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Lechfeld: Positive Bilanz zur Übung Air Defender

Bild: Elmar Knöchel

Mit dem Flyout aller an der seit 1949 größten Luftwaffen-Verlegeübung Air Defender beteiligten Gastluftfahrzeuge gehen zehn intensive Übungstage auf dem Lechfeld zu Ende. Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer, Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg zieht ein sehr positives Fazit.
Air Defender 2023 gliederte sich in zwei wesentliche Teile: zuerst die Verlegung der Luftfahrzeuge der Übungsteilnehmer nach Deutschland, dabei über 100 Luftfahrzeugen samt dem benötigten Material aus den USA, und zweitens das gemeinsame Trainieren von komplexen Luftkriegsoperationen mit den 25 teilnehmenden Nationen. Über allem stand die Interoperabilität, die transatlantische Verbundenheit und das gemeinsame Trainieren eines Artikel-Five-Szenarios, der Verteidigung des NATO Bündnisses.
Bis zu 40 Flugbewegungen täglich verzeichneten die Air Traffic Controller (ATC) vom Lechfeld Tower in den vergangenen zwei Wochen. „Während der bis zu 14 Stunden langen Platzöffnungszeiten haben wir auch Flugzeuge in unseren Lufträumen gesehen und geführt, die wir sehr selten oder noch nie gesehen haben“, erklärt Hauptmann Wolfgang D., ATC-Projektoffizier. Neben den A-10 „Warzenschwein“ der Air National Guard aus Idaho waren auch amerikanische F-15, drei griechische F-16 aus Volos, vier deutsche Hubschrauber H145M und zwei deutsche CH-53 auf dem Platz. Sie operierten nicht nur im südlichsten der drei gesperrten Lufträume, sondern – nach mehreren (Luft-)Betankungen – auch im Norden Deutschlands. Für die logistische Versorgung wurden zumeist C-130 Herkules genutzt, für den heutigen Tag ist auch die Landung von zwei C-17 Globemaster geplant, die Material und Personal auf direktem Weg wieder in die USA zurückführen.
„Air Defender 2023 war aus unserer Sicht ein voller Erfolg. Neben den gewonnenen Erkenntnissen aus den Verlegungen und der Aufnahme der Gastflugzeuge waren insbesondere die gemeinsam geflogenen Missionen äußerst erfolgreich. Von Tag zu Tag, Mission zu Mission wurden viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen und diese in den nächsten Missionen direkt umgesetzt. So konnten z.B. die gemeinsame Kommunikation, die Koordination und die taktischen Verfahren wie auch die Interoperabilität zwischen den vielen verschiedenen Nationen und Flugzeugmustern stetig perfektioniert werden. Der Leitgedanke der Übung „Stronger together“ wurde zu 100 Prozent realisiert!“, so Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer, der als Eurofighter-Pilot auch selbst einige Missionen geflogen ist. Ganz besonders wertvoll sei dabei das gemeinsame Debriefing, also die Nachbesprechung der jeweiligen Übungsflüge gewesen.
Eine durchweg positive Bilanz ziehen auch die US-amerikanischen Soldatinnen und Soldaten, die zum großen Teil von Reservisten der Air National Guard gestellt wurden. „Das Fliegen in diesem kleinteiligen, deutschen Luftraum mit den engen Korridoren sind wir in Idaho nicht gewohnt und das Operieren mit so vielen anderen Playern unterschiedlicher Nationen und taktischen Funktionen war absolut herausragend“, erklärte der A-10-Pilot Colonel Ryan Richardson gegenüber einem der vielen Fernseh-Sender. „Die Deutschen haben uns den roten Teppich ausgerollt, unsere Zeit hier war fantastisch, wir haben viele neue Freundschaften geschlossen“, so Master Sergeant Becky Vanshur, die zum ersten Mal in Europa war und dabei mitgeholfen hatte, 88 Journalisten und deren Anfragen in diesen zwei Wochen zu bedienen.
Als großartige und völlig unkomplizierte Partner im Luftraum und am Boden erwiesen sich die Kameraden der griechischen Luftwaffe, die sich relativ spät zur Übungsteilnahme bei Air Defender 23 entschlossen und ausschließlich vom schwäbischen Fliegerhorst Lechfeld aus operierten.
Zur Air Defender-Bilanz gehört aber auch einmal mehr die Erkenntnis, dass der Fliegerhorst Lechfeld einen wichtigen Baustein im Dislozierungs- wie auch Verstärkungskonzept der Luftwaffe darstellt. Drei spanische Eurofighter konnten während der ersten AD23 Woche auf dem Neuburger Fliegerhorst aufgenommen werden – mehr wäre logistisch nicht darstellbar gewesen. „Mit Air Defender 2023 hat das Lechfeld erneut bewiesen, wie wichtig es für die Rolle Deutschlands als Drehscheibe für die NATO in Europa ist. Wir brauchen den Fliegerhorst Lechfeld dringend“, so Oberstleutnant Jürgen Schönhöfer. „Sein“ Taktisches Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg betreibt diesen derzeit mit der „Flugplatzstaffel Lechfeld“ als Ausweichflugplatz für den täglichen Flugbetrieb in Neuburg, wie auch für Geschwaderverlegungen oder Aufnahme von Gastluftfahrzeugen. (Archivbild: Knöchel)