Das inklusive Netzwerk, das durch eine Fülle von Aktionen in den letzten fünf Jahren geknüpft wurde, soll Menschen mit Hilfebedarf auch künftig zur Verfügung stehen.
Das Inklusionsprojekt „Grenzenlos“ im südlichen Landkreis Günzburg ist beendet. Um das Geleistete zu würdigen kamen in Ursberg die Selbstvertretungsgruppe „Gemeinsam stark“, Bürgermeister und Vertretungen beteiligter Kommunen sowie die Projektkoordinatorinnen des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) zur Abschlussveranstaltung zusammen. Neben dem Blick auf das Projekt und die Fülle von medienwirksamen Aktionen sei es nun wichtig, das etablierte Netzwerk für Menschen mit Hilfebedarf vor Ort auszubauen und weiter an inklusiven Kommunen zu arbeiten, so die einhellige Meinung.
Für Menschen mit Handicap brachte das über fünf Jahre von der Aktion Mensch geförderte Inklusionsprojekt viel Aufmerksamkeit. Regelmäßig wurde über die Aktionen berichtet, die von „Grenzenlos“ initiiert und von der Selbstvertretungsgruppe „Gemeinsam stark“ von und für Menschen mit Lernschwierigkeiten unterstützt wurden. Die Selbstvertretungsgruppe hatte sich aus dem Projekt heraus gegründet. Das Motto lautete: „Wenn wir Inklusion leben wollen, müssen wir etwas dafür tun. Gemeinsam tun wir uns leichter. Gemeinsam sind wir grenzenlos stark.“ „Grenzenlos“ sprach mit Volkmar Thumser, dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung des Bezirks Schwaben und seinem Kollegen aus Günzburg Georg Schwarz über das, was besser laufen könnte in puncto Inklusion in den beteiligten Gemeinden und Städten. Und: Das Projekt erreichte ganz konkrete Verbesserungen: der Ausbau des Radwegs nach Krumbach mit dem Radübergang über die Bundesstraße 300 am Ortseingang Ursberg sowie die neue Ampelschaltung für blinde und sehbehinderte Menschen in Krumbach. Zudem erfuhr mancher Bürgermeister – bei inklusiven Spaziergängen selbst im Rollstuhl sitzend –, welche Barrieren es in seiner Kommunen für Menschen mit Behinderung immer noch abzubauen gilt.
Gelernt, für sich selbst zu sprechen
Beim Wort „Inklusion“ liege die Betonung auf „gemeinsam“, so die Macher von „Grenzenlos“. Denn was nütze es, wenn Menschen mit und ohne Handicap unter sich blieben und so kein Verständnis füreinander aufbringen könnten? Deshalb war es während des Projekts sehr wichtig, Angebote für die breite Öffentlichkeit zu machen: „Grenzenlos“ führte Schulprojekte durch, in denen Kinder und Jugendliche Handicaps mit Rollstühlen oder mit Simulationsbrillen selbst erfahren konnten. Erfolgreiche kreative Ferienprogramme gab es ebenso wie Kooperationen mit lokalen Vereinen, Firmen und den Inklusionsbeauftragten der Kommunen. Auch eine Live-Veranstaltung bei der Gewerbeschau „KRU 2019“ sorgte für Aufmerksamkeit. Ein Film- und Fotoprojekt unter dem Thema „Gemeinsam leben“ wurde durchgeführt und eine eigene Homepage für die Selbstvertretungsgruppe „Gemeinsam stark“ errichtet: https://svg-gemeinsamstark.de. Lichtergrüße fanden vor Altenheimen in der dunklen Corona-Zeit statt. Auch der Sport brachte Menschen in inklusiven Bürgerläufen in Münsterhausen, Thannhausen und in Ziemetshausen zusammen. Die Gruppe „Gemeinsam stark“ bestehe auch nach dem offiziellen Ende des Inklusionsprojekts fort und freue sich über weitere Zugänge, so die Initiatoren. „Wir haben gelernt, für uns selbst zu sprechen und selbstbewusster zu werden“, sagte eine Mitstreiterin von „Gemeinsam stark“.
Richtung inklusive Kommunen
„Wir durften in den letzten fünf Jahren viele kleine und große Schritte Richtung inklusiver Kommunen gehen“, sagten die Projektleiterinnen Claudia Madl und Anita Landherr vom Dominikus-Ringeisen-Werk. „Unser Dank gilt allen Bürgermeistern, die uns dabei unterstützt haben sowie der Selbstvertretungsgruppe ‚Gemeinsam stark‘.“ Madl und Landherr hatten regelmäßige Sprechstunden in den beteiligten Gemeinden Krumbach, Münsterhausen, Ursberg, Thannhausen, Balzhausen und Ziemetshausen angeboten, um Menschen bei Behördenangelegenheiten oder privaten Problemen zu beraten. Als Dauerpartner am Projekt beteiligt war zudem die Volkshochschule Krumbach. Jetzt komme es darauf an, dass die Bürgermeister ihre Inklusionsbeauftragten weiterhin gut unterstützten. „Dranbleiben und weitermachen“, brachte es Anita Landherr auf den Punkt. Denn Inklusion sei niemals abgeschlossen. Jetzt müsse es erst recht weitergehen.
Bild: DRW/Liesenfeld