Vertragsunterzeichnung mit Staatsminister Markus Blume
Augsburg/München, 10.09.2024. Am heutigen Dienstagnachmittag
wurde im Beisein des bayerischen Kunstministers Markus Blume der
Kooperationsvertrag zwischen dem Haus der Bayerischen Geschichte
und dem Dominikus-Ringeisen-Werk Ursberg, den Schwestern der St.
Josefskongregation, dem Landkreises Günzburg und der Gemeinde
Ursberg die Kooperationsvereinbarung zur Bayerischen
Landesausstellung 2027 „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“
unterzeichnet. Im Rahmen der Landesausstellung werden mehrere
Gebäude auf dem Gelände des Dominikus-Ringeisen-Werks im
mittelschwäbischen Ursberg zum Ausstellungsort. Bildungsstandort wird
Dillingen.
Eine der zentralen Fragen der Geschichte gestern, heute, morgen
Mit „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“ widmet sich die Bayerische
Landesausstellung 2027 einem aktuellen, gesamtbayerischen, aber
zugleich für Bayerisch-Schwaben besonders charakteristischen Thema.
Schwaben ist eine geschichtlich gewachsene, überregional ausstrahlende
Soziallandschaft. Inhaltlich wird die Ausstellung ihre Erzählung mit den
tiefen Einschnitten der Jahre um 1800 beginnen. Die Säkularisation
brachte für die soziale Fürsorge und das Gesundheitswesen in Bayern
schlichtweg eine Katastrophe. Denn der Staat schaffte es lange nicht, die
Klöster mit ihren Leistungen für Bildung und Fürsorge zu ersetzen. In
Schwaben wurden diese Themen auf völlig neue Grundlagen gestellt, die
für das restliche Bayern vorbildhaft wurden. Dieser epochale soziale
Neubeginn seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verbindet sich mit den
Namen des „Schwabenapostels“ Dominikus Ringeisen, der tatkräftigen
franziskanischen Oberin Theresia Haselmayer und dem berühmtesten
Bayern seiner Zeit, Sebastian Kneipp. Kurzum, es geht um die Geschichte
der Gesundheit in Bayern, um Heilung und Fürsorge, sogar um die
Grundlagen der Wellness von heute.
Wie eine Gesellschaft mit ihren Schwächsten umgeht, sagt viel über
Zustand und Werte einer sozialen Gemeinschaft aus. Die Bayerische
Landesausstellung 2027 wird diese Frage in ihrer geschichtlichen
Tiefendimension ausleuchten. Gleichzeitig sollen die Themen Inklusion
und Nachhaltigkeit in neuer Weise für das Ausstellungswesen definiert
und umgesetzt werden. Staatsminister Markus Blume begrüßte, dass sich
das mit großen Ausstellungen erfahrene Haus der Bayerischen Geschichte
einer der dringendsten Fragen der Gegenwart annehme und diese anhand
von Exponaten und mit modernsten medialen Inszenierungen umfassend
behandle: „Frauenpower ist das Rückgrat unserer Pflege – damals wie
heute! Mit der Bayerischen Landesausstellung 2027 rücken wir nicht nur
die Geschichte von Pflege und Gesundheit als Megathemen unserer
Gesellschaft in den Mittelpunkt, sondern zeigen auch die herausragende
Bedeutung von Frauen bei der Gesundheitsversorgung. Von den
Ordensschwestern des 19. Jahrhunderts bis zu den heutigen Heldinnen
der Pflege – Frauen standen und stehen an der Spitze, wenn es darum
geht, Heilung zu bringen“. Blume ergänzt: „Gesundheit, Pflege, Inklusion
gehen uns alle an – und das zeigen wir auch! 2027 schaffen wir die erste
zertifizierte inklusive Landesaustellung und erweitern den Ausstellungort
um einen eigenen Bildungsstandort: Mit Ursberg als Ausstellungsstandort
und Dillingen als Bildungsstandort sind wir bestens aufgestellt und
schaffen ein vielfältiges Gemeinschaftsprojekt. Meine Diagnose schon
heute: Die Landesausstellung 2027 wird ein riesiger Erfolg – für
Schwaben und ganz Bayern! Herzlichen Dank an alle Beteiligten für ihr
herausragendes Engagement“. Auch der Bezirk Schwaben hat seine
finanzielle Unterstützung zugesagt, mit der Schülerinnen und Schüler die
Hin- und Rückfahrt von und zur Bayerischen Landesausstellung
ermöglicht werden soll.
Frauenpower – Aufbrüche in der Gesundheit!
Nicht zuletzt waren es weibliche Bewegungen, welche im 19. Jahrhundert
die Weichen in eine soziale Zukunft stellten. In neuen
Ordensgemeinschaften, aber auch in weltlichen Verbindungen gingenFrauen gegen gesellschaftliche Missstände vor, die durch die
zunehmende Industrialisierung verstärkt wurden. Bis heute wird das
Sozialwesen maßgeblich von Frauen getragen. Der Direktor des Hauses
der Bayerischen Geschichte, Dr. Richard Loibl, blickte in die jüngere
Geschichte und wies beispielhaft auf Ika Freudenberg hin, die den
Münchner Verein für Fraueninteressen leitete. Außerdem verwies er auf
Ellen Amman, die nicht nur maßgeblich an der Niederschlagung des
Hitlerputsches 1923 beteiligt und Vorkämpferin für Frauenrechte war,
sondern auch die Gründerin der sozial-karitativen, auf breite Schichten
ausstrahlenden Vereinigung Katholischer Diakoninnen. Es ist höchste Zeit,
dass der Freistaat Bayern die herausragenden Leistungen in Bildung und
Fürsorge, die seit den Anfängen des 19. Jahrhunderts vor allem von
Frauen erbracht wurden, darstellt und würdigt“, soweit der Direktor des
HdBG.
Ursberg – ein „Fürsorgekosmos“
Dass Gemeinwohl nur gemeinsam gelinge, betonte Martin Riß, der
Geistliche Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks, dessen Stammsitz
Ursberg ist. Das Dominikus-Ringeisen-Werk ist eine kirchliche Stiftung,
bei der in 30 bayerischen Standorten rund 5000 Menschen mit einer
körperlichen oder geistigen Behinderung begleitet und gepflegt werden.
Im Jahr 1897 wurde die St. Josefskongregation gegründet, die sich seither
auf dem Gelände des ehemaligen Prämonstratenserstifts Ursberg um
bedürftige Menschen kümmert. Die Bayerische Landesausstellung 2027
knüpft an das 130jährige Ordensjubiläum an und macht an einem
gelebten Ort der Gemeinschaft das zentrale museale Feld der Inklusion zu
einem wesentlichen inhaltlichen Thema. Die Besucherinnen und
Besucher der Landesausstellung werden auch den „Fürsorgekosmos“
Ursberg kennenlernen. „Helfen und Heilen. Gewährleistung eines
menschenwürdigen Daseins für alle. Diese Worte werden in Ursberg und
in unserer gesamten Region seit Generationen in die Tat umgesetzt.“
Soweit Martin Riß.
Bild: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst