(ass)Sonthofens Spielertrainer Andreas Hindelang war die Enttäuschung über den Ausgang des Allgäuer Bayernliga-Duells hinterher noch lange anzusehen. „Da verlierst du und weißt gar nicht wieso. So ist Fußball manchmal. Aber ich bin ehrlich, mir tut es schon sehr weh“, kommentierte er das Derby mit der der ungewöhnlichen Anstoßzeit am Sonntagvormittag um 11 Uhr. Immerhin 714 Zuschauer hat das „Frühschoppenspiel“ und das erste Punktspiel seit 56 Jahrenl zwischen beiden Seiten in der Arena gelockt. Mit 2:0 (0:0) hat der FC Memmingen den 1. FC Sonthofen geschlagen, obwohl die Gäste in den ersten 45 Minuten über weite Strecken den Ton angaben.
„Für Sonthofen war es ein Derby, für uns ein Fußballspiel“, richtete FCM-Trainer Matthias Günes „nach der schlechtesten ersten Hälfte, seit ich da bin“ in der Halbzeitpause deutliche Worte in der Kabine an seine Mannschaft. Mit der Folge, dass sich in der zweiten Hälfte die Verhältnisse deutlich änderten. 20 stärkere Minuten reichten zu einem Zwei-Tore-Vorsprung, der dann auch sicher mit engagierter Defensivarbeit über die Zeit gebracht wurde. Dass die Memminger bei Standards brandgefährlich sind, ist natürlich auch dem 1. FC Sonthofen bekannt. Lange konnten solche Situationen weitgehend verhindert werden. Es dauerte bis zur 56. Minute ehe die Hausherren überhaupt zu ihrem ersten Eckball kamen. Die Hereingabe von Luis Vetter passte auf den Kopf des Trainer-Neffen David Günes – 1:0. Zwei Minuten später war Sonthofens Abwehr sehr zum Ärger von Torhüter Marco Zettler zu schlafmützig, David Remiger setzte nach und überlupfte den Keeper. „Da haben wir für fünf, sechs Minuten die Ordnung verloren“, haderte Hindelang mit sich und seinen Mitspielern“ wir haben eine sehr, sehr gute erste Halbzeit gespielt, schaffen es aber nicht, uns zu belohnen“.
Der Memminger Doppelschlag hatte die Begegnung entschieden. Der Rest der Spielzeit ging für Matthias Günes „in Ordnung. Grundsätzlich weiß ich, dass es schwer ist, in der Bayernliga zu gewinnen. Deswegen lasse ich mir es auch nicht nehmen, egal, wie das Spiel war, wenn wir gewinnen, bin ich zufrieden“. Dass es an diesem Tag nicht unbedingt die bessere Mannschaft der Sieger war, ließ Günes durchaus gelten. Auf beiden Seiten verpassten einige Akteure das Duell. Bei Sonthofen fehlte unter anderem Rotsünder Sezer Yazir. Alle Spieler der Sonthofener Startelf haben übrigens eine FCM-Vergangenheit. Bei Memmingen mussten neben fünf Langzeitverletzten die kränkelnden André Braun und Matthias Moser passen. Nachwuchsstürmer Fabian Kroh, der zuletzt auch zu Einsatzzeiten kam, wurde für den bayerischen U19-Förderkader für die süddeutsche Meisterschaft im württembergischen Ruit abgestellt.
Die Memminger bleiben mit dem Erfolg aussichtsreich im Titelrennen. Durch den Nicht-Einsatz von Schalding-Heining und Kottern sowie der Ergebnisse der Konkurrenten ging es an der weiter engen Tabellenspitze rauf auf Rang zwei. Sonthofen muss sich trotz guter Leistungen zuletzt im Abstiegskampf weiter strecken.
Auf Einladung des FC Memmingen verfolgten sieben Spieler der Meisterschaft von 1970 zusammen mit der Tochter des damaligen Erfolgstrainers Kurt Helbig die Partie. Damals wurde mit dem erstmaligen Bayernliga-Aufstieg der Grundstein gelegt, dass der FCM seit Jahrzehnten nachhaltig im bayerischen Amateur-Spitzenfußball vertreten ist. Einige der Recken von damals, wie Siegfried Moosmann oder Herbert Wolf waren auch 1968 dabei als es das letzte Punktspiel zwischen den ersten Mannschaften über die Bühne ging. Danach gab es zwar einige Pokal- und Freundschaftsspiele. Ansonsten traf Sonthofen in Liga-Spielen aber nur auf die Memminger Zweitvertretung. Seit den 1960iger Jahren ist auch nur ein einziger Sonthofener Sieg in den Analen vermerkt. Dabei ist es mit dem Ergebnis am Sonntag auch geblieben.
FC Memmingen: Da Silva-Pötzinger – Dolinski, Gräser, Bauer, Remiger – Vetter (90. + 2 Ammann), Mihajlovic (81. Bergmann), Rietzler, Maier (88. Matkovic) – D. Günes (77. Lochbrunner), Spizert (66. Nollenberger).
1. FC Sonthofen: Zettler – Wiedemann (76. Sucur), Lorenz (64. Bechter), Schmölz, Simon, Arslan, Notz, Holzapfel, Youssef (87. Martin), Lutz, Hindelang.
Tore: 1:0 (56.) D. Günes, 2:0 (58.) Remiger. – Schiedsrichter: Fabisch (München) – Zuschauer: 714.