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Kreis Dillingen: Chancen und Perspektiven für die beiden Kliniken in Dillingen und Wertingen

Neues Medizinkonzept – Chancen und Perspektiven für die beiden Kliniken in Dillingen und Wertingen, um dem schwierigen Umfeld proaktiv zu begegnen

Der Landkreis Dillingen bringt ein neues Medizinkonzept mit Chancen und Perspektiven für die Klinikstandorte Dillingen und Wertingen auf den Weg. Dies wurde mit Unterstützung von externer Expertise erarbeitet und sowohl im Kreistag, als auch im Aufsichtsrat der Kreiskliniken mit breiten Mehrheiten über Parteigrenzen hinweg beschlossen. Diese Veränderung ist aufgrund der schwierigsten Rahmenbedingungen in der Gesundheitspolitik und den Kreisfinanzen unumgänglich.

„Konkret ist im Rahmen der Umsetzung des neuen Medizinkonzeptes geplant, Schwerpunkte zu bilden, Doppelvorhaltungen abzubauen, häuserübergreifende Abteilungen aufzustellen, Erlösverbesserungen zu forcieren, Einsparpotentiale zu generieren und damit Arbeitsplätze für die Gesundheitsversorgung im Landkreis zu sichern“, so der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Markus Müller. Ungeachtet dessen sei eine patientenorientierte und bürgerorientierte Versorgung das Ziel der Kreispolitik. Diese müsse jedoch den gegenwärtigen Strukturwandel proaktiv aufgreifen und finanzierbar sein. Die hohen Defizite, mittlerweile im zweistelligen Millionenbereich und der Bürgschaftsrahmen von 26 Mio. Euro bringen den Landkreis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit, da ebenso umfassende Investitionen in Bildung und Infrastruktur anstehen. Deshalb ist eine Reduzierung des Defizites unbedingt notwendig. Im Krankenhausbereich gilt es die anstehende Krankenhausreform im Blick zu haben und diese zu begleiten, was eine große Herausforderung und ein gewisses Risiko für ländliche Räume und kleine Krankenhäuser darstellt. In Ergänzung ist es auch das Ziel medizinische Kooperationen stärker in den Fokus zu rücken. Das neue Medizinkonzept ist im Kern eine Konzentration auf Kernkompetenzen der beiden Standorte. Konkret sieht die Konzeptionierung folgende Maßnahmen für die Kliniken in Dillingen und Wertingen vor:
umgesetzt werden:

Dillingen a.d.Donau
1. Das Krankenhaus St. Elisabeth Dillingen wird als Krankenhaus der Notfallversorgung stabilisiert. Die Notfallaufnahme wird entsprechend der gesetzlichen Vorgaben und in enger Verzahnung mit der Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung sowie Kooperationspartnern patientenorientiert konsolidiert.
2. Im internistischen Bereich soll die bereits vorhandene Gastroenterologie durch weitere allgemeininternistische Schwerpunkte wie z.B. Pneumologie, nicht invasive Kardiologie und Nephrologie gestärkt werden.
3. Der Schwerpunkt der unfallchirurgischen Versorgung des Landkreises liegt zukünftig in Dillingen. Durch enge Zusammenarbeit mit der Akutgeriatrie in Wertingen wird eine Alterstraumatologie aufgebaut. Das bereits vorhandene Traumazentrum entwickelt sich entsprechend der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
4. Die Allgemein- und Visceralchirurgie des Landkreises wird in Dillingen konzentriert und weiterentwickelt.
5. Die Geburtshilfe soll in Dillingen erhalten bleiben. Die Entwicklung in den vergangenen Monaten ist positiv. Darüber hinaus unterstützt auch der Gesetzgeber den Erhalt von Geburtshilfen auf Kreisebene. Im gynäkologischen Bereich wird der Schwerpunkt Endometriosebehandlung und Beckenbodenzentrum ausgebaut.
6. Fortführung der Abteilung Anästhesie & Intensivmedizin
7. Die Urologie bleibt weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil der Versorgung, ebenso wie die bereits gut etablierte Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten.
8. Ausbau des ambulanten Leistungsspektrums inklusive ambulantem Operieren.

Wertingen:
Die Klinik soll eine konsequente Ausrichtung auf die Versorgung älterer Menschen durch weitere Spezialisierung in folgenden Behandlungsformen erfahren:
1. Die akutgeriatrischen und internistischen Behandlungsangebote werden stabilisiert und sukzessive entsprechend dem Bedarf der Bevölkerung ausgebaut. Insbesondere werden frühzeitig Rehabilitationsmaßnahmen eingeleitet, Vorbereitungen auf eine weitere Anschlussheilbehandlung getroffen und damit eine möglichst schnelle Wiederherstellung der Selbstständigkeit der Patienten angestrebt. Ziel ist die beste und größte medizinische Einrichtung im Raum Nordschwaben und Augsburg zu werden und sukzessive auch weitere ergänzende medizinische, pflegerische und therapeutische Behandlungsformen zu etablieren.
2. Sämtliche orthopädische Operationen z.B. Hüft- und Knieendoprothetik, Schulteroperationen insbesondere auch bei Verschleißerkrankungen beim älteren Menschen werden in Wertingen konzentriert. Durch die enge räumliche Nähe zur Akutgeriatrie und eine höhere therapeutische Dichte können die Patienten schneller in einen rehabilitationsfähigen Zustand gebracht werden. Durch die enge Verzahnung mit dem Krankenhaus in Dillingen werden Personalengpässe reduziert.
3. Die Notaufnahme wird stärker am tatsächlichen Bedarf der Bevölkerung ausgerichtet. Durch engere Zusammenarbeit mit der Rettungswache am Standort Wertingen (Rettungsdienst des Bay. Roten Kreuzes) sowie weitere angestrebte Kooperationen sollen attraktive Versorgungsangebote geschaffen werden.
4. Ausbau des ambulanten Leistungsspektrums inklusive ambulantem Operieren.
Das nunmehr vorliegende Medizinkonzept bringt Veränderungen mit sich, für Patienten wie für Mitarbeiter. Es gibt zum neuen Konzept allerdings keine sinnvolle Alternative. Kreistag und Aufsichtsrat haben sich bewusst für dieses Konzept entschieden, weil damit beiden Häusern eine Entwicklungsperspektive für die Zukunft eröffnet werde und gleichzeitig das Defizit der Kliniken auf ein für den Landkreis noch vertretbares Maß geführt werden kann. Deshalb sind die mit dem Medizinkonzept einhergehenden Veränderungen leider unumgänglich.

Statement von Oberbürgermeister Frank Kunz in Ergänzung zur Pressemitteilung des Landkreises „Neues Medizinkonzept“ an den Kreiskliniken

„Das höchste Gut, das wir haben, ist die Gesundheit. Sie zu schützen und zu stärken ist deshalb eine zentrale Aufgabe. Gelingen kann dies nur mit einer soliden, breit aufgestellten und ortsnahen Gesundheitsversorgung hier bei uns in der Region. Und hierfür stehen unsere Kreiskliniken.
Die Rahmenbedingungen in Deutschland im Allgemeinen und die ganz aktuellen Planungen der Bundesregierung im Speziellen führen dazu, dass landauf-landab Kliniken in unserer Größenordnung in ihrer Existenz bedroht sind. Das ist kein Dillinger und Wertinger Spezifikum. Sondern bundesweite Realität.
Vor diesem Hintergrund ist auch das Gutachten zu lesen, das deutlich klarmacht: wenn bei uns im Landkreis nicht unmittelbar die Struktur angepasst wird, dann steht die Zukunft der Krankenhausversorgung in unserer Region als Ganzes auf dem Spiel.
Um im medizinischen Bild zu bleiben: Die im Gutachten festgehaltenen Schritte sind kein einfacher Rat zu einer Therapie, sondern die ganz dringende Empfehlung der externen Experten zu einer Not-Operation, wenn das Leben des Patienten gerettet werden soll.
Deshalb sind Kreistag und Aufsichtsrat überzeugt davon, dass die von den Experten empfohlenen Maßnahmen jetzt ergriffen werden müssen. Diese Schritte sind für alle schmerzhaft.

Entscheidend für die Existenzsicherung unserer Kliniken wird es auf der organisatorischen Seite sein, die Grundversorgung zu stärken und sich weiter zu spezialisieren. Doch genauso bedeutend ist es, die Beschäftigten und die Patienten bestmöglich einzubinden und mitzunehmen. Denn ein saniertes Haus wird nur dann etwas wert sein, wenn dort auch weiterhin ein motiviertes Team arbeitet und die Menschen der guten Behandlung dort vertrauen.
All dies soll mit den Maßnahmen erreicht werden, die jetzt von den externen Experten in dem Gutachten zusammengestellt und empfohlen wurden, um die Zukunft der Kreiskliniken zu sichern.“