Aufwertung für das städtische Ökokonto
Wälder erfüllen zahlreiche Funktionen parallel, z.B. als Kohlenstoffspeicher, Nutzholzlieferant, Erholungswald, Wasser-speicher oder Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Am Eybach, südlich der städtischen Mülldeponie, soll der Wald als Biotop nun zusätzlich noch stärker in den Fokus rücken.
Umweltamt und Forstverwaltung der Stadt haben sich darauf verständigt, dass das Gelände naturnäher gestaltet und der Baumbestand entsprechend umgebaut wird. Um das ökologische Aufwertungspotential auch für das städtische Ökokonto nutzbar zu machen, wurde ein Landschaftsbüro beauftragt, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Ein Ökokonto dient dazu, Versiegelungen, wie beispielsweise durch Straßen- und Wegebau, Bauleitplanungen oder für schulische Neubauten durch Lebensraumverbesserungen auszugleichen. Auf diese Weise werden bauliche Maßnahmen durch naturnahe Projekte ergänzt. Das Projekt Eybach sieht nun vor, dass der dominierende Fichten-Bestand auf einer Länge von rund 1.100 Metern zu einem sog. Winkelseggen-Erlen-Eschen-Quellrinnenwald in der Senke sowie zu einem Waldmeister-Buchenwald auf den zum Waldweg ansteigenden bachferneren Bereichen umgewandelt werden soll. Diese Baumarten würden sich hier gewöhnlich ohne den Einfluss menschlichen Zutuns einstellen. Wesentlich schneller jedoch soll dies innerhalb der kommenden zehn Jahre durch mehrere Fichten-Hiebe bewerkstelligt werden. Damit wird der für das Wachstum neuer Bäume dringend benötigte Lichteinfall gewährleistet. In einem ersten Schritt, der bereits in den kommenden Wochen ansteht, werden die Fichten am Bachbett entnommen und die dichten Fichten-Bestände durchforstet. Im zweiten Schritt können Erle, Buche und Tanne gepflanzt werden. Damit erreichen die Waldbäume eine größere Diversität und sind gleichzeitig weniger anfällig gegen Krankheiten und Befall durch Schädlinge. In den Folgejahren kann dann, je nach Bedarf, weiter nachgelichtet werden bis der Zielzustand erreicht ist. Dazu gehört ebenfalls die Anreicherung von stehendem wie liegendem Totholz. Profitieren werden von diesen Maßnahmen neben Vögeln und Insekten insbesondere Kröten, Molche und Unken, wie die Gelbbauchunke, die laut der Roten Liste als stark gefährdete Amphibienart gilt. Um diese Arten zu begünstigen sind durchaus auch Fahrspuren erwünscht, wie sie beim Holztransport aus dem Bestand verbleiben. Zusammen mit zusätzlich angelegten Mulden dienen diese als Laichhabitate für die vielen verschiedenen Amphibien.
Oberbürgermeister Stefan Bosse erklärt: „Die Stadt Kaufbeuren hat eine große Verantwortung für den städtischen Forst. Dieser soll einerseits die vorhandene Biodiversität weiterhin erhalten, denn mit den geplanten Maßnahmen verbessern wir die natürlichen Lebensbedingungen der Tierwelt. Und andererseits soll der Wald als ideales Naherholungsgebiet genutzt werden. Die Lage dafür ist optimal für einen Spaziergang oder eine gemütliche Fahrradtour ins Grüne. Durch leicht erreichbare Ausflugsziele vor Ort tragen wir ebenfalls zum Klimaschutz bei.“
Das Waldstück am Eybach wird sich in den kommenden Jahren merklich verändern. Die städtische Forstverwaltung ermöglicht die nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung. Durch die speziell auf das Waldstück am Eybach angepassten Maßnahmen trägt die Stadt Kaufbeuren aktiv zum Artenschutz in der Region bei.
Bild: Stadt Kaufbeuren