Die Stadt Memmingen ist einer von 13 „Orten der Demokratie“ in Bayern. Um dies sichtbar vor Augen zu führen, enthüllten Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Staatsminister Klaus Holetschek und Oberbürgermeister Manfred Schilder eine Stele in Form eines goldenen Würfels auf einem Steinsockel vor der Memminger Kramerzunft. In diesem Gebäude fassten 1525 oberschwäbische Bauern erstmals Forderungen nach grundlegenden Freiheitsrechten in den „Zwölf Artikeln“ zusammen. „Das Gebäude der Kramerzunft in Memmingen war im Jahr 1525 ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde. Die Stadt Memmingen freut sich sehr, dass der Bayerische Landtag die Memminger Kramerzunft zum „Ort der Demokratie in Bayern“ bestimmt hat. Die Gedenkstele vor der Kramerzunft wird zukünftig davon Zeugnis ablegen und der Bürgerschaft wie den Gästen unserer Stadt die herausgehobene Bedeutung dieses Gebäudes nahebringen“, betonte Oberbürgermeister Manfred Schilder bei der Enthüllung der neuen Stele am Roßmarkt. Der Bayerische Landtag möchte an den „Orten der Demokratie in Bayern“ Demokratie sichtbar und erlebbar machen und das Bewusstsein für ihren Wert schärfen.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner hob in Memmingen hervor: „Die „Orte der Demokratie“ wie das Haus der Kramerzunft in Memmingen – der „Stadt der Freiheitsrechte“ – zeigen: Der Weg zu unserer modernen parlamentarischen Demokratie in Bayern beginnt nicht erst nach 1945 und er endet auch nicht. Demokratie wird nie eine Selbstverständlichkeit sein. Demokratie muss errungen werden. Hier in Memmingen erinnern wir an den Mut der Bauern, die vor rund 500 Jahren Freiheitsgeschichte geschrieben haben. In den zwölf Artikeln erkennen wir erste Ansätze der modernen Grundrechte und Staatsbürgerrechte. Rechte und Freiheiten, die für uns heute unverbrüchlich verfassungsrechtlich verankert und garantiert sind. Und doch waren oder sind sie niemals selbstverständlich! Vor 500 Jahren war das nicht weniger als eine Revolution.“
Staatsminister Klaus Holetschek bekräftigte: „Die Kramerzunft ist ein Denkmal von nationaler Bedeutung. Als Memminger Abgeordneter freut es mich ungemein, dass der Bayerische Landtag das nochmals bekräftigt und diesen für die Freiheitsgeschichte so bedeutenden Ort, die dortige Bauernversammlung und die Niederschrift der Zwölf Artikel auf eine Stufe gestellt hat etwa mit dem Reichssaal in Regensburg als Ewigem Reichstag oder dem Verfassungskonvent von 1949 auf Herrenchiemsee. Die deutsche Freiheitsgeschichte, die schließlich zum Grundgesetz und zum Artikel 1 von der Würde des Menschen geführt hat, begann auch hier in meiner Heimatstadt Memmingen, der Stadt der Freiheitsrechte!“
Parallel zur Enthüllung der Gedenkstele am Roßmarkt wurde im Kreuzherrnsaal die Wanderausstellung des Bayerischen Landtags „Orte der Demokratie in Bayern“ eröffnet, die im Herbst 2021 im Maximilianeum in München präsentiert worden war und in den vergangenen Wochen in Regensburg gezeigt wurde. Die Schau richtet die Aufmerksamkeit auf 13 ausgewählte Städte und Gemeinden und würdigt deren wichtige Beiträge zur Entwicklung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, angefangen im Jahr 1525 in Memmingen. Die Ausstellung stellt die Ereignisse an den jeweiligen Orten vor, wie beispielsweise der Immerwährende Reichstag von 1663 bis 1806 in Regensburg, die Gründung des politischen Aschermittwochs in Vilshofen 1919, die Einrichtung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1919 in Nürnberg oder der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee 1948. Die Geschehnisse werden mit historischen Exponaten, Schautafeln sowie Bild- und Textdokumenten und einem Medienterminal veranschaulicht. Bei der ersten Besichtigung der Ausstellung im Kreuzherrnsaal erhielten auch die Graphic Novels viel Lob, in denen jeweilige Zeitgenossen der Ereignisse an den Orten der Demokratie zu Wort kommen.
Landtagspräsidentin Ilse Aigner trug sich in der Kramerzunft ins Goldene Buch der Stadt ein. „Seien Sie stolz auf Ihre Stadt, seien Sie stolz, dass Sie Freiheitsstadt sind“, betonte Präsidentin Aigner.
Mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion im sehr gut besuchten kleinen Saal der Stadthalle wurde die Auszeichnung Memmingens als „Ort der Demokratie in Bayern“ abgerundet. Über „Freiheit und Demokratie in Krisenzeiten“ diskutierten Alexander Hold, MdL Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Prof. Dr. Ferdinand Kramer Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Projekts „Orte der Demokratie in Bayern“, Dr. Karin Schnebel, Wissenschaftliche Leiterin des Gesellschaftswissenschaftlichen Instituts München für Zukunftsfragen e.V., und Rupert Grübl, Direktor der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. (Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)