Im ersten Lockdown im März 2020 wurden die meisten Veranstaltungen untersagt. Danach wurden zwar Veranstaltungen nach und nach wieder erlaubt, allerdings nur bis zu einer gewissen Größenordnung (je nach Bundesland lag die maximale Besucherzahl bei 500 bzw. 1.000). Nachdem die Infektionszahlen wieder gestiegen waren, kam es im November 2020 zu einem „Lockdown light“, durch den bundesweit Veranstaltungen mit Unterhaltungscharakter verboten worden sind. Seit Mitte Dezember 2020 befinden wir uns nun in einem „harten Lockdown“, der u.a. zu Ausgangsbeschränkungen geführt hatte. Seitdem ist keine Besserung im Sicht, die Veranstalter werden langsam müde und bangen schlichtweg um Ihre Existenz.
Aus diesem Grund haben wir uns mit verschiedenen Veranstaltern unterhalten und sie nach der aktuellen Lage und ihren Planungs-Möglichkeiten gefragt.
Sebastian Karner, Betreiber des weißen Lamms, der Soho Stage und der Kantine in Augsburg gibt nicht auf. Mit den Festangestellten wird sich zumindest noch einmal pro Woche getroffen und dann werden einfach Umbauten durchgeführt und Arbeiten erledigt für die sonst weniger Zeit ist. Dass ihre Arbeit oft klein gemacht wird, kann er nicht verstehen: „Wir Kulturschaffenden bieten Künstlern eine Möglichkeit aufzutreten. Clubs für Live Musik sind nicht weniger wert als z.B. Theaterhäuser – wir haben nur eine andere Zielgruppe.“ Um die Hilfen ist er dennoch froh: „Im Vergleich zu anderen Ländern Europas stehen wir gut da. Allerdings ist alles sehr bürokratisch und schleppend. Ein mühseliger Prozess!“
In Landsberg lebt Bastian Georgi, Betreiber des RS Event & Artistmanagement seit nahezu zehn Monaten von seinen Ersparnissen. Eigentlich plant er mit seiner Firma erfolgreich Partys, Open Airs, Feiern, Konzerte und Street Food Märkte. „Letztes Jahr haben wir sogar bewiesen, dass wir corona-konform feiern können, wie mit dem Picnic-Sommer“. Ein Festival, wo in Parzellen im kleinen Kreis gefeiert werden konnte und sogar Star DJ Pappenheimer kam, um dort aufzulegen (wir berichteten). „Momentan ist aber keine Planung möglich, obwohl Konzepte und Ideen da wären! Das frustriert und macht müde.“ Mit einem Blick auf die Kultur im Allgemeinen ist er aber dennoch optimistisch: „Kultur wird man nicht klein kriegen – sie wird sich neu erfinden. Kultur ist in Krisen das gewesen, woran man sich festhalten kann. Allerdings wird sie sich verändern, denn die ersten Dienstleister und Kontakte brechen leider weg.“ Zu der Politik wünscht er sich einen klaren, direkten Kontakt. Denn er betont: „Wir werden mit der Grundsicherung als arbeitslos eingestuft, dabei sind wir schlichtweg in einem Berufsverbot!“
Ramona Kloos, Marketingleiterin der bigBox Allgäu, holt die ganz großen Stars ins Allgäu und plant die großen Konzerte. „Momentan planen wir auch – aber einfach längerfristig. Und auch erst ab Herbst, vorher ist es schwierig.“ Aktuell sind sie hauptsächlich mit den Verlegungen beschäftigt, neue Sachen können erst für 2022/2023 geplant werden. Für die gesamte Branche wünscht sie sich, dass sie die Zeit überbrücken können. „Und die Branche ist viel größer als die meisten denken. Da stecken so viele mit drin!“ und auch an die Politik hat sie einen klaren Wunsch: „Die Hilfsprogramme die versprochen werden müssen auch durchgesetzt werden.“ Nicht mehr, und nicht weniger. Aber es hakt…
Patrick Jung, Festivalleiter vom Singoldsand und Modular Festival hatte vergangenen Sommer das erste Mal seit zehn Jahren Zeit „einfach abzuhängen. Das hat mir Kraft gegeben“. Kraft, die er jetzt dringend benötigt. Denn er ist mit der Rückabwicklung des Modular beschäftigt, „aus Plan B wurde Plan C und D und E….“ und seit März ist er nun komplett zum Nichtarbeiten verdammt. Und die Planung eines Festivals kostet viel Arbeit und Zeit, denn man trage Verantwortung für 10.000 Menschen pro Tag. An die Politik hat er keinen großen Wunsch, wohl aber an die Mitmenschen: „Ich wünsche mir sie halten sich an die Regeln, vielleicht sogar noch ein bisschen strenger. Denn dann sind im Sommer hoffentlich wieder tolle Pogos, Konzerte, Bier und in den Armen liegen möglich. Und vielleicht geht die Gesellschaft gestärkt hervor!“
Und das wünschen auch wir uns, dass Veranstalter wieder arbeiten können, Musiker wieder auftreten, Menschen gemeinsam feiern und wir darüber berichten können. Gestärkt durch eine Krise, die uns gezeigt hat, wie wichtig es ist zusammen zu halten und aufeinander achtzugeben. Und wie wichtig Kunst und Kultur für uns alle ist!