Viele Wochen nach der Flucht aus dem Kriegsgebiet sind die Menschen aus der Ukraine in Sicherheit, haben ein Dach über dem Kopf und genug zu essen. Doch was benötigen vor allem Kinder jetzt, wo sie zur Ruhe gekommen sind? Ein Verlag im Allgäu hat einen Weg gefunden, die Seele der Geflüchteten zu erreichen und ihnen mit seinen Mitteln etwas Lebensfreude zurückzubringen. Josef Fink vom gleichnamigen Kunstverlag aus Lindenberg im Landkreis Lindau übergab jetzt 100 Bildbände mit ukrainischen Texten an geflüchtete Waisen, die beim Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg Zuflucht vor dem Krieg gefunden haben.
Verlagsleiter Josef Fink war vor Jahren selbst in der Hafenstadt Odessa, wie er bei der Übergabe der Bücher erzählte. Damals machte er ein Buch zur Wiedereinweihung der Evangelischen Kirche St. Paul in der berühmten ukrainischen Metropole, die zurzeit in aller Munde ist. Das Kriegsgeschehen hat ihn an die damalige Reise erinnert. Auch durch den Kontakt zum Vorsitzenden des ukrainischen Branchenverbandes Oleksandr Afonin, der ihm von der verzweifelten Lage der Verlage und Buchhandlungen in der Ukraine berichtete und der selbst wegen des Krieges in Berlin lebt, wurde ihm klar: Insbesondere Kindern und Jugendlichen fehlt es nach der oft überstürzten Flucht nach Deutschland, bei der sie nur das Nötigste mitnehmen konnten, an Literatur in vertrauter Sprache.
Josef Fink wollte etwas dagegen unternehmen. Er kontaktiere die Autorinnen des Erfolgswerks „Das Wort zum Montag“, das in seinem Verlag erscheint, die Malerin Miri Haddick sowie die Schriftstellerin Ulli Schmitt und fand für seine Idee, das Buch in ukrainischer Sprache zu übersetzen, sofort das Einverständnis der beiden. Das Buch hatte in drei Jahren bereits drei Neuauflagen erlebt. Es ist reich illustriert und mit kurzen Texten versehen. Das Werk ist wegen seiner Bilder bei Kindern sehr beliebt. Die Texte sprechen besonders Erwachsene an. Auch eine in Berlin lebende Übersetzerin wurde schnell gefunden, die das Werk binnen eines einzigen Tages übersetzte.
1.000 Exemplare in Ukrainisch wurden daraufhin gedruckt. 800 hat Fink schon verteilt unter Geflüchteten u.a. in Berlin, Bonn, Köln und Kempten. 100 seiner letzten Bücher hat er nun in Ursberg vorbeigebracht, weil ihn das Schicksal der geflüchteten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung sehr bewegt hat, die Anfang April mit Pflegerinnen und deren Familienangehörigen nach Ursberg evakuiert worden waren. Er ist während der Übergaben des Werks immer auf dankbare Abnehmerinnen und Abnehmer getroffen, die gar nicht begreifen konnten, dass sie das Buch von ihm geschenkt bekommen, und die er damit sehr glücklich machen konnte – so wie in Ursberg.
Martin Riß, der Vorstandsvorsitzende des DRW, sagte: „Ich bin Herrn Fink sehr dankbar, dass er seinen ganz persönlichen Teil dazu beiträgt, den Kindern Lebensfreude zu schenken. Die große und vielfältige Hilfsbereitschaft der Bevölkerung zeigt uns immer wieder, dass wir mit unserem Anliegen, Geflüchteten zu helfen, nicht alleine stehen. Neben der materiellen Hilfe braucht es aber auch Nahrung für die Seele dieser Menschen. Das Buch des Fink Kunstverlags ist hierfür ein wunderbares Geschenk.“
Zum Foto (DRW/Liesenfeld): Viktoria Putina, die Leiterin des Waisenhauses, das seit Anfang April in Ursberg Zuflucht gefunden hat, nahm das Buch im Beisein des Vorstandsvorsitzenden und Geistlichen Direktors des Dominikus-Ringeisen-Werks Martin Riß entgegen. Verleger Josef Fink (rechts) hat insgesamt 100 Exemplare des ins Ukrainische übersetzten Bildbandes an Geflüchtete in Ursberg verschenkt.