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Aichach-Friedberg: 10. Wittelsbacher Heimattag

Bereits zum 10. Mal wurde der Wittelsbacher Heimattag von der Kreis- und Heimatbücherei Aichach in diesem Jahr organisiert und fand wieder regen Zuspruch.

Inhaltlich ging es heuer um das heute fast unbekannte historische Territorium Bayern-Ingolstadt. Ein Ziel des Heimattages ist es, solche vergessenen historischen Schätze der Heimatgeschichte wieder ans Licht zu bringen. Die Gäste des Heimattages erfuhren, dass das Wittelsbacher Land von 1392 bis 1447 für 55 Jahre Kernland des Herzogtums mit der Haupt- und Residenzstadt Ingolstadt war.

Zum Heimattag waren wieder viele Aktive aus dem ganzen Landkreis Aichach-Friedberg, die oft ehrenamtlich in der Heimatpflege in Heimatvereinen, Museen und Archiven tätig sind, in das Landratsamt nach Aichach gekommen. Thematisch knüpfte der Tag an die vielbeachtete Landesausstellung 2020 des Hauses der Bayerischen Geschichte „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründerstädte“ an. Nach der Städtegründungsphase blieben die Verbindungen zwischen den Städten und den Herzögen sehr eng. Insbesondere in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die altbayerischen Städte der Region wie Aichach, Friedberg, Rain und Schrobenhausen weiter ausgebaut und gestärkt. Bis heute berichten prächtige Gedenksteine, die auch in der Stadtpfarrkirche in Friedberg und an der Spitalkirche am Aichacher Stadtplatz zu finden sind, von dieser spannenden Zeit vor 600 Jahren.

Der historische Nachmittag begann mit drei Vorträgen.
Historiker Wilhelm Liebhart berichtete zuerst von Herzog Ludwig. Von den drei amtierenden Herzögen regierte Ludwig der Gebartete 30 Jahre und damit am längsten. Er prägte Bayern-Ingolstadt so intensiv, dass seine Regierungszeit bis heute nachwirkt. So ließ der Herzog in Friedberg und Aichach die Stadtbefestigung mit der Stadtmauer massiv ausbauen. Ludwig war im Wittelsbacher Land sehr präsent. 68 Besuche in Aichach und 20 in Friedberg sind nachgewiesen. Wie Liebhart herausstellte, war ihm auch eine leistungsfähige Verwaltungsorganisation seines Landes sehr wichtig. Dazu errichtete er 1404 das selbständige Landgericht Friedberg und schuf damit die Grundlage für den späteren Landkreis Friedberg.

Kunsthistoriker Markus Würmseher von der Technischen Hochschule Augsburg stellte in seinem anschaulichen Referat das Wirken von Ludwig im Bart in einen europäischen Zusammenhang. Wie er erzählte, war die Persönlichkeit des Monarchen von extremen Gegensätzen geprägt. Zum einen war er ein unbeherrschter, streitsüchtiger, gar gewalttätiger Herrscher. Zum anderen ein rationaler, weitsichtiger Verwalter seines Herzogtums. Vor allem prägten ihn wohl seine Jahre am königlichen Hof in Frankreich, sodass er als ehrgeiziger Renaissancefürst auch auf die Hebung der höfischen Kunst in seiner bayerischen Heimat größten Wert legte. Er arbeitete daran Ingolstadt zu einem Paris in Bayern zu machen.

Ludwig bestellte zur Würdigung seiner Leistungen als Landesherr bei hochrangigen Steinbildhauern für seine Städte kunstvolle Wappen- und Inschriftensteine, die dann an den Stadttoren angebracht wurden. Auf den Inschriften im unteren Teil der Steine ist bis heute nachzulesen, welche Bauwerke er in der jeweiligen Stadt erbauen ließ. Im oberen plastisch gestalteten Teil der Steine wird anhand einer Reihe von kunstgeschichtlichen Motiven die höfische Legende vom heiligen König Oswald erzählt und das prächtige Wappen des Herrschers eindrucksvoll präsentiert. Sämtliche Steine waren ursprünglich farbig bemalt. Im Lauf der Jahrhunderte ist die Farbfassung bei allen Steinen durch die Aufstellung im Freien fast restlos verloren gegangen. Lediglich bei den Steinen von Schrobenhausen und Friedberg, die später in Kirchen verbracht wurden, ist die Farbe zu Teil noch erhalten.

Nach den Vorträgen im Saal sahen sich die Gäste den Aichacher Wappenstein vor Ort an der Westfassade der Spitalkirche am Stadtplatz an. Dort gab Bezirksheimatpfleger Christoph Lang Auskunft über die lokalen geschichtlichen Ereignisse. Der Aichacher Wappenstein wurde im Jahr 2019 eingehend untersucht und gefestigt. Wie Restaurator Jürgen Halm aus Obergriesbach, der die Maßnahmen durchgeführt hatte, erklärte, wurden dabei noch umfangreiche Farbspuren gefunden. So war es möglich zu rekonstruieren, wie farbig der wohl um 1430 angefertigte Aichacher Wappenstein kurz nach seiner Fertigstellung ausgesehen hat.

Den 10. Wittelsbacher Heimattag rundeten informative Kurzvorträge zu den erhaltenen Steinen in Friedberg, Schrobenhausen, Wasserburg, Lauingen und Schärding von lokalen Experten wie Kreisheimatpfleger Dr. Hubert Raab ab.

Bild:
Erich Echter