Markus Söder und Winfried Kretschmann haben bei einem gemeinsam Treffen über die nächsten Schritte in der Corona-Krise diskutiert. Winfried Kretschmann beginnt mit seinem Pressestatement. „Wir haben uns heute nochmal ausgetauscht“, erklärt der Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Letzte Woche seien behutsame Lockerungen beschlossen worden und nun habe man sich erneut abgestimmt. „Baden-Württemberg und Bayern sind die Länder, die am meisten von der Pandemie betroffen sind“, erklärt er die Vorsicht der beiden Bundesländer.
Söder und Kretschmann teilen die Position der Kanzlerin, die vor übereilten Schritten warnt. „Natürlich verstehe ich den Wunsch nach mehr Öffnung“, erklärt Kretschmann, aber die Regierungschefs müssten im Sinne des Gemeinwohls handeln. „Wir müssen darauf achten, dass das Leben und die Gesundheit der Menschen immer im Zentrum unserer Überlegungen stehen.“ Eine zweite Infektionswelle sei zudem natürlich nicht im Interesse der Wirtschaft, man müsse deshalb mit Bedacht handeln.
Es wurde eine Studie in Auftrag gegeben, um zu schauen, was das Virus mit Kindern mache, heißt es weiter. Man registriere die Sorgen der Eltern. Die Wissenschaft solle lernen, den Virus besser zu verstehen. Man könne Kitas erst dann öffnen, wenn man sich darüber im Klaren sei, „nicht nur weil der Wunsch da ist“.
Auch über Veranstaltungen wurde disktutiert: „Größere Veranstaltungen wird es auf absehbare Zeit mit Sicherheit nicht geben“, stellt Kretschmann klar.
Markus Söder beginnt nun mit seinem Statement. „Wir sind zwar am Rande von Deutschland, aber gehören zum wirtschaftlichen Herz von Deutschland“, sagt er über Baden-Württemberg und Bayern. Man wolle eine gemeinsame Linie finden.
Man habe die Verdopplungsrate deutlich nach hinten geschoben, die Neuinfektionen seien unter dem Bundesdurchschnitt.
Die Ministerkonferenz nächste Woche komme laut Söder zu früh, um konkret Maßnahmen festzulegen, denn es dauert immer Wochen, bis sich die Auswirkungen zeigen würden. Wenn zu viele Länder zu schnell zu viel machen, besteht die Gefahr, dass sich das Virus innerhalb Deutschlands verlagere. Außerdem könnte die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wachsen, wenn es an manchen Orten schneller vorangeht als an anderen.
Auch der Gastronomie macht Söder zunächst wenig Hoffnung. Öffnungen gäbe es möglicherweise erst Ende Mai oder im Juni – allerdings nur wenn sich die Zahlen stabilisieren würden. Man sei rund zwei Wochen hinter Österreich, dort gebe es erste Öffnungen Mitte Mai.
„Wir wollen nächste Konferenz eine Videokonferenz der Autoländer machen“ sagt Söder. Die Automobilbranche sei neben der Gastronomie besonders betroffen. Man denke beispielsweise über Prämienmodelle nach. Söder bittet darum, nach Zahlen zu entscheiden und sich Strategien zu überlegen. Parteipolitik soll in der Corona-Krise keine Rolle spielen. Man bekomme aktuell fast bewundernde Anrufe aus dem Ausland für die Handhabung der Krise.
Was Söder aktuell aber am meisten beschäftigt, ist jedoch die Situation der Familien mit Kindern und die Sicherstellung der Betreuung. Auch Schulöffnungen und Ferien sind Thema. „Ich fand es nicht so glücklich, dass aus dem Bundestag ein Vorschlag kam, wie lange die Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg sind“, erklärt Söder. Man müsse aber über Sommerbetreuung nachdenken, weil Eltern bis dahin möglicherweise keinen Urlaub mehr übrig hätten.
In Baden-Württemberg bleibt in diesem Schuljahr niemand sitzen, erklärt Kretschmann. In Bayern könne man freiwillig sitzen bleiben, ergänzt Söder zum Thema Schule.
Auch zum Thema Geisterspiele wurde etwas gesagt. Kretschmann erklärt, dass es von vielen Bedingungen abhinge. Es ginge ja nicht nur um die 22 Spieler auf dem Platz, auch die Frage der Tests müsse beantwortet werden. Söder erklärt: „Wenn es medizinisch vertretbar ist, muss man darüber nachdenken“. Den Vorschlag der DFL bezeichnet er als „interessant“. Das Robert-Koch-Institut soll nun eine Bewertung abgeben und erklären, ob das Konzept gut sei. Denn der Fußball hätte eine gute psychologische Wirkung auf die Bürger.
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