Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Landkreises
Unterallgäu. Mit zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft hat der Landkreis im Forum in Mindelheim den 50. Geburtstag des Unterallgäus gefeiert. Das Unterallgäu entstand am 1. Juli 1972 im Zuge einer bayernweiten Reform aus den damaligen Landkreisen Mindelheim und Memmingen sowie aus Teilen der früheren Kreise Illertissen, Krumbach und Kaufbeuren.
„Von einer Liebesheirat konnte damals nicht gesprochen werden“, blickte Landrat Alex Eder zurück. Nicht alle Bürgerinnen und Bürger hätten sich leicht getan mit dem neuen Landkreis. Deshalb sei der Zusammenschluss wohl eher eine „Vernunftehe“ gewesen. 50 Jahre später könne man jedoch sagen, dass daraus eine „stabile Partnerschaft“ geworden sei. Wie es sich für eine gute Ehe gehöre, sei diese getragen von Offenheit, Austausch, Wertschätzung und auch mal Kompromissbereitschaft. Eine „grüne Grenze“ zwischen den Altlandkreisen – als solche wurde der Kohlberg-Tunnel früher bezeichnet – gebe es heute nicht mehr, war sich Eder sicher.
Wie sich der Landkreis seit seiner Gründung entwickelt hat, darauf ging Gesundheitsminister Klaus Holetschek in der Festrede ein. Das Unterallgäu sei von einer landwirtschaftlich orientierten Region zu einem starken Wirtschaftsstandort mit einer hohen Lebensqualität geworden. Kurz: Das Unterallgäu habe Erfolgsgeschichte geschrieben, betonte Holetschek nachdem er Themen wie die umstrittene Gebietsreform, die Diskussion um das Autokennzeichen des neuen Landkreises oder Meilensteine wie den Bau der Autobahn A96 Revue passieren lassen hatte. „Wir haben ein starkes Fundament geschaffen“, sagte Holetschek und fügte hinzu: Darauf könne man auch in Krisenzeiten bauen. Nach der Festrede trug sich der Gesundheitsminister, der unter anderem Bürgermeister von Bad Wörishofen sowie stellvertretender Landrat war, ins Gästebuch des Landkreises ein.
Um große Themen in 50 Jahren ging es auch bei der anschließenden Talkrunde mit ehemaligem Landrat Hans-Joachim Weirather, stellvertretendem Landrat und Mindelheims Bürgermeister Dr. Stephan Winter sowie den langjährigen Kreistagsmitgliedern Doris Kienle und Helmut Koch. Dabei blickten diese zurück auf wichtige kommunalpolitische Entscheidungen von der Klinikfusion bis hin zu den umfassenden Schulsanierungen, gaben aber auch die eine oder andere Anekdote preis. Moderiert wurde der Talk von Sandra Baumberger, Redakteurin der Mindelheimer Zeitung.
Für Schmunzeln sorgte der ehemalige Kreisrat und Altbürgermeister von Breitenbrunn, Alfons Biber, der in schwäbischer Mundart humorvoll auf die vergangenen 50 Jahre einging und dabei so manche Begebenheit aufs Korn nahm. Viel Applaus bekamen auch die Musikerinnen und Musiker des Festakts: Thomas Reuß aus Unteregg für sein selbst geschriebenes Landkreislied sowie die „Landrat’s Amt’s Musik“, die unter anderem den Unterallgäu-Marsch „AllgäuLand“ spielte. Zum Schluss überraschten die Landräte aus den Partnerlandkreisen Nordhausen in Thüringen und Gostyń in Polen mit Glückwünschen auf überdimensionalen Postkarten, die jeweils Sehenswürdigkeiten aus allen drei Landkreisen zeigten.
Die Landkreisreform und das Unterallgäu
- Am 1. Juli 1972 trat die Landkreisreform offiziell in Kraft und der Landkreis Unterallgäu war geboren.
- Die ersten Landrats- und Kreistagswahlen für den neuen Landkreis fanden am 11. Juni 1972 statt: Zum Landrat gewählt wurde Otto Weikmann, der bereits Landrat des Altlandkreises Mindelheim gewesen war.
- Am 7. November entschied der Kreistag über den Namen des neuen Landkreises und einigte sich auf „Unterallgäu“. Im Gespräch waren damals auch Namensvorschläge wie „Sieben-Schwaben-Kreis“, „Kneipps Heimat“ oder „Vorderallgäu“. Wenig später wurde die Stadt Mindelheim offiziell zum Sitz der Kreisverwaltung bestimmt.
- Die neue Zusammengehörigkeit sollte ein Wappen versinnbildlichen. Am 18. März 1974 beschloss der Kreistag, das von Benediktiner-Pater Aegidius Kolb aus Ottobeuren gestaltete Wappen zum Landkreiswappen zu machen. Es zeigt die bayerische Raute, die Fuggersche Lilie und die goldene Rosette der Reichsabtei Ottobeuren.
- Am 1. Mai 1978 wurden auch die Gemeindegebiete reformiert. Die Zahl der Gemeinden im Unterallgäu reduzierte sich von 110 auf die heutigen 52.