Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Igel und Eidechsen – der LEW-Standort in der Stuttgarter Straße in Augsburg-Oberhausen ist ein Refugium für zahlreiche heimische Tier- und Pflanzenarten geworden. LEW hat dieses Jahr im Rahmen einer unternehmensweiten Initiative für Artenschutz an dem Standort mit verschiedenen Maßnahmen die Artenvielfalt erhöht. Die Maßnahmen sollen dabei auch als Beispiel dienen und zeigen, was Unternehmen in Gewebegebieten für den Schutz der Flora und Fauna tun können. LEW hat heuer 120-jähriges Firmenjubiläum gefeiert und in diesem Zug die zahlreichen erfolgreichen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu einem Programm zusammengefasst und forciert.
Mit Geduld und Fachwissen
Der Begriff Sukzession steht für die natürliche Abfolge von Pflanzen- und Tierpopulationen und verdeutlicht, was der Mensch für den Artenschutz am meisten benötigt: Geduld. Vieles bleibt lange sich selbst überlassen. „Vom Samenkorn bis zum Bäumchen dauert es fünf Jahre“, informiert Benjamin Vogt. Er arbeitet bei LEW Verteilnetz im Bereich Umweltschutz und Arbeitssicherheit und ist in Augsburg-Oberhausen für die
Artenschutzmaßnahmen zuständig. Zu seinen Aufgaben zählt auch die handwerkliche Umsetzung vieler Projekte sowie die Schulung von LEW-Auszubildenden in Sachen Wildkräuterkunde. „Ich kann nur schützen, was ich kenne“, weiß Vogt. Auch die
LEW-Azubis helfen mit, das Gelände in der Stuttgarter Straße aufzuwerten. Neben der frisch errichteten Kräuterspirale haben sie eine frostharte Blühfläche angelegt.
Lebendiges pflegen, Totholz ergänzen
Wer über viel Fläche verfügt, trägt auch viel Verantwortung, betont Karin Frank, Kommunalbetreuerin und Artenschutzkoordinatorin bei LEW: „Das Thema ist dringend, und wir haben uns die Frage gestellt: Was können wir tun?“ Frank und ihre Mitstreiter arbeiten seit jeher eng mit örtlichen Naturschutzvereinen sowie Landschaftspflege-Experten zusammen. So konnten sie für die eigenen Flächen ein Bündel
von Maßnahmen schnüren, das sich ebenso schnell wie effektiv umsetzen ließ.
Auf dem Dach der LEW–Heizzentrale lebt jetzt ein Bienenvolk mit 50.000 Tieren. An den Wänden der Heizzentrale rankt sich junger wilder Wein entlang, der – wenn er üppiger geworden ist – der Isolierung des Gebäudes dient. Die LEW–Gärtner wissen, was zu
tun ist, um den Artenschutz zu unterstützen. Der Altbaumbestand aus Wildkirsche, Holunder und Wildapfel bleibt erhalten. Zusätzlich entstand ein Totholz–Habitat mit
Aufschüttungen von Kies und Sand, Steinen und Unterschlupfmöglichkeiten. Pinsel– und Rosenkäfer, Wildbienen und Eidechsen wurden hier schon gesichtet. „Auch ein Igelpaar
ist unter die Bäume geschlüpft und hat Nachwuchs bekommen“, berichtet Benjamin Vogt.
Nachahmen erlaubt
Ein halbes Jahr nach Beginn der Aufwertungsarbeiten ziehen Vogt
und Frank eine positive Bilanz: „Viele LEW–Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter schätzen die neuen Flächen und Strukturen und
nutzen die Grünflächen zu Pausen–Spaziergängen“, so Frank. Dass
die Rasenflächen später und weniger gemäht werden als früher,
spart Kosten.
Anderen Unternehmern empfehlen Karin Frank und Benjamin Vogt, zu überlegen, was rund um die eigenen Gewerbebauten möglich ist. Schritt eins ist die Bestandsaufnahme: Was wächst auf dem Gelände, welche Tiere siedeln hier? Schritt zwei kann der Kontakt zum örtlichen Naturschutzverein oder einem Landschaftspflegeverband sein. Gemeinsam wird erarbeitet, welche Anpassungen sinnvoll und machbar sind. Schritt drei steht
für die handwerkliche und gärtnerische Umsetzung. Schritt vier beinhaltet die Anleitung der Belegschaft und des Gartenbauteams zur richtigen Pflege der Pflanzen und Rücksicht
auf die Tiere. Ohne Schritt fünf geht es nicht: Geduld haben, bis sich alles eingespielt hat.
Umfassendes Artenschutzkonzept innerhalb der LEW–Gruppe
Die LEW–Gruppe verfolgt bei ihren Projekten im Bereich Natur- und Artenschutz einen umfassenden Ansatz, der sich über alle Unternehmensbereiche erstreckt. Mit den Maßnahmen will LEW dazu beitragen, Lebensräume nachhaltig zu schützen und zu
verbessern. Ein Baustein ist die Aufwertung eigener Flächen: Für eigene Grundstücke wie die 18 Betriebsstellen, darunter auch der Standort in Oberhausen, oder die mehr als 120 Umspannwerke entwickelt LEW passende Artenschutzkonzepte. So entstehen auf den Außenflächen unter anderem Hecken aus heimischen Sträuchern und Bäumen, Wildblumenwiesen, Insektenhotels, Nistkästen, Totholzstrukturen oder Reptilienhabitate. Daneben verzichtet LEW seit vielen Jahren auf den Einsatz von Glyphosat und anderer Herbizide. Auch bei Bauvorhaben wie der Errichtung von Photovoltaik–Anlagen berücksichtigt LEW die Belange des Artenschutzes und erarbeitet dafür individuelle Konzepte. Als Betreiber von 36 Wasserkraftwerken in der Region setzt sich LEW auch für die Lebensräume in und an den Flüssen ein, zum Beispiel durch naturnahe Umgehungsgewässer, ökologisch wertvolle Kiesufer oder bei der naturschutzfachlichen Pflege der insgesamt rund 190 Kilometer langen Dämme und Deiche. Für das Engagement im Bereich Artenschutz hat Thorsten Glauber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, die LEW-Gruppe in diesem Jahr als „Blühenden Betrieb“ ausgezeichnet.
Zusammenarbeit mit Naturschutz und Landschaftspflege
Für die Koordination der Artenschutzaktivitäten innerhalb der gesamten LEW–Gruppe hat das Unternehmen einen Arbeitskreis eingerichtet, in dem Verantwortliche aus allen
Unternehmensbereichen vertreten sind. Bei der Planung und Umsetzung der Artenschutzmaßnahmen arbeitet LEW eng mit Experten aus Naturschutz und Landschaftspflege zusammen. Gemeinsam entstehen so individuelle Maßnahmenkonzepte, die auf den jeweiligen Standort abgestimmt sind.
120 Jahre LEW – im Zeichen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Das 120–jährige Firmenjubiläum, das LEW in diesem Jahr feiert, steht ganz im Zeichen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit. 1901 begann die Geschichte der Lechwerke mit einem Wasserkraftwerk in Gersthofen. LEW erzeugt heute klimafreundlichen Strom aus Wasserkraft und Photovoltaik, bietet nachhaltige Energielösungen für alle Kundengruppen und unterstützt mit zahlreichen Maßnahmen den Schutz von Umwelt und Natur. Zum Jubiläumsjahr 2021 hat LEW die zahlreichen erfolgreichen Klimaschutz– und Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu einem Programm zusammengefasst und forciert. Bis 2030 will die LEW–Gruppe für unternehmenseigene Treibhausgasemissionen Klimaneutralität erreichen. Im ganzen LEW–Gebiet sind weitere Aufwertungen von Liegenschaften mit Artenschutzmaßnahmen geplant. Vor dem Hintergrund des 120–jährigen Unternehmensjubiläum steht beispielsweise noch die Pflanzung von 120 Obstbäumen an. Um Unternehmen, Kommunen und Privatpersonen in der Region zu mehr Umwelt- und Artenschutz anzuregen, hat LEW die Nachhaltigkeitsinitiative „Gemeinsam besser MACHEN“ ins Leben gerufen.