Nach dem Skandal um mehr als 50 Hepatitis-Infektionen bei Patienten des Krankenhauses im nordschwäbischen Donauwörth steht ab Mittwoch (9.00 Uhr) ein Narkosearzt vor Gericht. Der 1962 geborene Mediziner soll in den Jahren 2017 und 2018 bei Operationen mindestens 51 Patienten durch mangelhafte Hygiene mit Hepatitis C angesteckt haben. Das Landgericht Augsburg plant zwölf Verhandlungstage, ein Urteil könnte es Mitte Juli geben (Az. 200 Js 137689/18).
Der Fall wurde bereits vor fast fünf Jahren bekannt und zog dann umfangreiche Ermittlungen nach sich. Das Gesundheitsamt forderte mehr als 1700 Männer und Frauen, die von dem beschuldigten Mediziner in der Donau-Ries Klinik behandelt wurden, auf, sich auf die Krankheit testen zu lassen.
Der Anästhesist soll wegen einer Darmerkrankung jahrelang Opiate, die eigentlich für die Patienten während der OPs vorgesehen waren, abgezweigt und sich selbst verabreicht haben. Dabei soll der Mann die Hygieneregeln verletzt haben und so seine eigene Hepatitis-C-Infektionen auf die Patienten übertragen haben. Die Anklage wirft dem Narkosearzt gefährliche Körperverletzung, Unterschlagung der Medikamente sowie Nutzung mangelhafter Arzneien vor.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwerwiegende Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch und bleibe im Körper. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. «Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar», betont der Selbsthilfeverein.