IHK Schwaben verzeichnet starkes Interesse an Anerkennungsverfahren
Für die Unternehmen in Bayerisch-Schwaben ist die Einstellung ausländischer
Arbeitnehmer ein wichtiger Baustein bei der Fachkräftesicherung. Die Zahl der
Menschen, die ihre Berufsausbildung anerkennen lassen möchten, hat in
Bayerisch-Schwaben zuletzt deutlich zugenommen. Mit fast 400 Anfragen zur
Anerkennung gab es bei der IHK Schwaben in den ersten drei Quartalen 2024
bereits so viele Beratungen wie im kompletten Jahr 2023. „Diese Entwicklung ist
wichtig für die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts“, sagt der stellvertretende
Präsident der IHK Schwaben, Peter Leo Dobler. „Denn angesichts der
demografischen Entwicklung reicht es nicht aus, nur inländische
Erwerbspotenziale zu erhöhen. Wir benötigen Zuwanderung.“
Bereits heute fehlen in Bayerisch-Schwaben rund 17.500 Arbeitskräfte. Die größte Lücke besteht bei Fachkräften, sie wird sich bis 2027 weiter vergrößern: von derzeit 10.500 auf 11.300. Laut der IHK-Konjunkturumfrage aus dem Herbst ist für fast jedes zweite Unternehmen in Bayerisch-Schwaben der Arbeitskräftemangel ein Risiko für die
wirtschaftliche Entwicklung. Ein Baustein, um die Fachkräftelücke zu verkleinern, ist die Zuwanderung in den Arbeitsmarkt. Dazu ist in vielen Fällen die Anerkennung eines
ausländischen Berufsabschlusses wichtig. „Damit erhöhen die Antragsteller ihre Chancen am Arbeitsmarkt“, erläutert Sarah Winter, die bei der IHK Schwaben zuständig ist für das Thema Fachkräfte und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse. „Unternehmen wiederum können so die Qualifikation internationaler Fachkräfte besser beurteilen“, so Winter weiter. In einem Anerkennungsverfahren wird überprüft, ob im Ausland erworbene Qualifikationen, die die Antragsteller dokumentieren müssen, nationalen Abschlüssen entsprechen oder ob für eine vollständige Anerkennung ggf. Teilqualifikationen nachgeholt werden müssen. Bei allen IHK-Berufsabschlüsse übernimmt die „IHK Foreign Skills Approval“, kurz IHK FOSA, diese Überprüfung.
Mehr als 1.000 Menschen haben die Chance genutzt
Die Möglichkeit, im Ausland erworbene Qualifikationen mit einer deutschen
Berufsausbildung gleichstellen zu lassen, besteht bereits seit April 2012. Seitdem haben allein aus dem Zuständigkeitsbereich der IHK Schwaben mehr als 1000 Menschen diese Chance genutzt. Tatsächlich dürften auf dem bayerisch-schwäbischen Arbeitsmarkt weitaus mehr ausländische Arbeitnehmer mit einem anerkannten Berufsabschluss tätig sein. „Bis zu 70 Prozent aller Anträge werden direkt aus dem Ausland gestellt – Tendenz steigend“, berichtet IHK-Expertin Sarah Winter. Wo diese Menschen einen Arbeitsplatz finden, wird in der Statistik nicht erfasst. Die meisten Anfragen zur Anerkennung kommen bei der IHK Schwaben von Menschen aus Bosnien-Herzegowina, aus der Ukraine, der Türkei, aus Marokko und Kosovo. Fast 80 Prozent der Antragstellenden bundesweit sind männlich. Drei Viertel der Beschäftigten, die sich um eine Anerkennung bemühen, sind unter 40 Jahre alt. Die Anerkennungen beziehen sich in rund 40 Prozent der Fälle auf Elektro-Berufe. Bei rund jedem fünften Antrag ist der Referenzberuf in der Gastronomie oder Hotellerie angesiedelt, bei jedem sechsten ist es ein kaufmännischer Beruf. Metallberufe machen rund 15 Prozent der Anträge aus.
Anerkennung muss vereinfacht werden
Im vergangenen Jahr wurden bei der FOSA bundesweit 11.500 Anträge gestellt und
7.010 Anerkennungen erteilt. Aus dem Gebiet der IHK Schwaben kamen 185 Anträge,
davon wurden in 131 Fällen Anerkennungen erteilt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden
bereits 114 neue Anträge gestellt. Die IHK Schwaben nimmt damit bundesweit unter den IHKs eine Spitzenposition ein. „Angesichts des hohen Fachkräftebedarfs in der Region sind die Anerkennungen über FOSA nur ein Baustein. Die Politik sollte schnellstmöglich den gesamten Anerkennungsprozess reformieren“, unterstreicht der stellvertretende IHK-Präsident Dobler. Denn derzeit sind die Verfahren häufig langwierig und kompliziert. „Für die Unternehmen, die ausländische Fachkräfte beschäftigen, sind die Verfahren oft mit großen Unsicherheiten verbunden“, so Dobler. „Denn mitunter hängt der Aufenthaltsstatus und die Bleibeperspektive des Beschäftigten von einer Anerkennung ab.“ Zudem wirkt ein so komplexes und zeitaufwändiges Verfahren auf ausländische Fachkräfte nicht unbedingt attraktiv. Die IHK Schwaben macht sich daher gemeinsam mit den anderen bayerischen IHKs für einfachere und schnelle Anerkennungsverfahren stark. „Um das volle Potential von arbeitswilligen Menschen in Deutschland zu erschließen, müssen wir auch das Potenzial von Geflüchteten besser nutzen, etwa mit schnelleren Arbeitserlaubnissen “, sagt Dobler.