„Jeder Krieg ist ein Verbrechen!“, sagt Valentin Mayer mit fester Stimme, während er eine Gruppe um Regierungspräsident Dr. Erwin Lohner, Landrat Thorsten Freudenberger und Bürgermeister Jürgen Eisen durch das Heimatmuseum seines Heimatortes Jedesheim (seit 1978 zur Stadt Illertissen gehörend) führt.
Der 102-Jährige ist ein Phänomen. Er ist geistig immer noch voll auf der Höhe, und auch körperlich ist er für sein Alter sehr rüstig. Dr. Erwin Lohner, Behördenleiter der Regierung von Schwaben und Bezirksvorsitzender des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK), staunt. Er hat Valentin Mayer im Juni vorigen Jahres kennengelernt, als er den Veteran des Zweiten Weltkriegs, der viel zur Versöhnung zwischen Russen und Deutschen beigetragen hat, mit dem Ehrenkreuz in Gold des VDK ausgezeichnet hat.
Bei der Ordensverleihung im Landratsamt Neu-Ulm war auch Landrat Thorsten Freudenberger dabei. Valentin Mayer lud die beiden damals zu einem gemeinsamen Besuch des Jedesheimer Heimatmuseums ein, das auch viel über das Leben und Wirken des ältesten lebenden Jedesheimers erzählt.
„Valentin Mayer ist ein ungemein wertvoller Zeitzeuge, und er ist ein faszinierender Mensch“, würdigt ihn Landrat Freudenberger. „Was wüssten wir über unser Dorf ohne Valentin Mayer?“, kleidet Herta Hörmann, die Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins, ihre Wertschätzung in eine rhetorische Frage, um dann Valentin Mayer direkt anzusprechen: „Wir sind unendlich dankbar für Deine Forschungsarbeit über unser Heimatdorf.“
Valentin Mayer, der Bürgermeister von Jedesheim und Kreisrat war, verfügt über einen Erfahrungs- und Wissensschatz über „die alten Zeiten“ wie kaum ein Zweiter. Und vor allem: Er weiß das, was er erlebt hat, auch zu kommunizieren. Nicht nur bei einem Rundgang durchs Heimatmuseum. Darüber hinaus hat Valentin Mayer im Alter noch fünf Bücher geschrieben. „Wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, dann schreibe ich ein Buch“, scherzt das Jedesheimer Urgestein.
Regierungspräsident Dr. Lohner ermuntert ihn, seine Erfahrungen an junge Menschen weiterzugeben: „Menschen wie Sie, die den Krieg und die unmittelbare Nachkriegszeit noch erlebt haben, gibt es heute kaum noch. Deshalb ist es unwahrscheinlich wichtig, dass Sie in Schulen gehen und Ihre Geschichte den Schülerinnen und Schülern erzählen. Denn aus Ihrem Leben kann die Jugend, können wir alle lernen.“
„Nie wieder Krieg!“, haben Valentin Mayer und seine Mitstreiter von der 268. Infanterie-Division der Wehrmacht auf das Denk- und Mahnmal geschrieben, das sie 1993 in Russland aufgestellt haben. Eine Fotografie davon ist im Jedesheimer Heimatmuseum zu sehen. Valentin Mayer ist immer noch bewegt, wenn er sich an diese Reise erinnert. Die einstigen russischen Todfeinde hätten sie als „deutsche Freunde“ empfangen, berichtet Valentin Mayer mit emotional angefasster Stimme. „Das war unglaublich!“
INFO: Heimatmuseum Jedesheim
„Vergangenes erhalten und bewahren und nachfolgenden Generationen sichtbar und begreifbar machen.“ Dieser Aufgabe hat sich der 1995 gegründete Heimatverein Jedesheim gestellt. 2003 eröffnete der Verein im ehemaligen Jedesheimer Rathaus ein eigenes Dorf-Museum. Stück für Stück ist das Museum gewachsen. Es zeigt heute eine umfangreiche Dauerausstellung, deren verschiedene Themenbereiche in mehreren Räumen zu sehen sind. Vom Kaiserreich bis zum Wirtschaftswunder: Jedes einzelne Ausstellungsstück erzählt seine eigene Geschichte.
Die Exponate stammen hauptsächlich aus Jedesheim, nur wenige sind aus der näheren Umgebung. Gezeigt werden unter anderem: landwirtschaftliche Geräte, Handwerksgeräte, Teile einer ehemaligen Ladeneinrichtung, eine Schusterwerkstatt, eine Kücheneinrichtung samt Küchengeräten und Gegenstände aus den 1950er Jahren, ein in Originalgewändern aus der Zeit um 1900 ausgestattetes Hochzeitspaar und die einzige im Dorf verbliebene Glocke des ehemaligen Jedesheimer Kirchengeläuts, das fünf Glocken umfasste. Es befinden sich außerdem beachtliche archäologische Fundstücke (wie ein Alemannen-Schwert aus dem 8. Jahrhundert nach Christus) und Urkunden aus der frühen Geschichte Jedesheims im Museum. Sonderausstellungen ergänzen die Dauerausstellung.
Quelle: Flyer des Heimatvereins Jedesheim