Als erste Kommune, die eine Klimapartnerschaft mit einer Region in Kenia hatte, ist Gersthofen seit Jahren in Baringo County aktiv. Joshua Kandie, Mitglied des Kenianischen Parmaments, ist hier ein enger Partner vor Ort und war jetzt zur Abstimmung von neuen Projekten zu Gast in Gersthofen. Michael Wörle, Erster Bürgermeister der Stadt Gersthofen, begrüßte Kandie und nahm mit ihm wichtige Termine in der Region, sowie im bayerischen Landtag in München war.
Bei Gesprächen in Gersthofen ging es zunächst um die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene, vor allem zu den Themen Wasserversorgung, Abwasser und erneuerbare Energien. Die Stadt Gersthofen engagiert sich seit Jahren in der Region Baringo County und hat zusammen mit ProKapsogo die Wasserversorgung in Tenges ausgebaut, so dass seit diesem Jahr dort jetzt 7.000 Menschen den Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Dieses Projekt soll unter Einbeziehung der Berufsschule vor Ort weitergeführt werden. Ziel ist es die duale Berufsausbildung in Kenia voran zu bringen. Der Bayerische Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo kennt das Projekt seit längerem und unterstützt es.
Das nächste konkrete Projekt ist die Wasserversorgung für die einzige Blinden- und Taubstummen-Schule ihrer Art in Zentral- und Ost-Afrika. Beim letzten Besuch der Gersthofen Delegation und des Vereins ProKapsogo, der seit Jahren vor Ort aktiv ist, traf man sich vor Ort in Kabernet mit den Verantwortlichen der Deafblind School. Jetzt werden die Planungen für die Wasserversorgung an der Schule konkreter. Gleichzeitig wird der 3. Bauabschnitt des Wasserprojektes in Tenges mit der Anbindung der Krankenstation in Angriff genommen.
„Die Deafblind School in Kabernet ist die einzige Blinden- und Taubstummen-Schule in ganz Zentral- und Ost-Afrika. In Afrika glaube immer noch viele Eltern, dass ihre tauben oder blinden Kinder eine Schande für die Familie sind und zeigen sie deshalb gar nicht in der Öffentlichkeit. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, so eine Schule zu fördern. Die Hilfe der Stadt Gersthofen und von ProKapsogo ist sehr wichtig, denn wenn wir hier die Kinder fördern, können wir der ganzen Region helfen“, so Joshua Kandie, dem das Projekt besonders am Herzen liegt.
In München wurden Joshua Kandie und Bürgermeister Michael Wörle von Landtags-Präsidentin Ilse Aigner als Ehrengäste auf der Landtags-Tribüne begrüßt.
Im Landtag wurden viele spannende Gespräche geführt. Mit Staatskanzleichef Florian Hermann und Vizepräsident Alexander Hold wurde die Sinnhaftigkeit der Projekte auf kommunaler Ebene unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft besprochen. Hier ging es vor allem auch um die Möglichkeiten des Freistaates für ein verstärktes Engagement im globalen Süden. Die Idee ist, dass das Gersthofer Modell Schule macht und als Vorbild von anderen Kommunen übernommen wird.
Nationale Themen waren die Folgen des Klimawandels und neue Technologien, wie z. B. im Bereich Wasserstoff. Da Kenia über ausreichend Sonnentage und damit grünen Strom, sowie einen Zugang zum Hafen verfügt sollen Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen Bayern und Kenia in Zukunft vertieft werden. Joshua Kandie hat außerdem die Gersthofer Firma Quantron besucht und sich dort mit CEO Andreas Haller über die neusten Entwicklungen im Bereich Elektromobilität und Wasserstoff, sowie mögliche Chancen in Kenia ausgetauscht.
„Wir arbeiten jetzt seit vielen Jahren partnerschaftlich mit Joshua Kandie zusammen und haben gemerkt, wie viel wir in der Region Baringo County bewirken können. Die Idee ist in Zukunft ein ganzes Netzwerk an Partnerschaften zu entwickeln, Unternehmen und Kommunen einzubinden und so eine Win-Win-Situation für alle zu schaffen. Beispielsweise im Bereich des Technologietransfers oder der dualen Berufsausbildung, die Firmen in Bayern mit den afrikanischen Kommunen zu vernetzen. Dafür werben wir jetzt bei der bayerischen Staatsregierung“, so Michael Wörle, Erster Bürgermeister der Stadt Gersthofen. (Foto: Gottfried Obermair)