Start Nachrichten Augsburg: 500.000,00€ Spende geht in die Krebsforschung

Augsburg: 500.000,00€ Spende geht in die Krebsforschung

Elterninitiative LICHTBLICKE ermöglicht mit Großspende Anschaffung eines Gerätes zur Unterscheidung von Freund und Feind innerhalb eines Tumors. Wissenschaftsminister Blume lässt sich Funktionsweise des Gerätes erklären. Augsburg erster Standort in Bayern mit einzigartiger Technologie. Kinderonkologe Frühwald: „Wir erwarten wegweisende Erkenntnisse.“

Die Spende in Höhe von einer halben Million Euro der Elterninitiative krebskranker Kinder Augsburg – LICHTBLICKE e. V. an das Universitätsklinikum Augsburg ermöglichte es, das Gerät GeoMx des Unternehmens Nanostring anzuschaffen. „Wir können die Bedeutung, die dieses Gerät für die Krebsforschung an unserem Haus hat, nicht hoch genug einschätzen“, sagt Kinderonkologe und Klinikdirektor Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michael C. Frühwald. „Wir erwarten nichts weniger als wegweisende Erkenntnisse, die die dauerhafte Beherrschung von Tumorerkrankungen beziehungsweise deren Heilung signifikant verbessern werden.“

Der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, ließ sich bei einem Besuch des Universitätsklinikums Augsburg die Wirkungsweise des Gerätes erläutern. Dabei sagte er: „Augsburg hat Herz – besonders für die Kleinsten! Krebs ist die große Geißel der Menschheit. Das Uniklinikum Augsburg kämpft dagegen und hat einen echten Namen in der Krebsforschung. Präzision ist bei der Behandlung von Krebs gerade bei Kindern entscheidend. Dank Unterstützung der Elterninitiative Lichtblicke e. V. steht in Augsburg nun das erstes Nano-String Gerät Bayerns. Damit kann noch besser zwischen guten und bösen Zellen unterschieden werden – ein echter ‘Lichtblick‘ für die Patientinnen und Patienten. Dafür ein herzliches Vergelt‘s Gott!“

Gerd Koller, Vorsitzender der Elterninitiative, begründet die Entscheidung für die hohe Spende an die Uniklinik mit den Worten: „Es ist für uns sehr wichtig, deutliche Zeichen zu setzen. Mit dieser Zuwendung wollen wir einen Beitrag zum medizinischen Fortschritt bei der Behandlung von Tumorerkrankungen leisten.“

Nanostring kann zwischen „freundlichen und feindlichen“ Zellen im Tumor unterscheiden

Nach Angaben des Herstellers Nanostring in Seattle/USA ist das Universitätsklinikum Augsburg der erste Standort in Bayern mit einem solchen Gerät. „Bösartige Tumore treten nicht unbedingt als Verbund von Tumorzellen allein in Erscheinung“, erklärt Frühwald. „Vielmehr bestehen sie aus Zellen, die unterschiedliche Eigenschaften erworben haben und so das Immunsystem des erkrankten Patienten umgehen können.“ Umgeben werden diese Tumorzellen von gesunden Zellen wie zum Beispiel weißen Blutkörperchen, die die Tumorzellen attackieren. Oft gelingt es allerdings den Tumorzellen, diese Immunzellen so umzuprogrammieren, dass diese ihre Abwehrkraft verlieren oder sich sogar in den Dienst der Tumorzellen stellen. Die neue Technologie dient dazu, diese hochkomplexen Wechselwirkungen aufzulösen.

Konkret erlaubt es die Technologie (GeoMx und CosMx), die Abschnitte der Erbinformation erkrankter Organe zu identifizieren, die aktiviert oder abgeschaltet werden. Dadurch wird die Funktion von Zellen durch Herstellung bestimmter Eiweißstoffe reguliert. Das Besondere an der neuen Technik ist dabei die Möglichkeit, räumlich unterschiedliche Bereiche einer Probe (z.B. eines Tumorschnittes) getrennt voneinander zu untersuchen. Es wird somit möglich, innerhalb des Tumors zwischen „Freund“ und „Feind“ zu unterscheiden. Die Forscher:innen und Wissenschaftler:innen können sogar einzelne Zellen getrennt voneinander untersuchen und vergleichen. Dies gelingt auch an archiviertem Material, das schon viele Jahre alt ist.

Nanostring kann auch Erkenntnisse über 15 Jahre zuvor eingelagertes Material liefern

Prof. Dr. Bruno Märkl, Direktor des Instituts für Pathologie und Molekulare Diagnostik, ist sich sicher, dass die neue, in Augsburg zur Verfügung stehende Forschungsrichtung wegweisende Erkenntnisse bringen wird, „und so die Effizienz moderner, medikamentöser und strahlentechnologischer Therapien gesteigert werden kann“. In dem Zusammenhang unterstreicht Märkl die Bedeutung der Biobank „Augsburg Central BioBank“ des Universitätsklinikums Augsburg, der hier die wichtige Aufgabe des Sammelns und Archivierens von Tumorproben für die Forschung zukommt. Bislang lagern bereits um die 50.000 Proben, entnommen aus den unterschiedlichen Tumoren in Leber, Hirn, Magen und Darm, aber auch Körpersäfte wie Blut, Urin, Sekret, bei bis zu minus 180 Grad Celsius in einem Stickstofftank. Seit zwei Jahren wird die Biobank um kardiovaskuläres Material aus der Herz-Thoraxchirurgie erweitert. „Wenn ein an Krebs erkranktes Kind als Spätfolge der Therapie im Erwachsenenalter erneut an Krebs erkrankt, dann kann uns das 15 Jahre zuvor eingefrorene Tumorgewebe Antworten zur damaligen Erkrankung liefern, über die wir ohne die Möglichkeit einer Datenbank für Biomaterial nicht verfügen würden“, erläutert Märkl die Wichtigkeit solcher eingelagerten Proben, die Nanostring auch noch nach Jahren wichtige Erkenntnisse liefern.

Universitätsklinikum Augsburg zusammen mit Partnerkliniken als Spitzenzentrum der Krebsmedizin gefördert

In der Erkennung und Behandlung von Krebserkrankungen konnten in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte erzielt werden. In der Kinder- und Jugendmedizin sind die Heilungsraten für viele Tumorarten so hoch, dass die Anpassung der Therapien zur Vermeidung von Nebenwirkungen bei unbeeinträchtigten Überlebenschancen zum wichtigen Ziel wurde. In der Erwachsenenonkologie geht es weiter oft um die Verbesserung der Heilungsraten durch wirksamere, moderne Therapieformen. Eines der klinischen Profilzentren der Medizinischen Fakultät in Augsburg ist die Tumormedizin. Erst kürzlich wurde das Universitätsklinikum Augsburg zusammen mit den Partnerkliniken in Würzburg, Erlangen und Regensburg als Spitzenzentrum der Krebsmedizin und daneben auch als Nationales Zentrum für Krebserkrankungen ausgewählt. Die Erforschung von Tumorerkrankungen ist eine der wichtigen Aufgaben der Wissenschaftlerinnen und Forscher an der Augsburger Uniklinik.

Die Elterninitiative als verlässlicher Partner des Schwäbischen Kinderkrebszentrums

Die Elterninitiative kümmert sich seit 1985 um die Belange krebskranker Kinder und deren Familien. Sie unterstützt seitdem auch das Schwäbische Kinderkrebszentrum am Universitätsklinikum Augsburg intensiv. So konnten mehrere Stellen, vor allem in der psychosozialen Betreuung, geschaffen werden. Weiter fördert die Elterninitiative Forschungsprojekte zur Verbesserung der Krebsbehandlung und finanziert technische Ausstattungen und Geräte, um die Krebstherapien weiter zu optimieren. Weitere Informationen unter: www.krebskranke-kinder-augsburg.de

Bildunterschrift: Interessiert schaut Wissenschaftsminister Markus Blume in den GeoMX von Nanostring, ein Gerät zur Tumorforschung, dessen Anschaffung die Elterninitiative Lichtblicke ermöglichte. Außerdem von links: Univ.Prof. Dr. Dr. Michael Frühwald, Prof. Dr. Bruno Märkl und Prof. Dr. Martina Kadmon

Bild: Diana Zapf-Deniz