Seit Jahren verfolgt die städtische Forstverwaltung bereits ein nachhaltiges Waldmanagement, um den Memminger Stadtwald und die Stiftungswälder für zukünftige Generationen zu erhalten und gegen die Folgen des Klimawandels stärker anzupassen. Um klimaangepasstes Waldmanagement zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Förderprogramm aufgelegt. Um daran teilnehmen zu können, muss die Stadt Memmingen in der Waldbewirtschaftung einige Kriterien erfüllen, die überwiegend bereits umgesetzt werden. Vor allem ein Kriterium stelle jedoch eine Herausforderung dar, erläuterte Stefan Honold, Leiter der Forstverwaltung, im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss: Fünf Prozent der gesamten Waldfläche muss aus der Bewirtschaftung genommen werden. Durch eine Teilnahme würde die Forstverwaltung zunächst bis 2026 jährlich mit rund 122.000 Euro gefördert. Die Ausschussmitglieder sprachen sich einstimmig für eine Teilnahme am Bundesförderprogramm aus.
Gegenstand der Förderung ist die Einhaltung von übergesetzlichen und über Standards hinausgehende Kriterien für ein klimaangepasstes Waldmanagement, mit dem Ziel, Wälder mit ihrem wertvollen Kohlenstoffspeicher zu erhalten, nachhaltig und naturnah zu bewirtschaften. Zu den Kriterien des Förderprogramms zählen unter anderem der Erhalt bzw. die Erweiterung klimaresilienter Baumartendiversität, der Verzicht auf Kahlschläge, eine Anreicherung und Erhöhung der Diversität an Totholz sowohl stehend wie liegend, der Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel oder Maßnahmen zur Wasserrückhaltung. In den städtischen Wäldern werden diese Kriterien heute bereits weitgehend umgesetzt.
Zusätzlich müssen zur Erfüllung der Förderkriterien fünf Prozent der Waldfläche aus der Bewirtschaftung genommen werden, informiert Stadtförster Honold. Dadurch werde eine natürliche Waldentwicklung ermöglicht. „Das heißt in unserem Fall, dass auf insgesamt 61,63 Hektar für mindestens 20 Jahre keine Waldbewirtschaftung mehr stattfinden darf“, konkretisierte Honold. Faktisch stelle auch diese Forderung kein allzu großes Problem dar, da schon heute Waldflächen aufgrund ihrer Neigung, Nässe, Baumarten oder Biberbeeinflussung nicht oder nur sehr extensiv bewirtschaftet werden. „Solche Flächen können ohne Probleme stillgelegt werden“, so der Stadtförster.
Zudem müssen auf jedem Hektar Wald mindestens fünf so genannte Habitatbäume dauerhaft ausgewiesen und gekennzeichnet werden. „Ein Habitatbaum darf nicht gefällt werden und bleibt bis zu seinem Zerfall im Wald“, erklärt Stefan Honold.
Für die Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement stehen aus dem Klima- und Transformationsfonds bundesweit 900 Millionen Euro im Rahmen der Finanzplanung vorerst bis zum Jahr 2026 bereit. Die Höhe des Zuschusses beträgt bis zu 100 Euro pro Hektar und Jahr. Für den Memminger Stadtwald und den Wald der Unterhospitalstiftung sowie der Dreikönigskapellenstiftung würde sich eine jährliche Fördersumme von rund 122.000 € ergeben.
Für die zwei waldbesitzenden Stiftungen Memmingens und den Stadtwald Memmingen wäre die Teilnahme am neuen Bundesförderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ ein Gewinn, erklärte Stefan Honold. „Einerseits werden die vielfach erbrachten Ökosystemleistungen der Memminger Wälder, sowie das klimaangepasste Waldmanagement der Städtischen Forstverwaltung und der konsequente Waldumbau hin zu vitalen und stabilen Mischwäldern honoriert.“ Andererseits sollte man die neue Förderung schon aus finanzieller Sicht nicht ignorieren. Aufgrund gestiegener Lohnkosten bei gleichzeitig äußerst fragilen Holzmärkten fiel es vielen Forstbetrieben in den letzten Jahren immer schwerer positiv zu wirtschaften. Durch diese zusätzliche Einnahme wäre auch der städtische Forstbetrieb etwas unabhängiger von seiner bisher einzigen nennenswerten Einnahmequelle, den Holzverkäufen.