Das 115 Meter hohe Stahlbetongebäude hat auch 50 Jahre nach seiner Eröffnung nichts an Strahlkraft verloren. Jetzt ist das Wahrzeichen der Stadt Augsburg ein Denkmal.
10 Monate Bauzeit für den Rohbau, 35 Geschosse, 115 Meter Höhe: Der Hotelturm im Augsburger Wittelsbacher Park ist ein Bauwerk der Superlative. Schon zu seiner Ent- stehungszeit war er höchstes Turmhotel Europas, höchstes Wohngebäude Deutschlands und bis zum Jahr 2000 höchstes Hochhaus Bayerns. Noch heute ist er das höchste Gebäude im Raum Augsburg und – mit der Aufnahme in die
Bayerische Denkmalliste – das höchste bewohnte Baudenkmal im Freistaat.
Gebaut wurde der „Maiskolben“, wie der Hotelturm wegen seiner halbkreisförmigen umlaufenden Balkone gerne genannt wird, in den Jahren 1971/72. Als Austragungsorder Kanu-Slalom-Wettbewerbe benötigte die Stadt Augsburg während der Olympischen Sommerspiele neue Übernachtungsmöglichkeiten für die internationalen Gäste. Zu diesem Zweck wurde neben der neuen Kongresshalle im
Wittelsbacher Park in Rekordbauzeit ein aufsehenerregendes Hochhaus errichtet.
Kunstminister Markus Blume betont: „Über den Wolken Augsburgs: Der ‚Maiskolben‘ will in jeglicher Hinsicht hoch hinaus – vom höchsten bewohnten Baudenkmal Bayerns über ein außergewöhnliches Design bis zur innovativen Bauweise. Der 115 Meter hohe Hotelturm ist ein herausragendes Beispiel deutscher Nachkriegsarchitektur. Ich freue mich, dass dieses Wahrzeichen nun in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen wird.“
Im September 1969 hatten die Augsburger Architekten Reinhard Brockel und Erich R. Müller erste Pläne für das neue Gebäude vorgelegt. Im Mai 1971 wurde das Bauvorhaben von der Augsburger Stadtverwaltung genehmigt. Nur ein Jahr später – am 2. Juli 1972 – war der Hotel- und Apartmentturm bezugsfertig. Zurückzuführen ist das u.a. auf die Ideen der Augsburger Baufirma Thormann & Stiefel (Thosti), beim Bau
vorgefertigte Betonelemente zu verwenden. Um die Bauzeit zu verkürzen, wurden zwei Baustellen parallel betrieben: Eine war für die Errichtung des Gebäudekerns und von 18 um den Kern angeordneten Stützen aus Ortbeton zuständig. Die andere Baustelle fertigte alle Stützenverkleidungen, Deckenplatten, Treppenelemente und Balkone als Fertigteile in einer sogenannten Feldfabrik unmittelbar neben dem Bauwerk. Diese Feldfabrik war notwendig, da die Deckenelemente mit Maßen von 10×5 Metern zu groß für den Straßentransport waren. Etwa jeden vierten Arbeitstag entstand so ein Stockwerk
„Bauherr Otto Schnitzenbaumer – der auch das legendäre Schwabylon in München verantwortete – wollte zeigen, dass Augsburg mit dem Rest der Welt mithalten kann. In Architektur und Design ist der Augsburger Maiskolben Bertrand Goldbergs markanten Zwillingstürmen in der Marina City in Chicago nachempfunden. Die Konstruktion in Stahlbetonmischbauweise war äußerst fortschrittlich für die Zeit. Sie ist geschichtlich, künstlerisch und städtebaulich von hohem Wert und daher nun ein Denkmal“, sagt Prof. Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Generalkonservator am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD).
Als erste Gäste zogen 1972 Vertreter des Olympischen Komitees in das Hochhaus
ein. Die insgesamt 450 Hotelbetten befanden sich damals auf den Etagen 1 bis 17. Im
18. Geschoss waren und sind auch heute noch die technischen Einrichtungen unter-
gebracht. In den Stockwerken darüber gibt es Privatwohnungen oder Räume, die als
Büros vermietet werden. Die Etage 34 wird noch heute vom Hotel genutzt, früher gab
es in den obersten beiden Stockwerken einen Nachtclub mit Bar und Restaurant sowie eine Aussichtsterrasse. Die derzeit leerstehende 35. Etage war bis 2021 durch die Klassik Radio AG genutzt worden.
„Für die Augsburgerinnen und Augsburger ist der Hotelturm mit seiner außergewöhnlichen Architektur schon lange ein Wahrzeichen und bedeutender Orientierungspunkt. Ich freue mich sehr, dass wir mit seiner Aufnahme in die Denkmalliste Augsburgs Geschichte als Stadt der Innovationstreiber weiterschreiben dürfen“, sagt Eva Weber, Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg.
Bild: BLfD