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Memmingen: Besuch in der türkischen Partnerstadt Karataş  

Wäschereicontainer aus Memminger Spenden bereitgestellt – Austausch zu Krisenmanagement

 Seit den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien Anfang Februar, waren die Verantwortlichen in engem Austausch mit Memmingens Partnerstadt Karataş. Auch Oberbürgermeister Jan Rothenbacher hat seit seinem Amtsantritt mehrere Online-Gespräche mit Karataş Bürgermeister Necip Topuz geführt. Im Rahmen dieser Gespräche konnte der OB Topuz mitteilen, dass in der Stadt Memmingen 20.000€ zugunsten der Erdbebenhilfe in Karataş gesammelt worden seien. Topuz erkundigte sich bei diesen Gesprächen auch nach dem Aufbau und der Organisation von Katastrophenschutz und Krisenmanagement in Deutschland. Daraus ergab sich die Idee bei der Übergabe der Spenden zusätzlich zur Beauftragten für Städtepartnerschaften, Alexandra Hartge, auch Vertreter des Memminger Katastrophenschutz einzuladen. Dies waren Vertreter des Amtes für Brand und Katastrophenschutz der Stadt Memmingen, des Technischen Hilfswerks (THW), der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gottfried Voigt und Bauinnungsobermeister Wolfgang Zettler.

 

Nach der Ankunft und der ausführlichen Inaugenscheinnahme der vom Erdbeben betroffenen Gebäude in Karatas folgte durch die Memminger Kollegen eine Schulung im Bereich des Katastrophenmanagements. Der Leiter des Amtes für Brand und Katastrophenschutz, Andreas Land und seine Mitarbeiterin Sandra Schneider informierten im gut gefüllten Sitzungssaal des Karataşer Rathauses über Aufbau und Struktur des Katastrophenschutzes in Deutschland, Bayern und speziell in Memmingen. Auch die Krisenintervention wurde erläutert.

 

Im Anschluss daran gaben der Ortsbeauftragte des THW, Klaus Liepert, sowie dessen Baufachberater, Stephan Zettler, den interessierten Zuhörern einen Überblick über Aufbau und Aufgaben des THW, das Vorgehen und Überwachung bei Gebäudeschäden und die unterschiedlichen Möglichkeiten Gebäude zu sichern.

 

Die Reise nach Karatas war Anlass, gemeinsam mit der Delegation die durch Memminger Spenden finanzierten Container für die aus der Provinz Hatay geflüchteten Erdbebenopfer zu eröffnen. Von den insgesamt 20.000 € Spendengelder wurden in Summe drei Container beschafft, die einerseits als Obdach für die Geflüchteten, andererseits als Wäscherei dienen. Einer der Container ist hierzu mit sechs Waschmaschinen ausgestattet worden. Darüber hinaus wurden von den Spendengeldern Hilfsgüter und Kleidung angeschafft. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher freute sich in diesem Kontext besonders, seinem Amtskollegen bei dieser Gelegenheit nochmals weitere 3.200 € zu überreichen. „Es ist schön, wenn man sieht wie sinnvoll das Geld hier eingesetzt wird und es ist erschütternd wie dringend es benötigt wird.“

 

Schwer berührt und beeindruckt zeigte sich die Gruppe von dem Besuch eines Flüchtlingslagers mit Menschen aus der Provinz Hatay, wie auch für die Einwohner aus Karataş selbst. Viele von ihnen haben durch die Ausläufer des Erdbebens ebenfalls ihre Häuser verloren. So kam die Memminger Delegation auch immer wieder mit Menschen ins Gespräch, die unmittelbar mit dem Erdbeben konfrontiert waren. So erzählte beispielsweise ein Betroffener, dass seine Eltern und Geschwister in der Provinz Hatay gelebt haben. Seine 80-jährigen Eltern und die Schwester haben ihr Haus verloren und wohnen nun bei ihm. Seine anderen beiden Geschwister so wie die Cousins und Cousinen sind alle tot. Der Augenzeuge berichtet, dass man sich nicht vorstellen könne, wie es in Hatay aussehe. Es sei alles dem Erdboden gleichgemacht. „Das wollen Sie nicht sehen und noch viel weniger riechen – überall in der Stadt riecht es nach Tod und Verwesung, tausende von Menschen sind immer noch verschollen. Man weiß nicht, ob sie tot sind oder wohin sie das Schicksal geführt hat.“ Der einzige Wunsch, seiner hochbetagten Eltern sei es, zurück nach Hatay zu gehen. Er wisse nicht, wie er seinen Eltern vermitteln solle, dass es ihr geliebtes zu Hause nicht mehr gebe.

 

Necip Topuz, der Bürgermeister von Karatas berichtet, dass er bis zum heutigen Tag jede Woche einen LKW voll mit Wasser beladen nach Hatay schickt. Eine solche Ladung koste die Stadt 3000 €. Er stelle lieber Projekte in seiner Stadt zurück, um den Menschen dort zu helfen, da in Hatay jegliche lebenswichtige Infrastruktur fehle.

 

Oberbürgermeister Jan Rothenbacher zeigt sich tief bewegt von den gewonnenen Eindrücken. „Ich bitte die Memminger Bürgerinnen und Bürger nochmals um Spenden für unsere Partnerstadt. Wir sehen wie dringend dort das Geld weiterhin benötigt wird, um die in Not geratenen Menschen vor Ort zu versorgen. Die Lage ist wirklich dramatisch.“

 

Das Spendenkonto für alle, die noch Spenden tätigen wollen:

Stichwort „Memmingen hilft – Erdbebenhilfe“, IBAN: DE76 7319 0000 0000 1583 56, BIC: GENODEF1MM1. Vielen Dank für jede Spende!