Der Landkreis Neu-Ulm hat zum ersten Mal seinen neuen Klima- und Naturschutzpreis verliehen. Eine fünfköpfige Expertenjury vergab dabei das Preisgeld von insgesamt 5.000 Euro und je einem Obstbaum-Setzling an fünf Preisträgerinnen beziehungsweise Preisträger (je 1.000 Euro). Prämiert wurden: die Bischof-Ulrich-Grundschule Illertissen, die Lindenschule Bellenberg, der Pferdesportverein Roggenburg, Sebastian Weber und die BUND-Ortsgruppe Illertissen. Bewertungskriterien waren: Engagement, Innovation, Kreativität, Nachhaltigkeit und Nachahmbarkeit.
Landrat Thorsten Freudenberger zeichnete die Gewinnerinnen und Gewinner am Umweltpavillon im Kreismustergarten in Weißenhorn aus. Er stellte dabei heraus, dass man insbesondere „stille Helferinnen und Helfer“ öffentlich gewürdigt habe, die sich überwiegend ehrenamtlich für die Belange des Klima-, Natur- und Artenschutzes sowie der umweltfreundlichen Mobilität im Landkreis einsetzen.
Stefanie Batke vom Fachbereich „Naturschutz und Landschaftsplanung“ des Landratsamtes präsentierte im Anschluss die fünf Prämierten und deren Projekte.
Bischof-Ulrich-Grundschule Illertissen: „Grüne Meilen“ (2002) und „Laufbus“ (2015).
Kinder werden motiviert, zu Fuß oder mit dem Roller in die Schule zu kommen. Bei dem Projekt werden jedes Jahr zwei Wochen eingeläutet, in denen „grüne Meilen“ (Punkte) für jeden umweltfreundlich zurückgelegten Schulweg gesammelt werden. Aber auch Fußwege mit den Eltern am Wochenende werden mitgezählt. Nach den zwei Wochen erhält die Klasse mit den meisten Punkten einen Preis. Um dies auch den kleineren Kindern zu ermöglichen, gibt es seit einigen Jahren auch das Projekt „Laufbus“. Hier läuft jeweils ein Elternteil bei der Kindergruppe mit. Die Kinder können auf ihrem Schulweg nicht nur viel entdecken, sondern sich auch gleich untereinander austauschen. Zudem führen die Aktionen dazu, dass sie wacher in die Schule kommen und sich im Unterricht besser konzentrieren können.
Lindenschule Bellenberg: Anlegung eines Staudenbeetes mit 2.700 Frühjahrsblühern und Bau eines Insektenhotels.
Auf einer 120 Quadratmeter großen Fläche vor der Schule pflanzten die Viertklässlerinnen und Viertklässler im Schuljahr 2020/21 über 700 Stauden. Die Schülerinnen und Schüler ergänzten das angepflanzte Beet mit einem Insektenhotel sowie bemalten und beschrifteten Steinen, um jeweils die Art der Staude zu benennen. Im Oktober 2021 pflanzten dann die zweite, dritte und die beiden vierten Klassen 2.700 Frühjahrsblüher in das Beet. Zudem lernten Sie bei einem Projekt viel über die Pflanzen und warum besonders die Frühjahrsblüher so wichtig für unsere heimischen Insekten sind.
Pferdesportverein Roggenburg: „Unser Weg zum grünen Stall“.
Bereits 2011 wurde der Wald an der Koppelfläche um 800 Laubbäume erweitert. Zusätzlich zu den Gehölzpflanzungen wurden auch Blühflächen angelegt. Von externen Blühflächen wird Heu bezogen, welches erst nach dem 1. Juli gemäht wird. Für die Vögel und Wildbienen haben die Reiterinnen und Reiter am Stall und am angrenzenden Wald noch zusätzliche Nistmöglichkeiten zu den bereits bestehenden geschaffen. Auch für Fledermäuse wurden Kästen angebracht. Durch die extensive Beweidung werden Mikrostrukturen geschaffen, welche die Insektenvielfalt und Insektenmasse erhöhen. Durch die Quellen auf dem Gelände konnte auch ein Teich angelegt werden, der zwar beritten wird, aber auch Zonen hat, die ausschließlich der natürlichen Entwicklung überlassen sind. Zusammen mit dem Vereinsnachwuchs thematisieren die Pferdesportlerinnen und -sportler auch die Themen Plastik- und Müllvermeidung sowie den sparsamen Umgang mit Wasser und Strom. So erwärmt man zum Beispiel das Wasser mit einer Solaranlage.
Sebastian Weber: Gesamtökologischer Naturschutz und Klimaschutz durch naturnahe extensive Beweidung.
Mit seinen grasenden Tieren pflegt Sebastian Weber Flächen des Marktes Pfaffenhofen mit Schafen und eine sieben Hektar große Fläche in Wallenhausen mit Schottischen Hochlandrindern. Durch die extensive Beweidung werden verschiedene Strukturen auf der Fläche geschaffen. Davon und vom Kot der Tiere profitieren vor allem Insekten und in der Folge Fledermäuse und Vögel. Auch Amphibien sind Nutznießer dieser neuen Strukturen. Maschinell könnte man diese Flächen nicht so gut pflegen wie mit den Nutztieren, da sie in manchen Bereichen zu feucht sind. Auf diesen Flächen wird nicht nur nachhaltiger Naturschutz praktiziert, sondern es werden auch klimafreundlich Lebensmittel produziert. Dieses Beispiel zeigt, wie Naturschutz und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können.
BUND Naturschutz in Bayern, Ortsgruppe Illertissen: Stillgelegte kommunale Kläranlage wird zum Sekundärbiotop.
2011 wurde die Kläranlage in Tiefenbach stillgelegt. 2014 übernahm die BUND-Gruppe Illertissen die Umgestaltung und Pflege dieser Fläche. Die beiden Klärbecken wurden um Pflanzinseln mit Pflastersteinen und Kies ergänzt, sodass die Laichbedingungen der Amphibien verbessert wurden. Vor allem findet auch der in Bayern stark gefährdete Laubfrosch hier einen wichtigen Lebensraum. Die Grünflächen sind durch eine veränderte Pflege optimiert worden. Sie sind nur noch zweimal im Jahr gemäht worden, wobei das Mähgut abgetragen wurde. Dadurch entstand eine artenreiche Blühwiese, von der viele Wildbienenarten und weitere Insekten wie der Bläuling (Schmetterling) profitieren. Ergänzend wurden noch Wildbienenhotels aufgestellt und Quartiere für Fledermäuse geschaffen.
(Foto: Jürgen Bigelmayr / Landratsamt Neu-Ulm)