Alle 82 Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eines Waisenhauses, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, sind wohlbehalten zusammen mit ihren Pflegekräften und deren Angehörigen in Deutschland angekommen. Mit zwei polnischen Militärmaschinen landeten am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr weitere 23 Menschen mit Behinderung am Flughafen Memmingen und wurden von dort nach Ursberg gebracht. Ein Kind wurde zur Untersuchung in ein nahegelegenes Krankenhaus gefahren. Für den Transport der Geflüchteten standen 23 Krankentransport- und Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes mit jeweils zwei Mann Besatzung zur Verfügung, um die notwendige Versorgung während der Fahrt zu gewährleisten. Insgesamt hatte das BRK laut Daniel Freuding, Kreisgeschäftsführer in Günzburg, 34 Fahrzeuge aus allen elf Kreisverbänden Schwabens zusammengezogen. Gegen 18.30 Uhr waren alle Geflüchteten wohlbehalten in Ursberg eingetroffen.
In Memmingen anwesend waren neben dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek hochranginge Vertreter des polnischen und ukrainischen Staates, der Landrat des Landkreises Günzburg Dr. Hans Reichhart, die Generaloberin der St. Josefskongregation Ursberg Sr. Katharina Wildenauer sowie der Vorstandsvorsitzende des Dominikus-Ringeisen-Werks Martin Riß. Begleitet wurden sie vom BRK Geschäftsführer Leonhard Stärk.
Klaus Holetschek: „Mich berührt es zutiefst, dass heute schwerstbehinderte Waisenkinder aus der Ukraine hier eintreffen und vom Dominikus-Ringeisen-Werk versorgt werden. Das ist eine großartige Aktion von Vielen, die dabei sind. Es ist ein tiefes Zeichen der Menschlichkeit in diesen dunklen Zeiten. Wenn man die Bilder vom Krieg sieht, muss man einfach helfen. Das ist unser tiefes, christliches Grundverständnis. Das wird hier gelebt. Ich bin dafür sehr dankbar.“
Martin Riß: „Jeder Mensch ist kostbar, jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Unser Auftrag als Dominikus-Ringeisen-Werk ist es, das Leben zu schützen. Und dieser Auftrag wird in diesen Tagen ganz konkret. Ganz viele Helferinnen und Helfer sind beteiligt, dass Kinder aus der Ukraine zu uns kommen können. Ich möchte allen danken, die daran mitarbeiten, dass wir diesen Auftrag ins Leben übersetzen können. Vielen Dank Ihnen!“
Die Evakuierung des Waisenhauses aus der Stadt Krywyj Rih im Südosten der Ukraine hatte sich äußert schwierig gestaltet. Nachdem die 82 Waisen mit ihren 16 Pflegekräften und deren 20 Familienangehörigen endlich den ukrainischen Evakuierungszug erreicht hatten, mussten sie im polnischen Erstaufnahmelager Stalowa Wola ausharren, weil lange Zeit unklar war, wie der Weitertransport nach Deutschland stattfinden könnte. Die polnische Regierung ermöglichte am Freitag zunächst einen Flug nach München mit 34 Menschen mit Behinderung an Bord, der Deutschland am späten Abend erreichte. Weitere 25 wurden mit Bussen der polnischen Feuerwehr an die deutsch-polnische Grenze nach Görlitz gebracht, wo sie wiederum ein Bus aus Ursberg abholte. Sie kamen am Samstagmittag in Ursberg an. Die restlichen 23 Personen, ausschließlich liegend zu transportierende Kinder und Jugendliche, kamen schließlich heute in Memmingen an.
Die rund 120 Personen kommen in einer eigens ertüchtigten Flüchtlingsunterkunft des Dominikus-Ringeisen-Werks in Ursberg unter, die ausschließlich ihnen zur Verfügung steht. (Foto: DRW/Hilbert)