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Augsburg: Ruf nach Modernisierung und Reformen

Bildunterschrift: Große Resonanz beim Handwerkerfrühschoppen. Viele Politikerinnen und Politiker waren der Einladung der HWK Schwaben gefolgt und diskutierten mit Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Handwerk über wichtige aktuelle Themen. Foto: Sascha Schneider, HWK Schwaben

Große Resonanz beim Handwerkerfrühschoppen der HWK Schwaben in Illerbeuren

Die Handwerkskammer für Schwaben hat am Sonntag mit ihrem Handwerkerfrühschoppen wieder eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen Politik und Handwerk geboten. Etwa 160 Gäste waren der Einladung gefolgt und diskutierten über aktuelle Themen. Darunter viele Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer, Vertreter des Ehrenamts sowie zahlreiche Politikerinnen und Politiker aus der Europa-, Bundes-, Landes- und Kommunalebene. In den Diskussionen ging es vor allem um die anstehende Bundestagswahl, aber auch um Themen wie Bürokratie, Energiepreise, den Fachkräfte- und Nachwuchsmangel sowie Probleme bei der Unternehmensnachfolge.

Dringender Reformbedarf in Deutschland

HWK-Präsident Hans-Peter Rauch freute sich über die rege Teilnahme am Handwerkerfrühschoppen und betonte die Bedeutung der Veranstaltung mit einer Spitze in Richtung gescheiterte Ampel-Regierung: „Wir können hier Dinge offen und frei ansprechen und zugleich begegnen wir uns geradlinig, ehrlich und mit Respekt. Das ist der besondere Wert unseres Formats und unterscheidet uns von der alten Ampel-Regierung in Berlin. Wir sprechen miteinander und nicht übereinander – auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Das ist das Wesensmerkmal unserer Demokratie: unterschiedliche Meinungen aushalten, diskutieren und einen Weg miteinander finden.“ Rauch sprach auch in Bezug auf die politische Weltlage von turbulenten Zeiten und rief zu einem fairen Bundestagswahlkampf und mehr Miteinander auf. Er sprach den dringenden Reformbedarf in Deutschland an und verglich das Land mit einem veralteten Computer, der grundlegend modernisiert werden müsse. Kleine Updates reichten nicht. „Das müssen wir uns, und das muss sich vor allem die Politik bewusst machen: Es reicht eben nicht, die bestehenden Strukturen nur zu verwalten – wir müssen sie modernisieren.“

Auch HWK-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner mahnte Reformwillen an und forderte eine pragmatische und zuverlässige Politik für das Handwerk: „Das Handwerk erwartet von der Politik die Lösung von konkreten Problemen und praktikable Vorschläge für die Zukunft, statt sich selber zu zerlegen. Miteinander zu reden, gemeinsam Lösungen zu finden, Respekt zu zeigen, das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch was wir in den letzten Wochen im politischen Berlin erlebt haben und erleben, lässt einen doch erschrecken oder zumindest mit einer gewissen Ratlosigkeit zurück.“ Wagner forderte die Gäste beim Handwerkerfrühschoppen auf: „Lassen Sie uns also vormachen, wie es besser geht und die Gelegenheit nutzen, offen miteinander zu sprechen und über das Handwerk nachzudenken. Wo gibt es Hindernisse? Wo sehen wir Chancen? Und wie können wir gemeinsam dafür sorgen, dass das Handwerk auch in Zukunft stark bleibt?“

Statements der Politik beim Handwerker-Frühschoppen

Hansjörg Durz (CSU), MdB: „Wir haben über viele Themen hier beim Handwerker-Frühschoppen diskutiert. Darunter Fachkräftemangel und Fachkräftezuwanderung, die konjunkturelle Lage, unter anderem auch die Autoindustrie betreffend, und überbordende Bürokratie. Es war eine angenehme Atmosphäre mit offenen und freien Gesprächen. Die umfassende Ansprache, der direkte Austausch, die Diskussion über Lösungsansätze gefallen mir sehr gut. Es ist ein hervorragendes Format. Was die Bundestagswahl angeht, brauchen wir gute Voraussetzungen für einen Neustart, vor allem für die Wirtschaft, und insgesamt mehr Planungssicherheit und Verlässlichkeit.“

Stefan Stracke (CSU), MdB: „Ich habe heute sehr gute Gespräche geführt. Der Handwerkerfrühschoppen ist eine unglaublich gute Plattform. Hier erfährt man, wo der Schuh drückt. Wir müssen für zuverlässige politische Rahmenbedingungen sorgen. Vor allem auch das Unternehmertum stärken, damit Selbstständigkeit wieder Spaß macht. Es geht dabei vor allem um die kleinen und mittelständischen Betriebe. Die müssen wir stärker in den Blick nehmen. Richtung Bundestagswahl und neue Regierung gilt es, das Land wieder stabil, stark und vor allem wirtschaftsfreundlich zu machen. Wir brauchen das Handwerk unter anderem als ganz wichtigen Arbeitgeber in diesem Land.“

Stephan Thomae (FDP), MdB: „Ich habe heute auch wieder viele alte Bekannte getroffen und mit ihnen sowie anderen Handwerkerinnen und Handwerkern sehr wertvolle Gespräche geführt. Sie alle haben klare Forderungen an die Politik. Die Bremsen müssen jetzt gelöst werden. Der Handwerkerfrühschoppen ist für mich ein exzellentes Format für den Austausch zwischen Handwerk und Politik. Zusätzlich bin ich auch regelmäßig zu Gast in Betrieben, um mich mit Unternehmerinnen und Unternehmern auszutauschen und nah an der Praxis zu sein. Die Bundestagswahl wird spannend. Es ist nicht mehr viel Zeit. Wir müssen klarer definieren, was unsere Handlungsfelder sind, müssen Blockaden lösen, müssen weg von einer rein nationalen Klimapolitik. Ich sehe für uns als FDP ein Ergebnis von sieben bis neun Prozent als realistisch. Jedenfalls will ich weiter für die Region da sein und spüre Tatendrang sowie das Interesse und den Rückhalt im Handwerk.“

Klaus Holetschek (CSU), MdL: „Ich schätze den Handwerker-Frühschoppen für die sehr guten Gespräche, besuche aber vor allem auch Betriebe direkt, um mir vor Ort ein Bild von der Praxis zu machen und den Auswirkungen von Gesetzen und Verordnungen. Wir müssen beim Thema Bürokratie jetzt liefern. Daran werden wir gemessen. Die nächste Bundesregierung muss das Handwerk und den Mittelstand in den Mittelpunkt rücken, die Steuerlast senken, die hohen Energiepreise angehen. Nur so können wir das Land am Laufen halten.“

Andreas Birzele (Grüne), MdL: „Es waren super Gespräche heute beim Handwerkerfrühschoppen. Es ging viel um das Thema Energie sowie um Fachkräftemangel und die Schwierigkeiten der Unternehmen bei der Nachfolge. Ich hatte vor meiner Zeit im Landtag selbst eine Schreinerei und besuche regelmäßig die unterschiedlichsten Betriebe, arbeite dort für einen Tag mit, um mir ein besseres Bild von der aktuellen Situation vor Ort zu machen. Ich finde das wichtig und nehme mir die Zeit, weil die Menschen Politiker brauchen, die sich ihre Probleme anhören und versuchen, Lösungen zu finden. Bei diesen Besuchen fällt dann auch die Hemmschwelle und es wird frei von der Leber weg diskutiert, wie am Küchentisch. Ich stelle dabei fest, dass die Probleme eigentlich überall gleich sind. Wir haben jetzt einen kurzen und intensiven Bundestagswahlkampf vor uns. Wir müssen die Probleme – egal bei welchem Thema – offen benennen und angehen. Und egal welche Farbe die jeweilige Partei hat – wir müssen das gemeinsam angehen.“

Anton Rittel (Freie Wähler), MdL: „Ich war heute zum zweiten Mal beim Handwerker-Frühschoppen, finde die Veranstaltung sehr gut und freue mich, dass man hier Leute trifft, die man sonst nicht trifft. Wir haben über viele Probleme gesprochen. Natürlich auch die überbordende Bürokratie. Die Stimmung war relativ gut und es war auch interessant zu hören, dass viele Unternehmerinnen und Unternehmer volle Auftragsbücher haben. Ein wichtiger Punkt war aber auch der Fachkräftemangel. Es gibt oft Schwierigkeiten, Arbeitsgenehmigungen für ausländische Kräfte zu bekommen, vor allem zum Beispiel im Metallbereich. Hier muss sich etwas tun. Als Freier Wähler hoffe ich natürlich, dass wir den Einzug in den Bundestag schaffen. Über drei Direktmandate halte ich das tatsächlich auch für mehr als realistisch. Es wird jedenfalls ein kurzer, zackiger Wahlkampf und wir werden das Handwerk, den Mittelstand insgesamt und den ländlichen Raum in den Mittelpunkt stellen.“

Gerd Mannes (AfD), MdL: „Der Austausch und die Gespräche waren gut. Auch die Reden haben mir gut gefallen. Ganz speziell das Bild eines überalterten Computers für die derzeitige Situation in Deutschland fand ich zielführend. Wir brauchen eine komplett neue Denke. Ich hatte beruflich unter anderem schon in Südkorea zu tun. Wenn man die Verhältnisse dort mit den unseren vergleicht, stellt man fest: Wir sind nicht mehr führend. Wir müssen modernisieren, wir brauchen weniger Bürokratie. Natürlich braucht es Ordnung, aber in einem vernünftigen Rahmen. Vor allem auch die Probleme beim Thema Nachfolge müssen wir angehen. Ich habe die Vorschläge der Handwerkskammer mitgenommen und werde sie in meiner Partei einbringen.“

HWK-Expertinnen und Experten standen für Fachfragen zur Verfügung

Neben der Führungsspitze der HWK Schwaben waren auch viele Expertinnen und Experten aus dem Bildungs- und Beratungsbereich sowie dem Prüfungswesen und der Handwerksrolle der Kammer beim Handwerkerfrühschoppen. Sie standen den Handwerksunternehmerinnen und -unternehmern für spezielle Fachfragen zur Verfügung.