Deckelung macht effektive Pandemiebekämpfung unmöglich
Die Ankündigungen aus dem Bundesgesundheitsministerium, die Bestellmöglichkeiten der Städte und Landkreise für den Impfstoff von BioNTech/Pfizer einschneidend limitieren zu wollen, rufen beim Augsburger Landrat Martin Sailer Entsetzen und Empörung hervor: „Dieser Schritt kommt einer Bankrotterklärung unserer Bundesregierung in der Pandemiebekämpfung gleich“, sagte Sailer am Montag. „Wir kämpfen seit über eineinhalb Jahren auf kommunaler Ebene mit allen Kräften gegen die nun wieder explodierenden Inzidenzen an und fühlen uns von unserer Bundesregierung nicht nur zunehmend im Stich gelassen, sondern mit einer solchen Maßnahme förmlich sabotiert“, erklärte Sailer weiter. „Nach zähem Ringen haben wir nun endlich erreicht, unser zweites Impfzentrum wieder in Betrieb nehmen zu dürfen, da wir bis Weihnachten einen Kraftakt in Sachen Impffortschritt leisten müssen. Schließlich soll allen Personen, deren Zweitimpfung länger als fünf Monate zurückliegt, ein zeitnahes Impfangebot gemacht werden und das ohne jede Möglichkeit der Priorisierung. Nun werden uns neue Knüppel zwischen die Beine geschmissen, die uns eine effektive Pandemiebekämpfung im Grunde unmöglich machen. Niemand auf bundespolitischer Ebene hat aktuell noch irgendein Recht, sich über das wachsende Unverständnis der Bevölkerung über eine solch realitätsferne Politik zu wundern“, so der Augsburger Landrat.
Angekündigte Obergrenzen machen Bruchteil des Bedarfs aus
Wie übereinstimmenden Medienberichten zu entnehmen war, sollen die bestellbaren Mengen des BioNTech-Impfstoffs drastisch gedeckelt werden. Der Landkreis Augsburg soll künftig nur noch maximal 1.000 Dosen des Vakzins pro Woche anfordern können. „Faktisch benötigen wir Stand heute wöchentlich rund 6.000 Dosen BioNTech, um unsere Impfkampagne überhaupt voranbringen zu können – und das nur für unser Impfzentrum in Bobingen“, erklärte Sailer. „Sollte uns künftig nur noch ein Bruchteil dieser ohnehin schon unzureichenden Menge zur Verfügung gestellt werden, dann treibt das unsere Bemühungen, das völlig außer Kontrolle geratene Virus in irgendeiner Form bändigen zu können, vollständig in den Kollaps“, betonte Sailer, der sich nach Bekanntwerden der Ankündigung umgehend mit dem Bayerischen Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, in Verbindung gesetzt hat. „Gesundheitsminister Holetschek hat mir versichert, dass er das Thema als Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz auf die Agenda der nächsten Sitzung setzen wird“, so Sailer. „Hierfür stärke ich ihm ausdrücklich den Rücken und fordere mit Nachdruck, dass die angekündigte Begrenzung der Impfstoffbestellungen unbedingt verworfen wird, damit wir im Kampf gegen das Virus überhaupt eine Chance wahren können.“ Eine Wiedereröffnung des Impfzentrums Gablingen-Siedlung sei aus Sicht des Landrats ansonsten völlig sinnlos: „Was bringt uns ein zusätzliche Impfzentrum, wenn wir den Impfstoff, dem die Bevölkerung mit am meisten vertraut, nicht verfügbar haben?“
Krisenkommunikation und -bewältigung sind ein Desaster
Sailer zufolge sei es ein zusätzliches Ärgernis, dass die Kreisverwaltungsbehörden von der angekündigten Maßnahme zum wiederholten Male nicht auf behördlichem Wege, sondern über die öffentliche Presse erfahren hätten. „Die Art und Weise der Krisenkommunikation und -bewältigung in Deutschland sind von Anfang an ein totales Desaster“, entrüstet sich Sailer. Andere europäische Länder würden völlig zurecht nur noch verwundert den Kopf schütteln, wenn sie nach Deutschland blicken. „Nachdem die letzten Monate in Bezug auf die Auffrischungsimpfungen und Pandemie-Bekämpfung offensichtlich verschlafen wurden, weil Bundestagswahl und Regierungsbildung im Fokus standen, sollten wir uns jetzt darauf konzentrieren, alle wieder an einem Strang zu ziehen und die Impfquote schnellstmöglich zu steigern. Stattdessen wird das Vertrauen vieler Bürgerinnen und Bürger fahrlässig verspielt, weil es heißt, dass sie jetzt gegebenenfalls nicht den Impfstoff zur Auffrischung erhalten, der ihnen zunächst zugesagt wurde. Ich selbst bin zweifach mit Moderna geimpft und kann den Impfstoff deshalb aus eigener Erfahrung nur empfehlen. Der mRNA-Impfstoff beweist Studien zufolge auch gegen die Delta-Variante eine sehr gute Wirksamkeit. Aber natürlich ist es nachvollziehbar, dass ein Impfstoff in der Öffentlichkeit nicht mehr sonderlich attraktiv wirkt, wenn es heißt, dass dessen Mindesthaltbarkeitsdatum bald ausläuft und er deshalb verstärkt verimpft werden soll. Auch wenn nun leere BioNTech-Lager als Begründung für die geplante Deckelung genannt werden, bleiben große Zweifel an der Effektivität der Impfstoffplanung, deren Auswirkungen man letztlich wieder in den Impfzentren spüren wird“, so der Landrat.