen neue Spuren eine Verbindung zum Kaiser.
Mindelheim (dpa/lby) – Forschende haben im schwäbischen Mindelheim neue Hinweise auf die Entstehung einer mittelalterlichen Burganlage und somit die Gründung der Stadt gefunden. Nach den Erkenntnissen könne die mehr als 800 Jahre alte Anlage nicht, wie bisher vermutet, von einem niederen Adelsgeschlecht errichtet worden sein, erklärte Kulturamtsleiter Christian Schedler. Die Stadt stützt sich auf aktuelle Erkenntnisse aus der Prüfung historischer Schriften sowie Analysen der Bausubstanz.
Die Mindelburg sei tatsächlich im 12. Jahrhundert als Residenz für einen Sohn von Kaiser Friedrich Barbarossa gebaut worden, sagte Schedler. «Darum ist es ein so riesiges Gebäude», meinte er. «Es ist tatsächlich ein imperiales Bauwerk, ein Kaiser steht dahinter.» Damit sei es auch keine Burg gewesen, sondern eine Herzogspfalz. «Wir haben einen blinden Fleck in der Geschichte aufdecken können.»
Das Wahrzeichen der Unterallgäuer Kreisstadt konnte erst in den vergangenen Jahren im Detail untersucht werden. Denn die Anlage war mehr als 70 Jahre lang innen nicht mehr öffentlich zugänglich, weil ein Unternehmen sie gemietet hatte. Nach dem Ende des Mietvertrages übernahm die Stadt das Gemäuer, nun soll es in den nächsten vier bis fünf Jahren zu einem Museum umgebaut werden.
Forscher: Mindelburg diente einst einem Herzog als Residenz
Friedrich Barbarossa habe in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufgrund eines Erbes Besitztümer in Süddeutschland erhalten, berichtete der Münchner Historiker Lorenz Maier. «Zum Jahreswechsel 1178/79 wurde ein Sohn Barbarossas als Herzog von Schwaben installiert.» Dies sei Friedrich V. gewesen. «Diese massive Besitzverschiebung in Schwaben bildet die Voraussetzung und den Anlass, unter denen der Bau der Mindelburg nur erklärlich ist», führte Maier aus.
Bereits vor etwa einem Jahr hatten die Historiker einen bislang unbekannten Gang zwischen zwei Etagen vorgestellt. Dieser Gang soll aus der Entstehungszeit der Anlage stammen, er wurde erst im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die geplante Generalsanierung gefunden.
In diesem Bereich sei auch ein Stück Holz aus der frühen Bauphase entdeckt worden, erklärte Schedler. Das Alter dieses Holzes habe analysiert werden können. Die Datierung stimme mit den schriftlichen Quellen überein. Demnach kommen als Bauzeit der Mindelburg die Jahre 1168 bis etwa 1190 infrage.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse auch zur Stadtgründung
Schedler erwartet, dass die Mindelburg künftig als Baudenkmal wesentlich hochrangiger eingestuft wird und nicht mehr nur als regional bedeutsame Burg. «Damit hoffen wir, dass wir auch Fördermittel vom Bund bekommen.»
Laut Schedler müsse nun auch die Stadtgeschichte Mindelheims umgeschrieben werden. «Wir haben bisher geglaubt, dass ein kleines unbedeutendes Geschlecht, Mindelberger hießen die, die Stadt gegründet hat.» Dies könne aber nicht sein. «Von der Burg oben, über den Kaiser und den Herzog Friedrich von Schwaben, erfolgte auch die Gründung der Stadt.»