Zu volle Ställe, zu wenig Wasser für Kälber und zu wenig Personal: Auch lange nach Bekanntwerden des Allgäuer Tierschutzskandals haben Kontrolleure solche Verstöße auf betroffenen Höfen im Raum Bad Grönenbach entdeckt – teils auch nach Anklagen gegen deren Eigentümer. Gegen einen weiteren Verantwortlichen im kleinsten der drei Betriebe laufe deshalb ein Verfahren für ein Tierhaltungsverbot, teilte das bayerische Umweltministerium auf Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion mit. Zunächst hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet.
Schon den beiden Inhabern des Betriebs war in Folge des Skandals verboten worden, weiter Tiere zu halten. Deshalb sei im Januar 2020 ein Betreuer für die zuletzt knapp 300 Rinder eingesetzt worden, sagte eine Sprecherin des Landratsamts Unterallgäu am Donnerstag. Nach weiteren, teils massiven Verstößen laufe nun aber auch gegen diesen Betreuer ein Verfahren für ein Tierhalteverbot. Die Anhörung des Betroffenen dazu sei kürzlich abgeschlossen worden.
Das sei «der letzte Weg», um die Mängel in dem Betrieb abzustellen, sagte die Behördensprecherin. «Das ist ja eine Art Berufsverbot.» Auf dem Hof hatten Kontrolleure dem Umweltministerium zufolge bis Ende 2021 immer wieder teils massive Verstöße gegen Regeln zum Tierschutz entdeckt – unter anderem zu volle Ställe sowie eine mangelnde Versorgung von Kälbern mit Wasser und Futter.
«Es ist doch erschreckend, dass die gleichen Missstände immer noch vorherrschen», sagte die Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag, Rosi Steinberger (Grüne). Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) habe nach dem Tierschutzskandal ein Ende der Tierquälerei versprochen. «Aber er hat es bis heute nicht gehalten.»
Im Zuge des Tierschutzskandals waren zwischen Juli 2019 und Januar 2020 fünf Allgäuer Höfe ins Visier von Ermittlern geraten. Auslöser waren Videoaufnahmen, die aus einem Großbetrieb im Raum Bad Grönenbach stammen sollen. Ihre Ermittlungen zu dem Komplex hatte die Staatsanwaltschaft Memmingen erst Ende Januar mit einer letzten Klageerhebung für vorläufig beendet erklärt.
Sechs Verantwortliche des größten Betriebs mit zuletzt knapp 2200 Rindern, aus dem die Videoaufnahmen stammen sollen, sind demnach wegen Tierschutzverstößen angeklagt worden. Ein Prozesstermin stand nach Angaben des Landgerichts Memmingen zuletzt noch nicht fest. Auch gegen drei Betreiber eines weiteren Großbetriebs mit jüngst fast 1600 Tieren und die zwei mit einem Tierhalteverbot belegten Besitzer des kleinsten Betriebs hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben. Prozesse haben dazu bisher aber ebenfalls nicht stattgefunden.
Im benachbarten Landkreis Oberallgäu sind drei Besitzer eines Hofs in Folge des Skandals am Landgericht Kempten schon zu Bewährungsstrafen verurteilt worden. Ermittlungen zu einem weiteren Oberallgäuer Betrieb wurden dem Umweltministerium zufolge eingestellt.