Bildunterschrift: Stolz Claudia Randler präsentiert zusammen mit Obermeister Rupert Diethei (links) und seinem Stellvertreter Andreas Haußer (rechts) ihren selbstgebackenen Stollen. Bild: Monika Treutler-Walle
Bei der Brot- und Stollenprüfung in Nördlingen zeigen die Innungsbäckereien in Nordschwaben ihr
Können. Erstmals findet die Prüfung öffentlich statt.
Großer Andrang herrschte am Marktmittwoch im Gewölbe des Nördlinger Rathauses. Die
Innungsbäckereien hatten die Öffentlichkeit eingeladen, bei der jährlichen Stollen- und Brotprüfung dem
unabhängigen Experten über die Schulter zu blicken. Gleichzeitig konnten die rund 200 Besucherinnen und
Besucher die köstlichen Backwaren auch testen. Andreas Haußer, stellvertretender Obermeister der
Bäckerinnung Nordschwaben konnte mit seiner Idee das Publikum miteinzubeziehen, seine Kollegen
begeistern. „Ich finde es sehr wichtig, dass sich die Öffentlichkeit über die Prüfung und auch über die
Qualität unserer handwerklichen Produkte ein Bild machen kann und so erfährt, dass sie bei uns beste
Waren mit Zutaten aus der Region erhalten.“ Einem guten Zweck diente die Veranstaltung auch. Denn die
Spenden, die freiwillig für Stollen-, Brot- und Glühweinverzehr in eine Box gegeben wurden, kommen der
Kartei der Not zugute.
Backexperte prüft genau
Was für einen perfekten Stollen wichtig ist, das sahen die Gäste, die Bäckermeister Manfred Stiefel vom
Deutschen Brotinstitut e.V. in Berlin bei der seiner Arbeit beobachteten.
Der unabhängige Prüfer lässt sich für jedes Produkt Zeit. Er bewertet die Optik, die Farbe, die Bezuckerung
und schneidet sich dann in der Mitte eine dünne Scheibe ab. Auch diese betrachtet er genau, um
festzustellen wie zum Beispiel die Verteilung von Zitronat, Orangeat und Rosinen ist, die Wickelung hält
und ob die Kruste zu weich oder zu hart ist. Seine Eindrücke hält er im Laptop fest. Erst dann beißt er ein
Stückchen ab und kaut es bedacht. „Die Gesamtkomposition ist entscheidend. Nichts darf
hervorschmecken! Und optisch sollte ein perfekter Stollen bereits von außen Lust darauf machen
hineinzubeißen“, betont er. Erreicht ein Produkt die volle Punktzahl, erhält es die Auszeichnung „Sehr
gut“. Die Auszeichnungen werden vom Deutschen Brotinstitut e.V. in Berlin vergeben. Bei dieser
unabhängigen Einrichtung ist Manfred Stiefel angestellt. Seit mehr als 18 Jahren testet er Backwaren,
insbesondere Brot und in der Vorweihnachtszeit Stollen. „Pro Saison probiere ich zwischen 900 und 1000
Geschäftsstelle:
E-Mail:
Internet:
Am Stadtberg 19 • 89407 Dillingen
Telefon: (09071) 8574
Telefax: (09071) 8520
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Stollen – das ist schon eine ganze Menge“, lacht er „und ja, mir schmeckt Stollen nach wie vor.
Weihnachten ohne einen klassischen Butterstollen ist für mich undenkbar.“
Berthilde Weber war gleich zweimal zur Prüfung gekommen. Bereits bei der Brotprüfung am Vortag hatte
sie sich informiert und verschiedene Sorten mit Aufstrichen getestet. Sie hat Interesse am Backen und holt
sich bei dieser Veranstaltung auch Tipps für ihre eigene Backstube zu Hause: „Herr Haußer hat mir gesagt,
wie ich bei meinem Stollen eine schöne Kruste bekomme, die aber nicht hart ist. Da habe ich etwas
dazugelernt,“ freut sich die Nördlingerin.
Auch Hausfrauen konnten Stollen einreichen
Erstmals konnten bei der diesjährigen Stollenprüfungen auch fünf Privatpersonen ihre „Werke“ einreichen
und beurteilen lassen. Claudia Randler aus Wittislingen brachte gleich am Morgen ihren Stollen, den sie
nach einem alten Familienrezept bäckt: „Wir nennen ihn ‚Oma Leni’s Dresdener Christstollen‘. Ich habe
dazu Zitronat, Mandeln, Rosinen, Butter und Butterschmalz in den Teig gegeben sowie etwas
Bittermandeln. Jetzt bin ich gespannt auf die Bewertung,“ sagt sie. Sie ist begeistert, dass sie mitmachen
kann und Prüfer Stiefel testet auch diesen Stollen ausgiebig. „Der Stollen von Frau Randler ist sehr schön
von der Optik, man sieht, dass er frei geformt wurde und auch die Verteilung der Zutaten in der Scheibe
gefällt mir. Geschmacklich stechen ein wenig die Bittermandeln hervor. Das sollte eher nicht sein, ist aber
individuelle Geschmackssache.“ Auch Rupert Diethei, der Obermeister der Bäckerinnung, freut sich über
die Backkünste der Gäste. „Die Stollenbäckerei ist mit viel Aufwand und auch Übung verbunden. Zu Hause
backt man meist nur einmal im Jahr Stollen und es ist ärgerlich, wenn das Gebäck nicht 100prozentig
gelingt. Deshalb sparen sich immer mehr Kunden diesen Zeit- und Geldaufwand und kaufen die
Meisterstollen in den handwerklichen Bäckereien. Doch es gibt sehr schöne Familienrezepte, die es zu
bewahren gilt,“ sagt Diethei.
Auch der Nördlinger Oberbürgermeister David Wittner ließ es sich nicht nehmen den Stollen zu probieren:
„Das ist eine tolle Aktion, die Vorfreude auf Weihnachten weckt. Hier zeigt sich die Qualität und die
Vielfalt unserer handwerklichen Bäckereien und ich habe das Rathausgewölbe sehr gerne zur Verfügung
gestellt,“ sagt der Oberbürgermeister und verrät, dass sein Favorit der Quarkstollen ist.
2025 ist wieder eine öffentliche Stollenprüfung geplant
Obermeister Diethei und sein Stellvertreter Haußer, der den größten Teil der Organisation gestemmt hat,
sind zufrieden mit der Resonanz und auch den Ergebnissen der Prüfung: „Für uns ist das ein Schaufenster
unserer handwerklichen Arbeit und gleichzeitig eine Qualitätskontrolle. Wir freuen uns sehr, dass die
Bevölkerung so aktiv teilgenommen hat und planen daher für das kommende Jahr erneut eine öffentliche
Prüfung der Stollen und Brotwaren,“ betonen beide.
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Kasten:
Diese Innungsbäckereien waren dabei:
Bäckerei Diethei (Nördlingen)
Bäckerei Haußer (Nördlingen)
Bäckerei Seeßle (Bächingen)
Bäckerei Heinrich (Erlingshofen)
Bäckerei Wagner (Zusamaltheim)
Bäckerei Gruber (Maihingen)
Schlossgutbäckerei (Oettingen)
Die Unternehmen kennzeichnen ihre prämierten Produkte.
Von den 108 eingereichten Proben (Brötchen, Brot und Stollen) wurden
59 mit sehr gut
und
43 mit gut bewertet.
Für 6 Proben erfolgte keine Bewertung.
Die Ergebnisse finden Sie auch auf der Homepage des Deutschen Brotinstituts e.V. www.brotinstitut.de