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Kreis Augsburg: Landrat Sailer will Gesamtkonzept für Schulen

„Wenn wir jetzt nichts tun, rennen wir sehenden Auges in die vierte Welle“

Landrat bittet Ministerpräsident um Gesamtkonzept für Schulen

Aktuell sind die Infektionszahlen auf einem niedrigen Niveau und die Pandemie scheint bei sommerlichen Temperaturen schnell in Vergessenheit zu geraten. Doch Landrat Martin Sailer mahnt insbesondere mit Blick auf die Delta-Variante und den Herbst dazu, die Sommermonate nicht zu verschlafen: „Wir müssen jetzt alles daran setzen, dass unsere Kinder und Jugendlichen auch im Herbst und Winter sicher in die Schule gehen können. Ein erneutes Zurückkehren in den Wechsel- oder Distanzunterricht halte ich für völlig inakzeptabel. Aus meiner Sicht ist es unabdinglich, dass jetzt ein Gesamtkonzept für unsere Schulen und den Schülerverkehr entwickelt wird.“
Aus diesem Grund hat sich Sailer auch an den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder gewandt: „Ich habe den Ministerpräsidenten darum gebeten, zeitnah eine qualifizierte Arbeitsgruppe einzurichten. Jene sollte sich unter anderem aus Vertretern der verschiedenen Ministerien, Fachexperten und Virologen zusammensetzen und für die Sachaufwandsträger bis Ende Juli verbindliche Vorgaben zu Maßnahmen wie Tests, Maskenpflicht, ÖPNV, räumlichen Zusatzangeboten, beispielsweise in Form von Containern, Luftfiltern, Vor-Ort-Impfungen und anderen denkbaren Maßnahmen formulieren, damit diese über die Sommerferien hinweg die Möglichkeit haben, die Vorgaben noch entsprechend umzusetzen. Soweit gewünscht, bin ich gerne dazu bereit, diese Arbeitsgruppe nach Kräften zu unterstützen. Wir müssen hier unbürokratisch und schnell handeln und sollten uns beispielsweise nicht selbst durch langwierige Vergabeverfahren behindern.“ Die Rückmeldung aus München stimmt Sailer hoffnungsvoll: Man hält den Gedanken einer Arbeitsgruppe für eine sehr gute Idee. Ob die Planungen inzwischen schon fortgeschritten sind, ist unklar.

Luftreinigungsgeräte in Klassenzimmern

Den alleinigen Einsatz, der in letzter Zeit viel beworbenen Luftreinigungsgeräte in Klassenzimmern, hält der Landrat nur bedingt für zielführend: „Ich stelle in jedes Klassenzimmer fünf Luftreiniger, wenn das dafür sorgt, dass unsere Kinder und Jugendlichen besser vor COVID-19 geschützt sind. Allerdings scheint ihr Einsatz nach Einschätzungen unseres Gesundheitsamtes die Verbreitung des Virus innerhalb der Klassenzimmer nicht verhindern zu können und bei einem positiven Fall wäre es trotzdem notwendig, Quarantänemaßnahmen anzuordnen.“ Letztlich hätten die Luftreinigungsgeräte damit keinen besseren Nutzen als die bereits angeschafften CO2-Ampeln in Kombination mit regelmäßigem Lüften. Nach Auffassung des Landrates droht damit nach den Sommerferien trotz der Investitionen in die Luftreinigungsgeräte wieder Wechsel- und Distanzunterricht.

Impfungen sind auf Dauer die einzige Lösung

Die einzige Möglichkeit das Virus auf Dauer einzudämmen und insbesondere die Schulen wieder zu sicheren Räumen zu machen, sieht der Landrat in der Corona-Schutzimpfung. Doch die Impfbereitschaft im Landkreis ist aktuell wie in ganz Deutschland stark rückläufig: „Die Abfrage der impfwilligen volljährigen Schülerinnen und Schüler an den Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen im Landkreis war für uns mehr als nur ernüchternd. Von rund 2.000 Über-18-Jährigen haben sich leider nur rund 30 Schülerinnen und Schüler gemeldet, die derzeit eine Impfung wünschen“, bedauert der Landkreis-Chef. Ob das mangelnde Interesse am fehlenden Vertrauen in die Impfstoffe liegt oder durch den Zweitimpftermin in den Sommerferien begründet ist, weiß Sailer nicht. Bei einem ist er sich aber sicher: „Wenn sich die Impfbereitschaft in unserer Bevölkerung nicht erhöht und wir trotz unserer Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr jetzt nichts tun, rennen wir sehenden Auges in die vierte Welle.“


Impfangebot an allen Landkreisschulen für Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren

Um die Impfquote in der Region noch weiter zu steigern, plant der Landkreis, noch vor den Sommerferien an jeder Schule ein ausdrückliches und tatsächliches Impfangebot für alle Schülerinnen und Schüler ab zwölf Jahren zu machen. Hierfür sollen die Schulen von mobilen Impfteams angefahren werden. „Bezüglich der genaueren Organisation stehen wir derzeit mit unserem Dienstleister Ecolog und den Schulleitungen im Austausch“, erklärt der Landrat.