365-Euro-Jahresticket für den Öffentlichen Personennahverkehr soll für bestimmte Nutzergruppen in Baden-Württemberg zum 1. März, in Bayern zum 1. August eingeführt werden. Das macht die Sache in den Grenzlandkreisen komplex.
Der Landkreis Neu-Ulm rückt der Einführung des 365-Euro-Jahrestickets immer näher: Der Kreistags-Ausschuss für Mobilität, Digitalisierung und Kreisentwicklung hat kurz vor Weihnachten die Kreisverwaltung und die Donau-Iller-Nahverkehrsgesellschaft (DING) beauftragt, „die Einführung des bayerischen 365 Euro-Schülertickets so vorzubereiten, dass eine möglichst frühzeitige gegenseitige verbundweite Anerkennung des baden-württembergischen Jugendtickets und des bayerischen 365 Euro-Schülertickets gewährleistet ist“. Als Starttermin wird der 1. August 2023 anvisiert, wenn das 365-Euro-Ticket für Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende mit einer bayerischen Förderung eingeführt werden kann.
Bereits am 6. Dezember 2022 hatte der Ministerrat der Bayerischen Staatsregierung beschlossen, in ausgewählten bayerischen Landkreisen (darunter die Grenzlandkreise Neu-Ulm, Lindau und Aschaffenburg) jeweils zwei Drittel der Mindereinnahmen zu tragen, die durch das günstigere 365-Euro-Ticket – gegenüber den bisherigen Zeitfahrkarten wie Jahreskarte und Monatstickets – zu erwarten sind.
Jetzt hat der Landkreis Neu-Ulm, aufbauend auf diesem Förderangebot, eine weitere Weiche für die konkrete Einführung des 365-Euro-Tickets für Bahn und Bus im DING-Verbundgebiet gestellt.
Auf baden-württembergischer Seite beabsichtigt die Landesregierung, bereits zum 1. März 2023 ein 365-Euro-Jugendticket zu installieren. Zur Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) berechtigen soll diese Jahreskarte alle Personen bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres beziehungsweise 27. Lebensjahres, wenn sie einen Ausbildungsnachweis, einen Fortbildungsnachweis oder den Nachweis eines Freiwilligendienst vorlegen können.
Intensiv diskutiert wurde im zuständigen Kreistagsausschuss, ob der Landkreis Neu-Ulm bereits mit Start des baden-württembergischen 365-Euro-Jugendtickets dieses auch auf bayerischem Boden anerkennen solle. Diese Option wurde nicht gewählt, da der Landkreis zumindest für einen Übergangszeitraum von circa einem halben Jahr bis zur Einführung des bayerischen 365-Euro-Tickets hohe Ausgleichszahlungen an die Bahn- und Busunternehmen leisten müsste, ohne dafür eine Förderung in Anspruch nehmen zu können.
Weiter würden bei Anerkennung des baden-württembergischen 365-Euro-Tickets durch den Landkreis Neu-Ulm die Grenzpendler (hauptsächlich: Wohnort in Bayern und Schule in Baden-Württemberg) gegenüber den Schülerinnen, Schülern und Auszubildenden bevorzugt, die in Bayern wohnen und dort auch zur Schule gehen. Bis zur Einführung des bayerischen 365-Euro-Tickets müsste im Landkreis nämlich für diese Gruppe weiterhin das unter dem Strich deutlich teurere Schüler-Monatsticket angeschafft werden. Dies würde im Grenzgebiet einen verstärkten Anreiz schaffen, in Baden-Württemberg zur Schule zu gehen, während man in Bayern wohnt.