„Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften“. Der Spruch kam Jupp Heynckes als Bayern-Trainer öfter über die Lippen, dürfte aber im Original aus dem Handball vom ehemaligen Bundestrainer Heiner Brand stammen. Das Zitat kam langjährigen Mannschaftsarzt des FC Memmingen Martin Wenke nach dem Bayernliga-Topspiel gegen den SV Kirchanschöring in den Sinn als er über die Leistung von Abwe
hrchef Manuel Konrad schwärmte. Eindrucksvoll hatte der FCM zuvor einen ernsthaften Konkurrenten mit 3:0 (1:0) geschlagen, defensiv um Geburtstagskind Konrad (wurde 35) eine ganz starke Leistung geboten, aber eben auch vorne geknipst.
In einer intensiv geführten Partie war FCM-Trainer Stephan Baierl erst einmal überrascht über die Ausrichtung und Aufstellung des Gegners, die er etwas anders erwartet hatte. Taktisch umgestellt, gelang dennoch die frühe Führung: Einen Freistoß von Fabian Lutz aus dem Halbfeld verlängerte Innenverteidiger Jakob Gräser mit dem Hinterkopf (18. Minute). Einziges Manko aus Baierls Sicht: „Wir haben verpasst, gleich nachzulegen“. Ein zweiter oder dritter Treffer wäre schon in der ersten Hälfte möglich gewesen.
Auch Kirchanschöring hatte seine Momente. Nach einer halben Stunde faustete FCM-Torhüter Tobias Werdich den Versuch von Urban von der Linie und Konrad klärte endgültig. Nach der Pause wurde weiter taktiert und die die Gäste kamen zu etlichen Ecken am Stück, einmal rettete Werdich mit den Fingerspitzen (49.).
Dominik Stroh-Engel, der andere Ex-Zweitliga-Profi an diesem Flutlicht-Abend in Reihen der Memminger, bereitete den vorentscheidenden zweiten Treffer vor. Er ackerte auf tiefen Boden und steckte auf Pascal Maier durch – das 2:0 war dessen elfter Saisontreffer (57.). Für Stroh-Engel, mit 37 Jahren ältester Spieler auf dem Platz, kam in der Schlussphase der jüngste. Noah Müller, gerade 19 geworden, machte in der Nachspielzeit im Nachschuss mit dem 3:0 den Deckel drauf (90. + 2). „Es war unser bestes Heimspiel“, bilanzierte der Coach.
Für die Statistik bleibt festzuhalten: Es war die erste Auswärtsniederlage des Gegners in dieser Saison. Die Memminger untermauerten mit dem fünften Sieg in Folge ihren zweiten Tabellenplatz und sind mit ihrem Lauf jetzt bis auf drei Punkte an Spitzenreiter SV Schalding-Heining dran.
Für Kirchanschörings Trainer Mario Demmelbauer und seinen Dorfclub war es ein besonderes Erlebnis im Ambiente der Memminger Arena antreten zu dürfen. Die Niederlage war schnell verdaut. Den 737 Zuschauern schmeckten Stadionwurst und Kaltgetränk trotz kühler Temperaturen doppelt gut. Das Dankeschön-Angebot mit vergünstigten Preisen sorgte für Dauer-Andrang am Kiosk. Auch hinterher floss noch das eine oder andere Bierchen im Clubhaus. Und an einem Nachbartisch von Vereinsarzt Wenkes kam die Runde zum Schluss, dass Winter-Neuzugang Konrad ein „Königstransfer“ im Aufstiegskampf gewesen ist. In den beiden letzten Spielen blieb der FC Memmingen ohne Gegentor, Noch-Spitzenreiter Schalding kassierte sechs. In der Abwehr werden werden Meisterschaften entschieden ….
FC Memmingen: Werdich – Sailer Fidalgo, Konrad, Gräser, Lutz – Fidan (75. Moser), Trkulja, Mihajlovic (88. Bauer), Bareis – Maier (90. + 1 Remiger), Stroh-Engel (81. Müller).
SV Kirchanschöring: Weber – Obirei, Leberfinger, Auerhammer (59. Galler) – Schmitzberger (82. Kronbichler), Huber, Lobendank, Nicklas, Mühlbacher (71. Portenkirchner) – Jauk, Omelanovsky (59. Buxmann).
Tore: 1:0 (18.) Gräser, 2:0 (57.) Maier, 3:0 (90. + 2) Müller. – Schiedsrichterin: Davina Lutz (TSV Poppenhausen). – Gelbe Karten: Lutz, Trkulja / Nicklas, Auerhammer, Mühlbacher, Schmitzberger, Huber, Leberfinger. – Zuschauer: 737.