Die Sanierung des Donauwörther Tanzhauses nimmt konkrete Formen an. Anfang November wurden dem Bau- und Stadtplanungsausschuss verschiedene Ausbauvarianten vorgestellt, die dem Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung zur Entscheidung vorgelegt wurden. Die Mitglieder des Stadtrats entschieden sich für eine modifizierte Variante des Siegerentwurfs, um Kosten zu sparen, ohne dabei das Nutzungskonzept maßgeblich zu verändern.
Die zweite Leistungsphase des Tanzhausumbaus, also die Vorplanung, ist abgeschlossen. Diese bestätigte, wie berichtet, die Machbarkeit des vorgesehenen Nutzungskonzepts sowie die geplante Fertigstellung bis Ende 2027. Gleichzeitig lieferten die Vorplanungen präzisere Einblicke in die notwendigen Arbeiten der einzelnen Gewerke und die damit verbundenen Kosten. Dabei zeigte sich, dass die ursprüngliche Kostenprognose in Höhe von 25 Millionen für die Umsetzung des Siegerentwurfs um rund neun Millionen Euro überschritten werden würde. Um der Kostensteigerung Rechnung zu tragen, beschäftigte sich der Stadtrat mit verschiedenen kostenoptimierten Sanierungsvarianten, die durch das planende Architekturbüro trint & kreuder d.n.a. erstellt wurden.
Tanzhaussanierung mit kostenoptimiertem Nutzungskonzept
Bei der nun vom Stadtrat mehrheitlich gewählten Sanierungsvariante wurden Positionen des Siegerentwurfs definiert, die wegfallen können, ohne den ursprünglichen Grundgedanken des Nutzungskonzepts zu verändern. So soll weiterhin im Erdgeschoss ein Café mit Außengastronomie auf einer treppenförmigen Terrasse entstehen, welches sich innen zur Stadtbibliothek öffnet. Die Stadtbibliothek soll sich in dieser Planungsversion auf das Erdgeschoss und das erste Untergeschoss erstrecken – und nicht wie im Siegerentwurf vorgesehen zusätzlich auf das zweite Untergeschoss. Im zweiten Untergeschoss werden Behindertenparkplätze und Fahrradabstellanlagen eingerichtet, die Tiefgaragenfläche unter dem Merkurplatz wird verfüllt, anstatt diese aufwendig zu ertüchtigen. Zudem soll der Lastenaufzug nur ins erste Untergeschoss führen, ein aufwendiges Herstellen einer zweiten Unterfahrt entfällt. Im Erdgeschoss soll außerdem ein großer gemeinsamer Counterbereich für Bibliothek, Tourismus und Kultur entstehen, der als zentraler Anlaufpunkt für Bürger und Gäste dienen soll. Der Stadtsaal bleibt an der bisherigen Stelle erhalten, wird modernisiert und im zweiten Obergeschoss um ein zusätzliches Foyer ergänzt. Im ersten
Dachgeschoss sollen Büroräume für Kultur-, Tourismus- und Stadtbibliotheksmitarbeiter der Stadt Donauwörth entstehen. Ein großer Kostenfaktor und deshalb zentraler Diskussionspunkt der Stadtratsmitglieder war
das Trauzimmer im zweiten Dachgeschoss. Hierfür muss die Decke über dem darunterliegenden Geschoss mit enormen Aufwand statisch verstärkt werden, damit der Raum für eine größere Anzahl an Personen ausgelegt werden kann. Alternativ hätte das Trauzimmer auch aus dem Nutzungskonzept genommen und das zweite Dachgeschoss stattdessen als Lager und Technikräume genutzt werden können – wodurch eine Sanierung des zweiten Untergeschosses weniger aufwendig gewesen wäre, wie Architekt Trint erläuterte. Dies hätte die Kosten um rund zwei Millionen Euro reduziert. Mit Trauzimmer belaufen sich die Gesamtkosten für diese Variante auf rund 33 Millionen Euro.
In der finalen Abstimmung des Stadtrats sprachen sich 17 Stadtratsmitglieder für die Version mit Trauzimmer sowie 11 Stadtratsmitglieder und Oberbürgermeister Jürgen Sorré für die Alternative ohne Trauzimmer aus.
Minimalvariante ohne zusätzliche Nutzung bereits bei 25 Millionen Euro
Zur besseren Vergleichbarkeit wurde dem Stadtrat auch eine Minimalvariante mit Kostenschätzung vorgestellt, bei der das Gebäude energetisch, statisch und brandschutztechnisch ertüchtigt sowie der Saal modernisiert worden wäre. Bibliothek, Kulturbüro, Städt. Tourist-Information, Café, Schulungs- und Verwaltungsräume wären entfallen, das Erdgeschoss und zwei Dachgeschosse blieben weitestgehend leer. Diese Variante ohne zusätzliche Nutzung hätte sich auf 25,5 Millionen Euro belaufen und wurde vom Ausschuss bei einer Gegenstimme abgelehnt.
Oberbürgermeister Jürgen Sorré: „Die gestrige Entscheidung ist eine wichtige Weichenstellung auf unserem Weg des Tanzhausumbaus. Erklärtes Ziel ist schon immer gewesen, das Gebäude wiederzubeleben und einen Frequenzbringer im Herzen der Reichsstraße zu schaffen. Ich bin überzeugt, dass uns dies mit der Nutzung des Tanzhauses durch den modernisierten Stadtsaal, die Stadtbibliothek, Kulturbüro und Städt. Tourist- Information sowie ein Café sehr gut gelingen wird. Nach meinem Dafürhalten hätten wir weitere Einsparpotenziale nutzen und die Variante ohne Trauzimmer wählen müssen. Die Vorteile eines Trauzimmers im Tanzhaus wiegen aus meiner Sicht die dadurch entstehenden Mehrkosten nicht auf. Dennoch gilt es jetzt, die mehrheitlich getroffene Entscheidung zu
akzeptieren und weiterhin mit voller Energie in die weiteren Leistungsphasen zu starten.“ Bild: Zeitler