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Markt Mering: „1000 Jahre Mering“ – die Chronik zum 1001. „Geburtstag“ des Ortes

37 Autorinnen und Autoren verfassten die 732-seitige Chronik
der boomenden Marktgemeinde zwischen Augsburg und München. Am 14. November 2021 war es exakt 1000 Jahre her, dass mit der
Formulierung „apud villam Moringa“ in einer Urkunde Kaiser Heinrichs II. die heutige Marktgemeine
Mering erstmals genannt wurde. Die zu solchen Anlässen üblicherweise fällige Ortschronik erscheint
nun aber (nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie behindert) ein Jahr verspätet. Ab sofort kann der
Buchhandel in Deutschland, Österreich und der Schweiz das voluminöse Werk – „1000 Jahre Mering.

1921–2021“ – bestellen. Der Terminkalender brachte es freilich mit sich, dass es bei der offiziellen
Buchpräsentation durch Merings Ersten Bürgermeister Florian A. Mayer noch einmal zu einer kleinen
Verzögerung kam, sodass das über drei Kilo schwere Buch nicht exakt zum 1001. Geburtstag der
Gemeinde am 14. Novermber vorgestellt wurde, sondern erst am Freitag, den 18. November: Doch die
Gelegenheit das druckfrische Werk dem Team der Autoren und Autorinnen, der Presse und geladenen
Gästen am persönlich vorzustellen, wollte sich das Gemeindeoberhaupt natürlich nicht nehmen lassen.
Von Staufern und Schlossherren, Bauern und Fabrikanten

Die Zahlen zur Ortschronik: Vier Jahre lang wurde an diesem Werk mit seinen insgesamt 732 Seiten
Umfang, elf Kapiteln mit insgesamt 124 einzelnen Beiträgen und in der Summe 745 Abbildungen
gearbeitet. 37 – teils ehrenamtlich schreibende – Autorinnen und Autoren waren beteiligt. Erschienen
ist die Chronik im context verlag Augsburg | Nürnberg.

Der voluminöse Band beschreibt tausend Jahre der heutigen Marktgemeinde vor dem Hintergrund der
„großen Geschichte“, aber letztlich aus der Perspektive der „kleinen Leute“. Zwar geht es auch um die
Welfen, die Staufer und die Wittelsbacher, um Schlossherren und Freifrauen – doch vor allem geht es
um das Schicksal und die Lebensumstände von Bauern, Handwerkern und Händlern, Fabrikbesitzern
und Zeitungsverlegern, Geistlichen und Lehrern, ortsprägenden Bürgerinnen und Bürgern,
Bürgermeistern, Ehrenbürgern und Originalen. Nicht zuletzt aufgrund seiner Lage – bis 1806 an einer
Landesgrenze, an der Sprachgrenze zwischen Schwaben und Altbayern und an einer (zu Zeiten der
Wittelsbacher Herzöge und Kurfürsten) hart umkämpften Konfessionsgrenze – hat das Dorf im
Lechrain in mehreren Konflikten und Kriegen viel Leid erfahren. Ein Gemälde in der Wallfahrtskapelle
St. Franziskus zeugt vom Großmachtwahn der Wittelsbacher: Es zeigt das im Spanischen
Erbfolgekrieg niedergebrannte Dorf. Für die Königskrone der Wittelsbacher von Napoleons Gnaden
starben Meringer später sogar in den eisigen Weiten Russlands. Und noch in den letzten Tagen des
Zweiten Weltkriegs wurde Mering zum Ziel eines Bombenangriffs. Heute macht die Lage an der
Bahnlinie München–Augsburg den stetig wachsenden Ort zur „Boom-Gemeinde“ mit teils
stadtähnlicher Infrastruktur.

Welfen, Wittelsbacher und Weißbier, zwei Räuber – und die reichen Fugger
Selbst die ältesten Meringer, die glauben, alles von ihrer Heimatgemeinde zu wissen, werden in dieser
Chronik allein schon aufgrund der immensen Fülle an Fakten und Namen, Bildern, Quellen- und
Literaturhinweisen für sie überraschende Themen entdecken. Ein Beitrag der Meringer
Kunsthistorikerin Angela Bonhag berichtet zum Beispiel von einem Wappen, das mitten in Mering
belegt, dass ein Wittelsbacher Kurfürst gerne Österreich geerbt hätte. Ein Kapitel des
wissenschaftlichen Redakteurs der Chronik – des Münchener Historikers Dr. Stefan Breit – über Mering
in der Frühen Neuzeit verrät, was es mit der Räuberbande des „boarischen Hiasl“ auf sich hatte. Die
Autorin Katharina Axtner, die weite Teile der Meringer Wirtschaftsgeschichte untersuchte, stieß zum
Beispiel auf einen Meringer Schlosser, der 1902 in Augsburg jene Guillotine montiert hatte, die dann
den Räuber Kneißl enthauptete. Die Kunsthistorikerin Maria Hennl behebt mit ihrem Kapitel über das
Meringer Schloss sogar ein Desiderat der Fugger-Forschung, da sie dort nicht „nur“ über Welfen und
Staufer, Wittelsbacher und Weißbier schreibt, sondern auch über Mering als Pfandbesitz der Fugger.
Und der Stadtberger Sprachforscher Rupert Zettl klärt darüber auf, dass die Ortsnamen Moringa,
Möhringen und Möring respektive Mering mitnichten etwas mit einem Mohren zu tun haben, sondern
sehr viel mehr mit dem Meer. Leser und Leserinnen erfahren, warum in Mering der Ton den Ton
angab, was der „Meringer Himmel“ mit Martin Luther zu tun hat und was das Gemeindewappen mit der
Schlacht auf dem Lechfeld.

Viele Kapitel zu fast hundert Vereinen – und quasi auch ein Kirchen- und Denkmalführer
Der Anteil der 37 Autorinnen und Autoren an der Meringer Chronik ist ganz unterschiedlich. Während
im Einzelfall auch mal zwei oder gar drei Autorinnen und Autoren an einem einzigen Beitrag
mitarbeiteten, haben andere gleich etliche Aufsätze mit Dutzenden von Seiten verfasst. So hat sich der
ehemalige Lokaljournalist Anton Schlickenrieder über beinahe hundert Chronik-Seiten einem Meringer
Spezifikum gewidmet – dem außergewöhnlich reichen Vereinsleben mit fast hundert Ortsvereinen. Die
Münchener Historikerin Elisabeth Lukas-Götz hat über rund 50 Seiten das Meringer Schulwesen von
seinen kargen Anfängen über die Zeit des Nationalsozialismus bis zu den heutigen Grund- und
Mittelschulen analysiert. Mit fast 150 Seiten im Kapitel „Mering und seine Denkmäler“, die Kirchen und
andere Baudenkmäler, Brunnen und Kriegerdenkmäler beschreiben und abbilden, haben Angela
Bonhag, Maria Hennl und Gemeindearchivar Dieter Bordon quasi einen Meringer Kunst- und
Kirchenführer in die Chronik integriert. Auf rund 70 Seiten haben Agnes Blasczyk, Renatus
Scheglmann und Josef Halla die katholische Pfarreigeschichte Merings von den mittelalterlichen
Anfängen bis in die Gegenwart aufbereitet.

Mehrere Kapitel zu Politik, Parteien und Persönlichkeiten, zum Meringer Krankenhaus und zu den
Apotheken sowie zur Entwicklung Merings ab 1945 schrieb Johann Weber. Der Meringer
Heimatforscher verstarb 2021 während letzter redaktioneller Arbeiten an der maßgeblich von ihm
initiierten Ortschronik. Weitere Autoren und Autorinnen widmen sich dem Ort von den Steinzeit-
Meringern über die Ortsteile Meringerzell, Baierberg und Reifersbrunn bis hin zum erst nach dem
Zweiten Weltkrieg entstandenen Ortsteil St. Afra. Die Meringer Mundart und Meringer Flurnamen
spielen ebenso eine Rolle wie (in mehreren Aufsätzen) die Eisenbahnlinie München–Augsburg, die
Mering stetig wachsen ließ und heute zum stark gefragten Wohnort macht.
Den Grund für die Herausgabe der Ortschronik durch die Marktgemeinde Mering beleuchtet Johannes
Kieweg in seinem Aufsatz „Mering im Mittelalter (600 – 1490)“. Dort findet sich jene „Geburtsurkunde“
Merings abgedruckt, die am 14. November 1021 „apud villam Moringa“ – beim oder nahe dem
Königshof Möringen – ausgestellt wurde.

Bild: Bernhard Weizenegger