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Region: Hilferuf wird zu Tierschutzfall

Ein verzweifelter Anruf im Tierheim LechArche: „Bitte helfen Sie mir, ich muss meine Tiere abgeben. Es sind sechs liebe Katzen, aber ich komme mit Ihnen nicht mehr zurecht.“ 

Häufig stecken soziale Krisen, private Konflikte oder Fehlentscheidungen hinter diesen Anfragen. Immer wieder aber sind sie die erste Mitteilung über einen gravierenden Tierschutzfall. So, als am 15.03. im Tierheim LechArche die Bitte telefonisch geäußert wurde, doch kurzfristig sechs Katzen aufzunehmen. Durch Nachfragen und aufgrund von Erfahrung war schnell klar – an diese Adresse sollte ein Team des Tierschutzvereins hinfahren. Tatsächlich wurden aus sechs Katzen, mindestens 20 Scottish-Fold-Katzen bzw. Mischlinge, die das Team mitnehmen konnte. Mindestens, weil unklar ist, wie viele der Katzen trächtig sind. Die Tiere sind zwischen 1,5 Jahren und ein paar Wochen jung. 

Die Tierschützerinnen fanden alle Tiere in einem nur 15 qm großen Raum vor, Teil einer stark vermüllten Wohnung. Dazu auch einige bereits verstorbene Katzen. Die Vermutung: Eine illegale Zucht ist völlig außer Kontrolle geraten. Der Fall wurde vom Tierschutzverein beim Veterinäramt angezeigt. 

Leider finden manche Menschen Scottish Fold Katzen besonders süß. Abgeknickte Ohren, rundliche Köpfe und das dichte, weiche Fell verstärken das beliebte Kindchenschema. Die Katzen haben jedoch einen vererblichen Gendefekt und leiden. Unter Schmerzen aufgrund degenerierter Knorpel und, weil sie mit den abgeknickten Ohren nicht wie normale Katzen kommunizieren können. 

In Deutschland gilt die Scottish Fold deshalb als Qualzucht. Ihre Zucht ist nach §11b Tierschutzgesetz in Deutschland verboten. 

Durch die unheilbare Erbkrankheit kann es zu einer Zerstörung des körpereigenen Knorpelgewebes kommen. Das führt oft an Beinen und der Wirbelsäule zu schmerzhaften Gelenkveränderungen und Lahmheit. Außerdem leiden die Tiere an Gelenksschwellungen, missgestalteten und verdickten Gliedmaßen. Meist bewegen sich Scottish Fold deshalb weniger und vermeiden Sprünge. Mitunter reagieren die Tiere aufgrund der Schmerzen bei Berührungen, etwa Streicheln, aggressiv. 

Viel Leid und hohe Tierarztkosten sind also die Regel. 

Der Tierschutzverein Augsburg steht nun – schon wieder – vor der Aufgabe tierliebe Menschen zu finden, die sich der armen Kätzchen annehmen und bereit sind das gesundheitliche Risiko zu tragen. In der Zwischenzeit werden die Katzen tierärztlich betreut, liebevoll gepflegt, geimpft und sobald es möglich ist: kastriert. 

Wichtiger Appell von Sabina Gaßner, Geschäftsführerin des Tierschutzvereins Augsburg an tierliebe Menschen: “Suchen und finden Sie Ihr Tier nicht im Internet, sondern im Tierheim. Informieren Sie sich über die Herkunft Ihres zukünftigen Familienmitglieds. Lassen Sie Tiere natürlich sein, schaffen Sie sich definitiv keine Tiere aus Qualzucht an.”