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Dillingen: Kreiskliniken Dillingen-Wertingen bauen Zusammenarbeit mit den Bezirkskliniken aus

Die Kreisklinken Dillingen-Wertingen und die Bezirkskliniken verfolgen ein gemeinsames Ziel: Die Patientenversorgung bestmöglich zu gewährleisten und Synergien im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung zu schaffen. Dazu wurden jetzt vier Kooperationsverträge geschlossen. Die Vorteile der Kooperationen liegen in der Steigerung der vorhandenen Leistungsqualität sowie einer gezielten Patientensteuerung.

Bei einem Pressegespräch im Landratsamt Dillingen stellten der Aufsichtsratsvorsitzende der Kreiskliniken, Landrat Markus Müller und die Stellvertretende Geschäftsführerin Barbara Jahn-Hofmann sowie der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzender der Bezirkskliniken, Bezirksrat Dr. Johann Popp, der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken Stefan Brunhuber, und der Ärztliche Direktor der Klinik für Neurochirurgie am BKH Günzburg, Prof. Christian Rainer Wirtz, die Vereinbarungen vor.

„Die Patientinnen und Patienten sind die Gewinner der Kooperationen“, zeigt sich Landrat Markus Müller überzeugt. Eine gute wohnortnahe Erstversorgung ist ein wesentlicher Faktor für die Patientenversorgung und wird durch spezialisierte medizinische Versorgung in Form der medizinischen Kooperationen ideal ergänzt. Gleichzeitig brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Umsetzung der von Bundesgesundheitsminister Lauterbach forcierten Krankenhausreform das Bestreben des Landkreises, eine bestmögliche wohnortnahe Patientenversorgung in kommunaler Trägerschaft sicherzustellen, nachhaltig unterstützt.

Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der Bezirkskliniken, Bezirksrat Dr. Johann Popp, verwies darauf, dass es nicht die ersten Kooperationsverträge zwischen Bezirks- und Kreiskliniken seien. „Wir haben bereits eine enge Zusammenarbeit beispielweise zwischen der Akutgeriatrie in Wertingen und der Gerontopsychiatrie am BKH Günzburg“, sagte Dr. Popp, der wiederholt die Prüfung von Kooperationen als wichtigen Bestandteil einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum angeregt hatte. So begrüßt er auch die laufenden Gespräche mit der Universitätsklinik in Augsburg. „Ich sehe im UKA als Maximalversorger einen wichtigen Partner für die Kliniken in der Region“, so Dr. Popp.

Ziel von Kooperationen müsste nach Aussage von Dr. Popp grundsätzlich eine heimatnahe Versorgung der Menschen und eine sinnvolle Arbeitsteilung mit Vorteilen für alle Beteiligten sein. „Ich bin zuversichtlich, dass wir gute Lösungen erarbeitet haben. Und ich bin zuversichtlich, dass wir hier in eine gute Zukunft gehen“, so Bezirksrat Dr. Popp.

Inhalt der Vereinbarungen mit den Bezirkskliniken ist konkret folgendes:

  • Schlaganfallversorgung
    Im Sinne einer effizienten Steuerung von Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten wird die (Akut-)Schlaganfallversorgung für die Landkreisbevölkerung im BKH Günzburg in der Klinik für Neurologie und Neurologische Rehabilitation erfolgen. Im Anschluss daran soll zur heimatnahen Versorgung eine rasch möglichste Rückverlegung zur internistischen Abklärung und geriatrischen Therapie der Patienten im Landkreis erfolgen.
  • Versorgung von Schädel-Hirn- und/oder Wirbelsäulenverletzten im Rahmen des Traumazentrums Dillingen

Die Kreisklinik Dillingen als Akut- und Notfallversorger ist als lokales Traumazentrum im Traumanetzwerk Schwaben durch die Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert.
Entscheidend für das Überleben und die Lebensqualität eines Patienten nach einem Unfall sind eine schnelle und präzise Diagnose der Verletzungen sowie eine bestmögliche Betreuung und Behandlung.
Um Schwerstverletzte auf hohem Qualitätsniveau versorgen zu können, wurde an der Kreisklinik Dillingen unter dem Blickwinkel der Teilnahme am Traumanetzwerk Schwaben als „lokales Traumazentrum“ die Struktur, Organisation und Ausstattung auf Basis der Qualitätsvorgaben des „Weissbuches zur Schwerverletztenversorgung“ ausgerichtet und optimiert: Oberste Priorität nimmt dabei die Regelung der Aufnahme und Verlegung mit allen beteiligten Rettungsdienstleitstellen, die Vorhaltung von Kompetenz und Kapazitäten und die Einrichtung von gemeinsamen Qualitätszirkeln innerhalb des Traumanetzwerkes ein.
Mit dem System dieser vernetzten Notfallversorgung zwischen allen teilnehmenden Kliniken wird ein schwerstverletzter Patient innerhalb von kürzester Zeit vom Rettungsdienst in die geeignete Klinik zur optimalen Notfallversorgung eingeliefert: Für den Patient steht in der Dillinger Klinik unverzüglich das eingespielte interdisziplinäre Schockraum-Team zur Betreuung und Behandlung bereit, das sich aus den unfallchirurgischen und anästhesiologischen Fachdisziplinen zusammensetzt. Die zuständigen Mitarbeiter werden für solche Situationen speziell in fortlaufenden internen und externen Schulungsmaßnahmen auf die besondere Anfordernisse dieser Behandlungsabläufe geschult.
Im Falle einer unmittelbar notwendigen neurochirurgischen Interventionsmaßnahme bedarf es einer engen und organisierten Kooperation in Form einer Verlegungsvereinbarung mit einer neurochirurgischen Klinik. Die seit Jahren bereits gelebte Praxis wird nun mit dem BKH Günzburg gefestigt und kann weiter ausgebaut werden.

In passender Ergänzung wurde eine Hospitationsvereinbarung mit der Neurochirurgie des BKH Günzburg abgeschlossen. Die Weiterbildungsberechtigungen von Dr. med. Frank Auerbach im Bereich Unfall- und orthopädische Chirurgie sind sehr vielfältig und werden mit dieser Vereinbarung ausgebaut. Damit im Rahmen der Weiterbildung Dillinger unfallchirurgische Fachärzte auch die Zusatzbezeichnung „Spezielle Unfallchirurgie“ mit den notwendigen Weiterbildungsinhalten erweitert erwerben können, ist es nun möglich, dass die interessierten Ärzte im Rahmen einer sechswöchigen Hospitation in der Neurochirurgie in Günzburg insbesondere die neurochirurgischen Sprechstunden, die Diagnostik und die Visiten der stationären neurochirurgischen Patienten begleiten sowie bei neurochirurgischen Eingriffen assistieren.

  • Schulexterne Hospitation während der Logopädie-Ausbildung
    Die Bezirkskliniken Schwaben mit Günzburg und Augsburg sind bereits Kooperationspartner der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH mit ihren Berufsfachschulen für Pflege im Zuge der generalistischen Pflegeausbildung. Die Kreiskliniken, im ersten Schritt die Kreisklinik Wertingen mit deren geriatrischen Schwerpunktausrichtung, sind künftig nun auch Praxiseinrichtungen für die Ausbildung Logopädie, die die Berufsfachschule für Logopädie der Bezirkskliniken Schwaben (KU) anbietet. Bereits in der Physiotherapie der Kreiskliniken sind wir Praxisstelle und damit wird das berufliche Bildungsangebot erweitert – durch die enge Verzahnung von Theorie und Praxis werden im Teamwork die optimalen Voraussetzungen für den Start in die berufliche Zukunft mit interessanten Job-Möglichkeiten bei der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH geschaffen.

Vorstandsvorsitzender Brunhuber stand noch ganz unter dem Eindruck einer zweitätigen Fahrt nach Berlin. Dort hatte er mit seinen Vorstandskollegen, mehreren Führungskräften sowie zahlreichen Klinikchefs aus der Region an einer Protestkundgebung unter dem Motto „Alarmstufe Rot – Kliniken in Not“ teilgenommen. Dass es eine Reform im Krankenhauswesen geben müsse, sei unstrittig, aber das „Wie“ passe nicht. Brunhuber verwies auf eine alarmierende Zahl: Allein in diesem Jahr habe es bereits 50 Insolvenzen von Kliniken in Deutschland gegeben. „Das Thema geht alle an. Aber heute ist ein schöner Anlass“, stellte er fest.

Prof. Dr. Wirtz sagte, dass es zwischen beiden Klinikverbünden bereits eine gute Kooperation auf medizinischer Ebene gebe. Mit Hilfe von teleradiologischen Konsultationen werden Bilder schon heute an die Neurochirurgie in Günzburg überspielt, die Klinik der Universität Ulm ist. Dort entscheiden dann Fachleute, ob eine sofortige Übernahme des Patienten erforderlich ist oder welche Schritte nun wichtig sind. „Es gibt immer mehr Tumorerkrankungen mit Hirnmetastasen. Solche komplizierten Eingriffe machen wir. Die weitere Behandlung kann dann die Klinik vor Ort übernehmen“, so der Chefarzt aus Günzburg. Dies sei bedeutsam, weil das psychosoziale Umfeld des Betroffenen erhebliche Auswirkungen auf seinen weiteren Genesungsprozess habe.

Gleiches gilt beim Schlaganfall. Die Klinik für Neurologie am BKH Günzburg ist als eines der drei Zentren in Südwestbayern im Rahmen des NEVAS-Netzwerkes überregional für Schlaganfälle zuständig. Dazu sei eine „enorme Vorhaltung von Technik und Personal erforderlich“, so Prof. Wirtz. Um eine hohe Qualität an medizinischer Versorgung bieten zu können, benötige man eine Neuroradiologie mit MRT etc. In Günzburg gibt es das alles. Wirtz: „Wir sind froh, wenn wir Patienten frühzeitig zurückverlegen können, damit wir wieder Betten für neue Notfälle frei haben.“ Es sei keinesfalls das Ziel der Kooperationen, jemand abzuwerben, sondern vielmehr Synergien zwischen Kliniken zu schaffen und zu nutzen.