Start Nachrichten Kreis Günzburg: Zoologische Bestandsaufnahme zeigt Handlungsbedarf auf

Kreis Günzburg: Zoologische Bestandsaufnahme zeigt Handlungsbedarf auf

Über zwei Jahre haben Experten im Auftrag des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU) die Verbreitung und den Bestand ausgewählter Tierarten im Landkreis Günzburg ermittelt. Nun liegen die Ergebnisse dieser Naturschutzfachkartierung vor. Verteilt auf über 800 Lebensräume und 300 Einzelangaben wurden Nachweise von bemerkenswerten Tierarten erbracht. Darunter gibt es Insektenarten, die bisher im Landkreis nicht bekannt waren. Die Bestände aus anderen Artengruppen, insbesondere etlicher Tagfalter und Amphibien, haben dagegen deutlich abgenommen.
„Die Artenvielfalt im Landkreis Günzburg beeindruckt mich immer wieder. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt wie vielfältig und einzigartig sich unsere Natur darstellt“, sagt Landrat Hans Reichhart. „Was mich hingegen besorgt sind die deutlichen Rückgänge vieler Arten. Verschwindet Natur, verschwindet Heimat.“
Das naturschutzfachlich herausragende Projektgebiet der ARGE Schwäbisches Donaumoos wurde aufgrund der bereits vorhandenen, guten Kenntnisse bei dieser Kartierung nicht berücksichtigt. Die Experten konzentrierten sich auf die Untersuchung ausgewählter Flächen im übrigen Landkreis. Hier wurden Vorkommen einiger Vogelarten, von Reptilien, Amphibien, Schmetterlingen, Libellen und Heuschrecken überprüft. Es gab Neuentdeckungen im Landkreis wie die Lauchschrecke, den Kurzschwänzigen Bläuling und die Gabel-Azurjungfer, deren Ausbreitung im Zusammenhang mit der klimatischen Erwärmung in Bayern gesehen werden. Positive Bestandsentwicklungen gab es bei einigen Arten wie dem Seefrosch, der Sumpfschrecke oder beim Kleinen Blaupfeil, einer Libelle, der Ausgleichsmaßnahmen beim Kiesabbau zu Gute kommen.
Teils zeigen die Ergebnisse aber auch erhebliche Rückgänge an Arten und Individuen. Davon sind nicht nur spezialisierte Arten betroffen, sondern auch ehemals häufigere wie Kiebitz, Rebhuhn, der Kleine Feuerfalter, Teich- und Bergmolch oder die Schwarze Heidelibelle. Letztere ist ebenso nur noch in Restbeständen vorhanden wie die Heuschreckenarten Warzenbeißer und Heidegrashüpfer. Auch den Kammmolch gibt es nur noch in Gewässern nördlich der Donau.
Die Ursachen für den Rückgang von Arten sind vielfältig und reichen von Lebensraumveränderungen und -zerstörungen über eine Intensivierung der Nutzung, der Isolation geeigneter Lebensräume bis hin zum Klimawandel. Gerade die sogenannte „Verinselung von Biotopen“ macht eine Wiederbesiedlung von Lebensräumen zunehmend schwierig. Die Ergebnisse haben jedoch auch gezeigt, dass gezielte Maßnahmen Erfolge bringen. So nützen Ausgleichsmaßnahmen in Abbaugebieten der Kreuzkröte oder die Anlage von Kleingewässern in Waldgebieten der Gelbbauchunke. Die nun gewonnenen Erkenntnisse können von der Biodiversitätsberatung aufgegriffen werden und fließen in das Projekt Biotopverbundkonzepte am Bayerischen Artenschutzzentrum ein.
Die Naturschutzfachkartierung wird auf Landkreisebene durchgeführt. Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagendaten für bedrohte Arten und ihre Lebensräume und werden in der landesweiten Datenbank der Artenschutzkartierung zentral gespeichert. Wiederholungskartierungen dienen dazu, die Daten aktuell zu halten und Trends aufzuzeigen. Sie stehen Behörden, Kommunen, Verbänden, Planungsbüros und Wissenschaftlern zur Verfügung und liefern bei der Erarbeitung von Landschafts- und Grünordnungsplänen, bei Eingriffen in die Landschaft, bei der Planung von Schutzprojekten und für die Landschaftspflege wichtige Informationen. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse auf Anfrage zur Verfügung.