Schutz der natürlichen Ressourcen und Klimaneutralität: Für den sozialen Zweig kirchlichen Handelns wird das immer mehr zum Teil des Markenkerns, wie das Beispiel des Dominikus-Ringeisen-Werks zeigt
Täglich streift sein Blick den „Sonnengesang“ an der Stirnseite des Foyers im Mutterhaus in Ursberg, wenn Michael Winter, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW), zur Arbeit geht. Das künstlerisch umgesetzte Wandbild setzt das bekannteste Gebet des heiligen Franz von Assisi in Szene. Darin preist der Ordensgründer aus dem 13. Jahrhundert Gottes Schöpfung. Eine Zeile des Textes lautet: „Gelobt seist du, mein Herr, durch Schwester Wasser, gar nützlich ist es und demütig und kostbar und keusch.“ „Die Sprache mutet für heutige Hörer vielleicht etwas antiquiert an“, sagt Michael Winter. „Franz drückt in seinen Worten aber aus, was in unserer Gesellschaft aktuell so wichtig ist: Der Schutz unserer natürlichen Ressourcen. Für uns im Dominikus-Ringeisen-Werk ist das täglicher Auftrag.“
Papst Franziskus, der den Heiligen Franz von Assisi zu seinem Vorbild und Namensgeber erkoren hat, wird an dessen Gedenktag am 4. Oktober die Fortsetzung seines 2015 veröffentlichten Schreibens „Laudato si“ zur weltweiten Umweltkrise vorstellen. Im neuen Text „Laudate Deum“ wird das Kirchenoberhaupt nochmals mit Nachdruck für einen konsequenten Klimaschutz eintreten. In der Ankündigung sagte er: „Schließen wir uns unseren christlichen Brüdern und Schwestern an, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen, die ein heiliges Geschenk des Schöpfers ist.“ Passend zum Thema „Umgang mit natürlichen Ressourcen“ melden die St. Josefskongregation (ein franziskanischer Frauenorden) und das Dominikus-Ringeisen-Werk die Inbetriebnahme eines neuen Trinkwasserbrunnens im Wasserschutzgebiet Ursberg.
Neuer Trinkwasserbrunnen in Betrieb
Der neue Trinkwasserbrunnen fördert das lebenswichtige und kostbare Nass an die Erdoberfläche und speist den Hochbehälter, der sich im rund 100 Meter entfernten Gebäude des alten Brunnens befindet. Dieser gibt rund 500.000 Liter Wasser ins Tal ab und versorgt damit rund 4.000 Menschen täglich. Neben den Einrichtungen der St. Josefskongregation und des DRW sind etwa 15 Anwesen und das neue Gewerbegebiet der Gemeinde Ursberg daran angeschlossen. Die Gesamtkosten des neuen Brunnens belaufen sich auf 700.000 Euro, die von der St. Josefskongregation getragen werden. „Die zusätzlichen Wasserressourcen, die uns der neue Brunnen erschließt, machen es zudem möglich, dass wir den alten Brunnen sanieren können. Wir werden das Wasser künftig aus ca. 40 Metern Tiefe holen. Das schützt das tiefer gelegene Grundwasserreservoir zusätzlich“, sagt Thomas Roth, der den Bereich Energie und Technik im DRW leitet. Mit seinen Fachleuten aus den Bereichen Wasserwirtschaft und Energietechnik ist er verantwortlich für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen im DRW.
Strom aus Wasserkraft
Das lebenswichtige Nass spielt in der Geschichte des Dominikus-Ringeisen-Werks und der St. Josefskongregation, die die Arbeit des Gründers Dominikus Ringeisen bis 1996 fortführte, seit jeher eine große Rolle. Seit den 1910er Jahren arbeitet beispielsweise das Wasserkraftwerk „Thekla“ an der Ursberger Prämonstratenser Straße, benannt nach der Schwester, die darin bis zu ihrem Tod wohnte. In der Gründerzeit sorgte es schon früh für nachhaltig erzeugte Elektrizität für die Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Ein zweites Kraftwerk kam später im Norden von Ursberg am Haus St. Martha zum Einsatz. Für beide Aggregate waren die Schwestern noch bis Mitte der 1990er Jahre zuständig. Heute werden diese Anlagen und die Trinkwasserbrunnen vom DRW betreut. Beide versorgen rund 130 Haushalte mit Strom. Täglich fließen ca. 200.000 Kubikmeter Wasser durch die Turbinen der beiden Kraftwerke, die zuletzt 2019 modernisiert wurden.
Klimaneutrale Energiegewinnung
Klimaneutrale Energiegewinnung erstreckt sich im DRW zudem auf Fotovoltaik-Anlagen auf Dächern von Bestands- und Neubauten in Ursberg und an den zahlreichen weiteren Standorten, den Einsatz fortschrittlicher Heizungsanlagen wie Wärmepumpen, von Biomasse wie Hackschnitzel sowie der Projektierung des Einsatzes von Wasserstoff zum Betrieb vorhandener Blockheizkraftwerke und der Nutzung von Windenergie. Hier hat das DRW in den letzten Jahren in zusätzliches Fachpersonal investiert. Es soll einen der größten Sozialträger innerhalb der Caritas in Süddeutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität aus eigenen Ressourcen voranbringen.
Große Motivation
„Das sind wichtige Schritte und gleichzeitig eine Selbstverpflichtung, immer wieder nach neuen Potentialen für einen gerechten Umgang mit Ressourcen für Menschen, Energie und Umwelt zu suchen und diese zu heben“, beschreibt Michael Winter die Programmatik des Dominikus-Ringeisen-Werks. „Nachhaltiges Handeln gehört zu den Grundprinzipien der Caritas. Als DRW ist es unsere Aufgabe, die Teilhabe von Menschen mit Handicap an der Gesellschaft auf Dauer zu sichern und ihr Recht auf Mitwirkung an ökologischen Maßnahmen zu verwirklichen.“ Aus dem Gedenktag des heiligen Franziskus und der Veröffentlichung von „Laudate Deum“ des Papstes am 4. Oktober schöpfen Michael Winter und seine Mitarbeiter von Energie und Technik nun zusätzliche Energie und Motivation.
Foto: Dominikus-Ringeisen-Werk