Es ist das älteste Ehrenamt im Freistaat Bayern und seit 2016 ist es sogar Teil des immateriellen Weltkulturerbes: Auch im Landkreis Günzburg engagieren sich Hunderte Ehrenamtliche als Feldgeschworene. In einer Feierstunde im Sitzungssaal des Landratsamts wurden nun langjährige Feldgeschworene für ihr Engagement mit der Ehrenurkunde des Bayerischen Staatsministers der Finanzen und für Heimat ausgezeichnet.
Landrat Hans Reichhart hob in seiner Rede die Bedeutung des Amtes der Feldgeschworenen hervor: „Ihr Amt verlangt viel Fingerspitzengefühl und Augenmaß, denn trotz modernster Vermessungstechniken bleiben Sie unverzichtbare Ansprechpartner bei Grenzvermessungen.“ Besonders betonte der Landrat das tiefe lokale Wissen der Feldgeschworenen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird: „Feldgeschworene verfügen oft über tiefes lokales Wissen, das historische Grenzverläufe und alte Markierungen umfasst, die in modernen Vermessungen eine bedeutende Rolle spielen.“
Neben ihrer Ortskenntnis und dem technischen Verständnis würdigte Reichhart auch die besondere Rolle der Feldgeschworenen in komplexen Grundstücks- und Grenzfragen: „Sie tragen mit Ihrer Erfahrung und Ihrem Einsatz dazu bei, dass schwierige Grundstücks- und Grenzangelegenheiten konstruktiv gelöst werden. Ihr Wissen und Ihre langjährige Erfahrung machen Sie zu geschätzten Partnern sowohl für die Grundstückseigentümer als auch für die Mitarbeiter des Vermessungsamtes.“
Auch Peter Lauber, Leiter des Amtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (ADBV) Günzburg, sprach den Geehrten seinen Dank aus: „Durch ihre umfassende Ortskenntnis und ihre Erfahrung nehmen die Feldgeschworenen eine unverzichtbare Mittlerrolle zwischen Staatsbürgern und staatlichen Behörden ein. Vor allem besitzen sie die nötige Menschenkenntnis.“ Lauber betonte weiter die Bedeutung der Abmarkungspflicht. Denn Grenzen seien nur dann von Bedeutung, wenn sie klar erkennbar sind und eingehalten werden.
Als Anschauungsmaterial präsentierte der Amtsleiter zwei sogenannte Siebenerzeichen. Das sind besonders geformte und beschriftete „geheime“ Zeichen aus dauerhaftem Material, wie z.B. gebranntem Ton. In Franken, früher auch in Teilen Baden-Württembergs, kennzeichnen die Feldgeschworenen damit die Lage der Grenzpunkte. Sie werden im Bereich des Grenzsteins in einer bestimmten, nur den Feldgeschworenen bekannten Anordnung ausgelegt. Die Art dieser Anordnung bezeichnet man als „Siebenergeheimnis“. An Form und Lage der Zeichen erkennen die Feldgeschworenen, ob der Stein verändert wurde.
In Bayern sind insgesamt rund 27.000 Menschen als Feldgeschworene tätig, davon 2.400 allein in Schwaben. Im Landkreis Günzburg gibt es in allen 34 Kommunen insgesamt 335 registrierte Feldgeschworene, von denen 231 noch aktiv sind. Die Bestellung erfolgt auf Lebenszeit, und das Engagement vieler Ehrenamtlicher geht über Jahrzehnte hinweg – ein Einsatz, der mit der Auszeichnung nun besondere Anerkennung fand.
Geehrt wurden:
Für 50-jähriges verdienstvolles Wirken als Feldgeschworener
Ernst Seiler, Autenried
Für 40 Jahre verdienstvolles Wirken als Feldgeschworener
Alois Bissinger, Deubach
Andreas Kempfle, Deubach
Anton Wöhrle, Ebersbach
Für 25 Jahre verdienstvolles Wirken als Feldgeschworen
Bernhard Harder, Bubesheim
Theodor Mayr, Ettenbeuren
Anton Schweigart sen., Ettenbeuren
Erwin Kopp, Langenhaslach
Reiner Stehle, Freihalden
Bild: Stadt Günzburg