Etwa 30.000 Bäume werden im Stadtwald allein im Jahr 2024 gepflanzt
„Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen“ – wenn es nach diesem Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius geht, kann sich die Stadt Günzburg glücklich über ihren Erfolg schätzen. In der Großen Kreisstadt wurden im Stadtwald im vergangenen Jahr nicht nur ein, sondern deren 20.400 Bäume gepflanzt, teilt Stadtförster Kevin Rees in seinem Jahresbericht mit.
Diese enorme Zahl wird laut Rees dieses Jahr noch einmal deutlich übertroffen. „Aktuell liegen Spenden für mehr als 28.000 neue Bäume vor. Ich bin optimistisch, dass wir im Jahr 2024 die Zahl von 30.000 Neupflanzungen übertreffen werden“, berichtet Günzburgs Stadtförster.
Aus finanzieller Sicht war das Jahr 2023 ebenfalls ein erfolgreiches. Die geplanten Einnahmen aus den Holzverkäufen in Höhe von 255.000 Euro fielen mit 475.000 Euro deutlich höher aus als prognostiziert. Grund hierfür sind die stark gestiegenen Preise im Energieholzsektor, teilt Rees mit. 4300 Festmeter Holz wurden vergangenes Jahr eingeschlagen, das sind 1600 Festmeter mehr als der durch das Forstbetriebswerk als langjähriges Mittel ausgegebene Hiebsatz. In Absprache mit dem AELF Abteilung Forsten in Krumbach ist die Stadt zu den notwendigen Verkehrssicherungsmaßnahmen berechtigt.
Der Günzburger Stadtwald ist wie fast ausnahmslos alle Wälder in ganz Bayern vor allem durch die trockene und warme Witterung der Jahre 2018, 2019 und 2020 sowie eines 2008 aus Asien eingeschleppten Pilzes geschädigt, der das Eschentriebsterben auslöst. Der Schadholzanteil am Gesamteinschlag betrug bei den Eschen 100 Prozent, führt Rees aus. Bei der Fichte ging dieser Wert durch intensive Pflegemaßnahmen auf immerhin nur noch 31 Prozent zurück. „Wir versuchen immer so viele Bäume wie möglich zu erhalten – auch wenn sie kaum mehr einen Nutzen haben. Wir müssen aber die Sicherung öffentlicher Einrichtungen wie Straßen, gewidmeten Waldwegen, Bebauungsrändern oder Sportanlagen gewährleisten, damit sich die Menschen dort gefahrlos aufhalten können“, erklärt der Stadtförster.
Gleichzeitig ergeben sich in Zeiten des Klimawandels tiefgreifende Veränderungen im Stadtwald, der aktuell von Eschen geprägt ist. Stieleichen, Hainbuchen, Winterlinden, Feldahorn, Waldkiefer, Eiben, Vogelkirschen, Edelkastanie und viele weitere Baumarten werden statt der Esche gepflanzt, die auf etwa einem Drittel der Waldfläche Günzburgs vorkommt. „Wenn ein großflächiger Bestand von nur einer Baumart da ist und abstirbt – wie aktuell bei der Esche –, sieht man die gravierenden Verluste. Wenn man allerdings mischt, hat man viele andere Baumarten, die überleben und das Risiko großer Eingriffe minimieren“, sagt Rees über den Vorteil dieser Diversität.
Günzburgs Stadtförster betont, dass die großen und von Spaziergängern und Erholungssuchenden sichtbaren Maßnahmen im Stadtwald noch in diesem Jahr abgeschlossen sind. „Wir kümmern uns aktuell um die Aufforstungsflächen und reduzieren den Holzeinschlag ab dem nächsten Jahr deutlich“, gibt Rees einen Ausblick auf den kommenden Winter. Die Maßnahmen finden ganz bewusst gehäuft von Anfang Oktober bis Ende März statt, um den Tieren Ruhe in der Setz- und Brutzeit zu ermöglichen.
Im Hintergrund findet gerade, in Eigeninitiative der städtischen Forstverwaltung und in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem AELF Abteilung Forsten, eine umfassende Eichenkartierung im Günzburger Stadtwald statt. Die Alteichen tragen erheblich zur Biodiversität im Großraum und insbesondere in den Auewaldgebieten bei. Ein Erhalt dieser Relikte ist eines der obersten Ziele der städtischen Forstverwaltung und wird durch die städtischen Forstwirte mittels GPS-koordinierter Vermessung am Tablet kartiert. Gefördert wird die Maßnahme im Anschluss über das „Vertragsnaturschutzprogramm Wald“.
Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig hebt die Bedeutung des Stadtwalds hervor und sagt: „Für viele Günzburger ist unser Stadtwald ein wichtiges Naherholungsziel. Kinder, Mamas und Papas und Senioren gehen dort spazieren, treiben Sport und lernen die Natur besser kennen. Damit sie das alles sicher machen können und unser Wald den Klimawandel übersteht, sind Neupflanzungen genauso nötig wie Holzeinschläge.“
Die städtische Umweltfachkraft Christine Hengeler betont, dass in Günzburg viel für den Erhalt von Bäumen und die Neupflanzung getan wird. Sie verweist auf das Förderprogramm Bäume und Grün, wo Einzelmaßnahmen bis zu 2500 Euro bezuschusst werden. Oder an die Gemeinschaftsaktion der Stadt Günzburg, der Sparkasse Günzburg-Krumbach und der Baumschule Haage, die 100 Bäume an Bürger verschenkt hat. Seit 2020 gibt es zudem eine Baumpflanzaktion für Neugeborene. Für jedes der jährlich etwa 200 in Günzburg geborenen Kinder pflanzt die Stadt einen Baum.
Foto: Philipp Röger